Es ist das Wesen des Spiels: Am Ende wird nur eine Mannschaft den Gipfel der Lust erklimmen, den Gewinn der Europameisterschaft. Alle anderen, Spieler wie deren Anhänger, sind dazu verdammt, durch das Tal der Tränen zu gehen, sich mit ihrer Trauer über einen geplatzten Traum auseinanderzusetzen.

Wobei Trauer und Tränen nur bedingt zueinander gehören. Zum einen gibt es auch das tränenlose Weinen, was zuweilen als noch intensiver empfunden wird, weil es weniger befreiend wirkt.

Denn: Der Fluss der Tränen aus dem so genannten "Apparatus lacrimalis" soll im besten wie im doppelten Sinne reinigende Wirkung haben. Zum einen: "Durch das Weinen fließt die Traurigkeit aus der Seele heraus", so Thomas von Aquin (1225-1274). Zum anderen: Evolutionsbiologisch dient die klare Tränenflüssigkeit dem Schutz des empfindlichen Auges. Sie spült Fremdkörper von Linse und Hornhaut, ist offenkundig ein enger Verwandter des Blutes, worauf der identische Salzgehalt von 0,9 Gramm pro Liter bei beiden Körperflüssigkeiten hindeutet.

Warum wir bei Traurigkeit weinen, ist nicht endgültig geklärt. Sicher spielt das Weinen evolutionsbiologisch eine Rolle in der Pflege des Nachwuchses, da die noch nicht sprachfähigen Babys auf diese Weise auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machen können. Aber: Später ist der Mensch auch zu Tränen der Wut, des Schmerzes, der Rührung ja sogar des Lachen und der Freude fähig. Dementsprechend sollte man mit dem Ausdruck "Tränen lügen nicht" etwas vorsichtig sein. Sie können halt viel bedeuten!