Abendblatt-Redakteur Kai Schiller spricht über die Gesprächsthemen der WG, die von Schlagerstars bis Fluchtaktionen sehr vielseitig sind.

Hallo Hamburg,

spätestens beim heutigen Frühstück wurde mir schlagartig klar, dass unsere Männer-WG nach 31 gemeinsamen Tagen so langsam an der Grenze der Belastbarkeit angekommen ist. Da überrascht es einen auch nicht mehr, wenn nach mehr als vier Wochen, in denen in erster Linie über Fußball philosophiert wurde, plötzlich Matthias Reim das Gesprächsthema am frühen Morgen ist. Ob man noch wisse, welcher sein erster großer Hit war, wollte einer wissen. Verdammt ich lieb Dich! Und sein zweiter? Ich hab geträumt von Dir! Und mit welcher Schlagersängerin war er noch mal verheiratet? Mit Michelle. Ist das nicht die, die mit ihrer Micky-Maus-Stimme ein Comeback nach dem anderen feiert und durch Familientragödien Schlagzeilen macht? Ja, genau die. Bislang war ich eher Fragen gewohnt wie zum Beispiel: Gegen wen ist Spanien eigentlich bei der WM 2006 ausgeschieden? Antwort: Gegen Frankreich. 3:1. Torschützen: Ribéry, Vieira, Zidane. Und Villa für Spanien. Oder: Für wen hat eigentlich Charles Takyi so gespielt? Antwort: St. Pauli, Greuther Fürth, St. Pauli, HSV-Amateure. Auch Geschichten von früheren Turnieren werden immer gerne ausgetauscht. So erzählte ein Kollege, wie er sich beim Joggen in Südafrika von einem wildgewordenen Zebra auf einen Baum retten musste. Und nun? Nun ist also Matthias Reim Thema Nummer eins. Noch will es hier keiner so wirklich wahrhaben, aber wahrscheinlich wird es langsam Zeit, sich von unserem Fußball-Biotop in Sopot zu verabschieden. Noch mehr Reim-Takyi-Zebra-2006er-Gespräche können jedenfalls nicht gesund sein.

In dem Sinne, bis morgen,

Kai Schiller

*Abendblatt-Redakteur Kai Schiller begleitet die deutsche Nationalmannschaft während der EM. Jeden Tag schreibt er einen Brief an Hamburg, heute aus Sopot bei Danzig.