Viele Fans trauten ihren Ohren nicht: Nach dem 1:0-Sieg gegen Portugal ließ ARD-Experte Scholl kaum ein gutes Haar an der Leistung des Siegschützen.

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Er war der Matchwinner für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beim EM-Auftakt gegen Portugal - doch für einen war der eine entscheidende Moment von Mario Gomez nicht genug: ARD-Experte Mehmet Scholl knöpfte sich nach dem 1:0 (0:0)-Sieg der DFB-Elf ausgerechnet den Schützen des goldenen Tores vor.

In der Analyse nach dem Spiel ließ Scholl kaum ein gutes Haar an der Leistung der deutschen Sturmspitze. Vor allem die nach eigener Bewertung mangelnde Laufbereitschaft Gomez' war dem Europameister von 1996 ein Dorn im Auge.

"Ich hab schon Angst gehabt, dass er sich wundgelegen hat und gewendet werden muss“, sagte Scholl zum sichtlich verdutzten Moderatoren-Kollegen Reinhold Beckmann. Gomez könne viel besser sein, wenn er mehr für das Team arbeitete. Doch er wolle wohl nicht und die Leistung wäre ganz furchtbar, unterirdisch und so was von mies gewesen, hätte er das Tor nicht geköpft. Und so weiter, und so fort. Was, bitte war in Scholl gefahren?

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Immer wieder kam der künftige Trainer der Bayern-Reserve auf die seiner Ansicht nacht geringe Laufbereitschaft der deutschen Sturmspitze zurück, die kurz vor Anpfiff für viele überraschend von Bundestrainer Joachim Löw den Vorzug gegenüber Miroslav Klose erhalten hatte. Gomez bewege sich zu wenig, die Verteidiger hätten zu wenige Anspielstationen. Dies ginge nur so lange gut, wie Gomez auch Tore mache, sagte Scholl. "Aber, er hat doch das Tor gemacht“, sagte also Beckmann.

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Doch auf den einzigen Treffer der Deutschen, erzielt durch Gomez in der 72. Minute per Kopf, ging Scholl gar nicht näher ein. Vielmehr hatte der TV-Experte weiter Gomez und dessen Gesamtauftritt auf dem Kieker. "Das gibt es im modernen Fußball eigentlich gar nicht mehr, dass Stürmer nicht mit nach hinten arbeiten", sagte Scholl.

Gomez selbst hingegen sah seine Leistung naturgemäß etwas anders. "Ich bin sehr glücklich, dass mir der Trainer das Vertrauen geschenkt hat - ich wollte etwas davon zurückgeben“, sagte der Stürmer im Hinblick auf seine Startnominierung.

Teamkollegen und Löw loben Gomez

Auch die Teamkollegen schätzten den Auftritt des Torschützen. "Mario ist in solchen Momenten im Sechzehner unglaublich“, bemerkte Kapitän Philipp Lahm zur Szene in der 72. Minute und stellte fest: "Das war auch für ihn persönlich ein wichtiges Tor.“

"Mario hat das Tor gemacht, Mats hat überragend gespielt. Damit haben beide ihre Aufstellung gerechtfertigt“, lobte Sami Khedira kurz und präzise in Anspielung auf den Dortmunder Abwehrspieler Mats Hummels auch den zweiten personellen Glücksgriffe von Joachim Löw. Der Bundestrainer räumte ein, dass Gomez natürlich ein ganz anderer Stürmertyp sei als der spielstarke Klose. Aber der Münchner erledigte den Job, der ihn auszeichnet, betonte Löw: "Eine Chance - ein Tor!“

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Eigentlich musste Gomez nach seinem 45. Treffer im 58. Pflichtspiel der Saison dem vierten Offiziellen Marcin Borski aus Polen dankbar sein. Denn als der Torjäger in der 72. Minute die Flanke von Khedira lehrbuchmäßig ins lange Eck köpfte, stand Konkurrent Klose längst an der Seitenlinie parat. "Wir wollten schon zwei Minuten früher auswechseln. Aber der vierte Schiedsrichter hat so lange gebraucht, das anzuzeigen“, schilderte Löw entspannt.

Ein Segen für Gomez. Eine Auswechslung - und auch sein drittes großes Turnier wäre für den sensiblen Münchner womöglich schon wieder gelaufen gewesen. "Ich habe gedacht, eine Chance kriegst du noch. Und genau so ist es gekommen“, erzählte der Torschütze. "Der Ball war abgefälscht bei der Flanke und kam mir genau auf den Schädel, da war es nicht mehr so schwierig“, schilderte er seinen triumphalen Moment.

Jetzt ist plötzlich der jahrelange Platzhirsch Klose in der Rolle des Herausforderers. "Mario ist in hervorragender Form. Ich muss dranbleiben und auf meine Chance warten - und die wird kommen“, erklärte Klose, der erst zum zweiten Mal nach der EM 2004 einen Turnierbeginn auf der Bank erleben musste - und das ausgerechnet am 34. Geburtstag: "Der Trainer hat so entschieden.“

Wie Mehmet Scholl in der Sturmfrage entscheiden würde, dürfte späetstens seit Sonnabendabend auch dem letzten deutschen Fußballfan klar geworden sein.

Mit Material von dapd