Donadoni und van Basten feierten mit dem AC Mailand große Triumphe. HSV-Star van der Vaart buhlt um Angebote von Topklubs.

Bern. Als Spieler Freunde, als Trainer Gegner: Seite an Seite haben Roberto Donadoni und Marco van Basten beim AC Mailand einst großartige Triumphe gefeiert, nun stehen sie sich mit ihren Teams als Kontrahenten bei der Fußball-Europameisterschaft gegenüber. Mit einer Mischung aus Freude, leichtem Unbehagen und großem Respekt fieberten die Nationaltrainer Italiens und der Niederlande dem EM-Auftakt in der schweren Gruppe C gestern Abend in Bern entgegen (das Spiel war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet). "Wir haben zusammen Fußball gespielt, aber auch viel Golf. Er ist ein echter Sportsmann und ein Siegertyp", sagt Bondscoach van Basten über Donadoni. Und der Italiener gibt die Komplimente zurück: "Er ist ein sehr guter Freund, wir sehen uns immer noch regelmäßig. Ich habe großen Respekt vor ihm, er ist ein kompetenter Trainer."

Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre gewannen van Basten und Donadoni mit Milan alles, was es zu gewinnen gibt: Vier Meistertitel, dreimal den Europapokal (1989, 1990) beziehungsweise die Champions League (1994). Der italienische Mittelfeldspieler beeindruckte als eleganter Vorbereiter, der holländische Stürmer als genialer Vollstrecker, der für die Mailänder in 147 Spielen 90 Tore erzielte.

Auch nach dem Ende ihrer Profikarrieren blieb das Dreamteam unzertrennlich. Ohne sportliche Rivalität kommen sie bis heute nicht aus. Den Fußball brauchten sie bislang dafür nicht. Stattdessen treffen sich Donadoni und van Basten regelmäßig auf anderem Grün. Jedes Jahr tragen sie mit ihren Golfteams Duelle aus. "Das letzte haben wir gewonnen", erzählt der ehemalige Milan-Kollege Mauro Tassotti stolz, und wertet dies als gutes Omen: "Roberto hat gegen Marco die entscheidende Partie gewonnen. Er weiß also, wie man ihn schlägt."

Als Trainer warten die Weggefährten noch auf den großen Coup. Vor seiner Berufung zum "Commissario tecnico" nach der WM 2006 als Nachfolger von Marcello Lippi arbeitete Donadoni bei Provinzklubs in Lecco und Livorno. Der Vertrag des 44-Jährigen als Nationalcoach wurde zwar bis 2010 verlängert, enthält aber eine Erfolgsklausel. Angeblich muss er mindestens das EM-Halbfinale erreichen.

Donadonis Zukunft ist also ungewiss, van Bastens dagegen geklärt. Nach vier Jahren als Bondscoach kehrt der 43-Jährige nach der EM als Klubtrainer zu seinem Stammverein Ajax Amsterdam zurück. Ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter. Der frühere Mitspieler Franco Baresi hätte ihm das nicht zugetraut. "So oft wie er sich mit Arrigo Sacchi gestritten hat, hätte ich nie geglaubt, dass er mal Trainer wird." Der legendäre Milan-Coach habe sie auch in ihrer Entwicklung als Trainer geprägt, berichten beide Schützlinge. Eine gewisse Liebe zum Detail ist allen gemein. "Es ist schön, zwei solch großartige Spieler nun als Trainer wiederzusehen. Jetzt müssen sie mit ihren Mannschaften überzeugen und siegen", sagt Sacchi, und fügt schmunzelnd an, dass sich van Basten kürzlich bei ihm entschuldigt habe. "Dafür, dass er mir so viele Probleme bereitet hat. Er hat zu mir gesagt: 'Mister, jetzt verstehe ich Sie.'" Auch Donadoni lobt seinen Lehrmeister: "Zweifellos hat er uns geprägt. Ich glaube, dass in uns beiden ein wenig von Sacchis Konzepten steckt."

Van Basten zeigt großen Respekt vor der Arbeit seines Freundes, mit dem er zuweilen den Urlaub verbringt. "Er hat nicht den leichtesten Job angetreten, als er den Weltmeister übernahm. Aber er hat die Herausforderung angenommen, das ist beeindruckend", sagt der Niederländer. "Roberto ist ein Kämpfer, er will immer gewinnen. Wenn sein Team so spielt, wie er ist, dann ist es sehr schwer für uns."

Van der Vaart redet über Wechsel Vor dem Spiel gegen Italien hat HSV-Profi Rafael van der Vaart (25) erneut Wechselgedanken geäußert. "Die EM ist meine Chance, obwohl ich betonen möchte, dass ich seit ein paar Jahren auf hohem Niveau spiele. Jeder weiß mittlerweile, was ich kann, und was ich nicht kann. Aber so ein Turnier ist natürlich sehr wichtig. Wenn ich sehe, dass fast alle meiner Nationalmannschaftskollegen bei europäischen Topteams spielen, dann würde ich auch gern den nächsten Schritt machen", sagte der Hamburger Mittelfeldspieler dem Internetportal "SPOX.com". Van der Vaart, der beim HSV einen Vertrag bis 2010 hat, nannte Spanien als bevorzugtes Ziel, ist aber auch für andere Angebote offen. "Ich habe zwar oft gesagt, dass ich mir Spanien gut vorstellen könnte, aber ich möchte nichts ausschließen. Es sollte nur ein Topverein sein, und ich muss bei der Unterschrift ein gutes Gefühl haben."

Bisher läge in Hamburg kein Angebot vor, versicherte HSV-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer. Er könne sich einen Verbleib des Kapitäns durchaus vorstellen. "Rafael weiß, was er an Hamburg hat. Ich denke nicht, dass er das für jeden anderen Klub opfern wird", sagte er dem "Kicker". Er könne zwar ein Sommertheater wie im vergangenen Jahr, als van der Vaart sich sogar in einem Valencia-Trikot fotografieren ließ, um einen Wechsel zu erzwingen, nicht ausschließen. "Aber im Gegensatz zum Vorjahr gibt es jetzt die Abstimmung, dass wir ihm keine Steine in den Weg legen würden, wenn ein absoluter Topklub ein entsprechendes Angebot unterbreiten würde. Aber klar ist auch: Wir haben unsere Vorstellungen und müssen planen."

Van der Vaart sei ein außergewöhnlicher Spieler, der seine Qualitäten bereits nachgewiesen habe, betonte Beiersdorfer. Die sollte man kennen und ihn nicht nur nach den Leistungen bei einer Europameisterschaft verpflichten. "Ich denke, wenn ein Klub Rafael ausschließlich nach den Eindrücken der EM verpflichten will, dann sollte er nicht zu diesem Klub wechseln", sagte Beiersdorfer.