Münchens Sportvorstand rügt den Präsidenten wegen dessen Kritik an Stürmer Mario Gomez: “So richtig hat uns das nicht gefallen.“ Heynckes genervt.

Hamburg/München. Die Diskussionen bei Bayern München um Mario Gomez haben eine neue Dimension erreicht: Der neue Sport-Vorstand Matthias Sammer hat erstmals sogar Präsident Uli Hoeneß kritisiert und dessen Angriff auf den Torjäger mit deutlichen Worten zurückgewiesen. "Der Präsident hat alle Rechte, aber so richtig hat uns das nicht gefallen. Das ist doch klar“, sagte der Europameister von 1996 am Rande des Liga-total!-Cups in Hamburg bei SAT.1.

Die Kritik an Nationalstürmer Gomez ziehe sich "seit der Europameisterschaft wie ein Kaugummi. Aber ich werde nicht zulassen, dass ein Spieler von Bayern München öffentlich kritisiert wird“, betonte Sammer: "Der Präsident ist eine Persönlichkeit, die diesen Verein sehr geprägt hat. Aber wie er selbst sagt: Wenn wir den Schritt von gut zu sehr gut machen wollen, brauchen wir absolute Geschlossenheit.“

Sichtlich genervt war auch Trainer Jupp Heynckes vom seit Tagen schwelenden Thema beim deutschen Fußball-Rekordmeister. Zunächst wollte er am Sonnabend "gar nichts mehr dazu sagen. Wir schauen nur nach vorne“. Doch dann machte auch der 67-Jährige seinem Unmut über seinen Kumpel Hoeneß noch einmal Luft: "Früher hat man einen Spieler so motivieren können, heute nicht mehr.“

Deshalb war Sammer (44), der mit seiner Kritik an der Münchner "Abteilung Attacke“ zum ersten Mal in seiner Amtszeit bei den Bayern Profil zeigte, knapp drei Wochen vor dem Bundesligastart bemüht, Gomez den Rücken zu stärken. "Mario trainiert engagiert, er ist heiß und griffig, und wir müssen ihm wieder mehr Vertrauen geben. Er ist bei uns eine Konstante, natürlich muss er auch den Beweis antreten.“

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Beim Turnier in Hamburg war dies dem 27-Jährigen nicht gelungen. Im Halbfinale gegen Bremen (2:2, 2:4 i.E.) musste der Nationalspieler in der 42. Minuten mit Problemen am Sprunggelenk und an der Wade ausgewechselt werden.

Hoeneß wollte sich am Sonnabend nicht mehr äußern. In der vergangenen Woche hatte der Bayern-Präsident Angreifer Gomez bewusst öffentlich kritisiert, "als die letzte Möglichkeit, dass es besser wird“. Man müsse dem Nationalspieler ein "gewisses Phlegma“ austreiben, "ob es richtig war, werden wir in drei Monaten sehen“. Hoeneß räumte immerhin ein, dass dies "ein gewagter Weg“ sei: "Das kann man nicht jeden Tag machen, vielleicht nur alle zwei Jahre mal. Aber wenn du so etwas machst, hast du ja noch die Hoffnung, dass sich was ändert.“

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Ändern soll sich bei den "Vize“-Bayern ohnehin einiges. Der erste Auftritt beim Liga-total!-Cup brachte aber eher ein Deja-vu-Erlebnis. Nach einem Unentschieden gegen Bremen verloren die Münchner das Elfmeterschießen. Franck Ribery und erneut Bastian Schweinsteiger, beim verlorenen Champions-League-Finale der tragische Held, verschossen.

Er sei "nicht überrascht, dass wir uns hier schwergetan haben. Seit China hatten wir keinen Tag frei. Meine Spieler hatte schwere Beine“, sagte Heynckes. Und Superstar Arjen Robben fügte an: "Wir haben einen besseren Kader als letztes Jahr und konzentrieren uns auf die Meisterschaft.“ Es gebe "schlimmere Sachen auf der Welt als diese Niederlage“ - eine Diskussion um Mario Gomez etwa.