Korkut ist Nachfolger von Roger Schmidt. Zunächst ausdrücklich nur bis zum Saisonende. Aber doch auch mit einer Option.

Leverkusen. Platzhalter mit Hintertürchen: Tayfun Korkut soll Bayer Leverkusen in die Europa League retten – und darf im Falle einer erfolgreichen Mission auf ein Dauer-Engagement hoffen. Einen Tag nach der Entlassung des Spieler-Alibis Roger Schmidt präsentierte die Werkself überraschend den beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern wegen Perspektivlosigkeit zurückgetretenen Coach als Nachfolger.

Eigentlich soll der 42-Jährige, der nach eigener Auskunft „sehr, sehr gut“ mit seinem Fußballlehrer-Klassenkameraden Schmidt befreundet ist, ausdrücklich nur als Interimslösung bis zum Saisonende fungieren. Im Hintergrund bastelt Bayer an einer vermeintlich großen Lösung mit Lucien Favre (Nizza) oder Julian Nagelsmann (Hoffenheim).

Doch Sportchef Rudi Völler schloss auch nicht aus, dass Korkut auch über das Saisonende hinaus Bayer-Trainer bleibt. „Alles ist möglich“, erklärte er: „Das ist eine Chance für ihn, und auch für uns. Wir haben die Gelegenheit, uns anderweitig Gedanken zu machen. Aber ich weiß, dass er brennt und alles versuchen wird.“ Korkut selbst beschäftigt sich zunächst nicht damit. „Die Absprache ist sehr definitiv“, bestätigte der frühere Hannoveraner: „Es ist klar kommuniziert, dass Bayer das bis Saisonende machen will. Für mich ist das überhaupt kein Problem.“

Korkut soll Mannschaft vereinen

Seine Aufgabe ist aber klar umrissen. „Neue Impulse setzen, um das Ziel, international dabei zu sein, in Angriff zu nehmen“, beschrieb es Korkut, der erstmals am Freitag gegen Werder Bremen auf der Bayer-Bank sitzen wird. Vor allem aber soll er für einen Stimmungs-Umschwung sorgen. Schmidt habe Teile der Mannschaft am Ende verloren, gestand Völler ein, dem die Trennung des von ihm lange gestützten Trainers sichtlich zu schaffen macht.

Tayfun Korkut bei seiner ersten Trainingseinheit in Leverkusen
Tayfun Korkut bei seiner ersten Trainingseinheit in Leverkusen © dpa | Federico Gambarini

Deshalb nimmt der Sportchef nun vor allem die Spieler in die Pflicht. „Wenn es nicht lief, stand immer Roger Schmidt im Fokus. Dieses Alibi haben wir allen genommen, diese Entschuldigung ist jetzt weg“, erklärte er: „Jeder Einzelne steht jetzt noch mehr in der Pflicht. Das werde ich der Mannschaft auch eindringlich sagen. Jetzt zählt’s!“

Jörn Wolf verlässt Leverkusen

Veränderungen gibt es auch im Trainerstab. Neben Schmidts Assistent Markus Krösche muss auch Jörn Wolf gehen, der erst im Januar als „Koordinator Trainer- und Funktionsteam“ engagiert wurde. „Das war auch sein Wunsch, weil die Konstellation so war, um Roger Schmidt zu stärken“, betonte Völler: „In der jetzigen Konstellation macht das keinen Sinn.“ Korkut bringt noch seinen Stamm-Assistenten Xaver Zembrod mit, der Rest des Stabes bleibt unverändert.

Geschäftsführer Michael Schade lobte Schmidt, der „seine Spuren hinterlassen und nachhaltig Werte geschaffen“ habe. Dass der Coach angesichts eines Vertrages bis 2019 eine Abfindung von zehn Millionen Euro erhalte, sei aber „völlig aus der Luft gegriffen“. Völler kommentierte derweil mit einem Augenzwinkern Schmidts seltsame Ausführungen vom Sonnabend, als er nach dem 2:6 bei Borussia Dortmund von einem „guten Schritt in die richtige Richtung“ gesprochen hatte. „Das war ein typischer Roger Schmidt“, erläuterte er: „So ein bisschen gegen den Rest der Welt. Er ist halt der Typ, der gegen den Wind läuft.“ Und sich damit in Leverkusen am Ende verrannte.