Ascona. Mach's noch einmal, Basti! Im Spiel um Platz drei bei der WM 2006 traf Deutschland in Stuttgart auf Portugal, und es wurde die Nacht des Bastian Schweinsteiger. Der Münchner steuerte am 8. Juli zwei Tore der Extraklasse zum 3:1-Sieg der deutschen Mannschaft bei, Portugals Torwart Ricardo flog zweimal bildschön nach herrlichen Weitschüssen, aber vergeblich. Das tat er auch im Herbst 2006, im Champions-League-Spiel seines Klubs Sporting Lissabon gegen den FC Bayern, als wiederum Bastian Schweinsteiger aus der Entfernung traf. Da capo, "Schweini"!

Es wird allerdings heute Abend nicht nur auf den "Scharfschützen" aus dem Mittelfeld ankommen. Es gibt zwei weitere Schlüsselpositionen im deutschen Spiel: Philipp Lahm und Michael Ballack.

Der Kapitän wird höchst wahrscheinlich ohne seine "Rückendeckung" Torsten Frings auskommen müssen, ihm fehlt also sein bester Partner in der zentralen Position. Ein Umstand, den sich Ballack zu Nutzen machen wird? Bislang blieb der Kapitän spielerisch weit unter seinen Möglichkeiten, auch wenn er das Siegtor gegen Österreich schoss. Vielleicht investiert der Chelsea-Profi, der in den bisherigen drei EM-Spielen 34 Kilometer zurücklegte, diesmal von Beginn an etwas mehr, um wirklich zu einer tragenden Säule der Mannschaft zu werden.

Einer, der bislang immer 100 Prozent gegeben hat, ist Lahm. Der Abwehrspieler wird diesmal eine besonders harte Nuss zu knacken haben, denn über seine Seite erwarten die Deutschen den Superstar der kontinentalen Veranstaltung, Cristiano Ronaldo. Kann Philipp Lahm diesen schnellen, trickreichen, eleganten, zu Mätzchen neigenden Stürmer bremsen? Auf den kleinen Lahm mit dem großen Kämpferherzen kommt es heute in Basel ganz besonders an.

Wie natürlich auch auf Schweinsteiger. Der hatte bislang eine eher traurige EM: Bislang drückte er zweimal die Ersatzbank. Als er nach seiner zweiten Einwechslung überreagierte, kassierte er im Kroatien-Spiel nach einem Schubser eine Rote Karte, fehlte somit gesperrt im Österreich-Spiel. Nun darf er ran, und zwar von Anfang an.

"Natürlich habe ich die Tore gegen Ricardo noch im Kopf, aber jetzt gibt es ein neues Spiel, das hat so gar nichts mit der Vergangenheit zu tun, denn Portugal ist seit 2006 wesentlich stärker und reifer geworden", sagt Schweinsteiger und fügt an: "Für mich sind die Portugiesen die bislang beste Mannschaft dieses Turniers. Das wird ganz, ganz schwierig für uns."

Er weiß, dass er mit seinem Platzverweis einen schweren Fehler begangen hat, und genau deshalb will er sich besonders in diesem Spiel zeigen: "Ich will der Mannschaft helfen, will von Beginn an Akzente setzen." Und eventuell auch das eine oder andere Tor schießen. Vielleicht platzt ja jetzt, da "Schweini" zum Stammspieler befördert wird, der Knoten der gesamten Mannschaft, denn bislang lief nicht viel im deutschen Spiel. Obwohl Schweinsteiger sagt: "Die 90 Minuten gegen Polen waren sehr gut, und ich hoffe, dass wir an jene Leistungen anknüpfen können, die wir zu Beginn der EM-Qualifikation gezeigt haben. Der Sieg in Tschechien damals beispielsweise, das was ein starkes Spiel von uns, das erhoffe ich mir auch bei dieser EM noch, schon gegen Portugal."

Der 23-Jährige wird dabei zum großen Hoffnungsträger. Die Wende mit "Schweini"? Motiviert dürfte er genug sein, denn er hatte sich mehr von diesem Turnier erhofft als die Ersatzbank. "Natürlich ist man enttäuscht und frustriert, wenn man nicht zum Einsatz kommt, aber für mich zählt die Mannschaft. Ich habe mich für das Team gefreut, als wir gegen Polen und Österreich gewonnen haben, ich fühle mich als Teil der Mannschaft. Ich will immer spielen, will dem Spiel meinen Stempel aufdrücken, aber dazu bekomme ich ja gegen Portugal Gelegenheit."