Der Bremer trainierte und fühlt sich bereit, der Bundestrainer hat sich noch nicht entschieden.

Ascona. Das Dings mit Frings wird immer mysteriöser. Der Bremer Mittelfeldspieler hatte sich im Vorrundenspiel gegen Österreich eine Rippe gebrochen, doch über die Schwere der Verletzung schweigt sich der DFB aus. Mediendirektor Harald Stenger tat sehr geheimnisvoll: "Ein Rippenbruch ist ein Rippenbruch, auch wenn die Rippe nur angebrochen ist. Wir aber werden nicht sagen, ob die Rippe nur angebrochen oder glatt gebrochen ist."

Auch die DFB-Mediziner äußern sich nicht. Frings will morgen im Halbfinale gegen die Türken unbedingt spielen, er trainiert voll mit, trägt dabei einen Schutzverband um die Rippen. Aus welchem Material dieser Schutz ist, darüber schweigt sich der DFB ebenfalls strikt aus. Stenger: "Dieser Schutz wird vor jedem Training angelegt, aber aus welchem Material der ist, sagen wir nicht." Warum nicht? Befürchtet der DFB ein Spielverbot durch die Uefa? Stenger: "Eines ist klar, wir machen nichts Verbotenes, es ist alles ganz legal."

Aber es wird ein Risiko bleiben, sollte Torsten Frings von Beginn an spielen. Ein Schlag in die Rippe, und Frings wäre schachmatt gesetzt. Nach zehn oder 15 Minuten wäre das unter Umständen ein großes Handicap für die deutsche Mannschaft. So oder so, Bundestrainer Joachim Löw rechnet mit seinem Routinier: "Torsten Frings trainiert ganz normal mit, für mich steht er zur Verfügung. Natürlich weiß ich, dass ein Rippenbruch nicht ganz ohne ist, aber gewisse Schmerzen wird der Torsten ertragen müssen."

Das Viertelfinale gegen Portugal hat allerdings gezeigt, dass mit Thomas Hitzlsperger und Simon Rolfes zwei adäquate "Ersatzspieler" bereitstünden. Damit liebäugelt auch Löw, der die Hürde Türkei als hoch einschätzt und nur rundum fitte Spieler einsetzen will. Zwar geht der Gegner stark ersatzgeschwächt ins Spiel, doch für den Bundestrainer steht fest: "Egal, wer bei den Türken ausfällt, sie haben 20 hervorragende Fußballer mit zur EM gebracht. Und die elf, die gegen uns antreten, werden alle Kräfte mobilisieren und bis zur letzten Sekunde kämpfen. Wir werden nicht überheblich in dieses Halbfinale gehen."

Gestern wurden die deutschen Spieler vom Trainerstab und von Scout Urs Siegenthaler ganz genau über jeden türkischen Gegenspieler informiert, über dessen Schwächen und Stärken. Nichts wurde ausgelassen, nichts wird dem Zufall überlassen. Löw, der bei zwei türkischen Vereinen als Trainer tätig war (Fenerbahce und Adanaspor), kennt die meisten türkischen Spieler und weiß, was auf sein Team zukommen wird: "Die Türken werden mit Leidenschaft und mit Herz zur Sache gehen, und so lange das Spiel nicht abgepfiffen ist, werden sie alles geben." Der 48-Jährige weiß auch um die Emotionen beim Gegner, er schwärmt geradezu von der einzigartigen Mentalität der Türken: "Ich habe von meiner Zeit als Trainer in der Türkei enorm profitiert, ich habe dort für das Leben gelernt. Ich hatte ein tolles Verhältnis zur Klubführung von Fenerbahce, auch zu den Medien, zu den Fans. Ich habe erfahren, was es heißt, sich mit einem Verein zu identifizieren." Dann begründet der Bundestrainer seine Liebe zum Gegner: "Der Stolz, die Identifikation mit dem Klub, ist in der Türkei so ausgeprägt wie sonst in keinem Land. Wer einmal ein Fan einer Mannschaft ist, ist es für das ganze Leben. Ich habe davon profitiert, ich schätze das Herzblut, mit dem die Fans bei der Sache sind, und ich schätze die Herzlichkeit, die Menschlichkeit und die unglaubliche Gastfreundlichkeit - ich bin immer mit offenen Armen empfangen worden."

Das wird morgen indes weniger eine Rolle spielen. Da geht es um das Finale, und Löw, der in der Türkei der "Gentleman-Trainer" genannt wird, ist auf jeden Fall für 90 Minuten oder länger der Gegner. Die Frage ist, ob Deutschland noch einmal, wie beim 3:2 gegen Portugal, wieder mit dem 4-2-3-1-System antreten wird. Für Innenverteidiger Per Mertesacker aber ist die Taktik eher zweitrangig: "Es kommt nicht so viel auf das System an, sondern vielmehr, wie wir uns auf dem Platz verhalten. Das ist der erste Ansatzpunkt." Kapitän Michael Ballack allerdings favorisiert klar die neue taktische Ausrichtung. Löw wird diese Frage auf jeden Fall noch mit den erfahrenen Spielern im Team besprechen: "Ich wäre schlecht beraten, wenn ich das nicht machen würde, aber eines ist auch klar: Die letzte Entscheidung in Sachen Taktik und Aufstellung trifft immer der Trainer."