Manchester/Mönchengladbach. Das Interesse an dem letzten Länderspiel des Kapitäns ist gering. Löw hat dafür Erklärungen parat - nicht aber für das Ende Ballacks.

Der Kapitän geht und keiner kommt: Wenn sich Bastian Schweinsteiger am Mittwoch gegen Finnland (20.45/ZDF) aus der Fußball-Nationalmannschaft verabschiedet, droht eine unwürdige Kulisse. Am Montag war nicht einmal die Hälfte der 43.000 Tickets für den Borussia-Park in Mönchengladbach verkauft.

"Es ist ein bisschen schade für Bastian, wenn das Stadion nicht ausverkauft sein sollte", sagte Bundestrainer Joachim Löw, äußerte aber auch Verständnis. "Es ist ein bisschen unglücklich. Es gab die EM, Olympia, die Bundesliga hat wieder begonnen. Außerdem ist der Anstoß recht spät und die Schule hat wieder begonnen", meinte der Bundestrainer: "Aber ich hoffe, dass noch einige Zuschauer kommen werden."

Löw liegt der Abschied seines Kapitäns sehr am Herzen, war dieser doch jahrelang ein vertrauensvoller Ansprechpartner. Als Schweinsteiger Joachim Löw über seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft informierte, machte Löw ihm direkt ein Versprechen: Er habe ihm wie auch Lukas Podolski "direkt ein Abschiedsspiel zugesagt", berichtete Löw.

Klose und Lahm wollten keinen Abschied

Es wird das erste mal sein in der zehnjährigen Amtszeit des 56-Jährigen, dass ein Spieler aus dem DFB-Team auf dem Platz verabschiedet wird. "Grundsätzlich hat der DFB entschieden, dass es keine speziellen Abschiedsspiele mehr gibt", erklärte Löw: "Ich habe aber die Möglichkeit, jemanden in einem Testspiel nochmal dazuzunehmen. Und es ist für mich kein Problem, Basti und Lukas auflaufen zu lassen und nach 60 oder 70 Minuten auszuwechseln."

Michael Ballack, Miroslav Klose und Philipp Lahm wurde diese Ehre nicht zuteil. "Klose und Lahm wollten nicht", erklärte Löw. Zu Ballack sagte er nichts. In der Zukunft werde man "grundsätzlich von Situation zu Situation" entscheiden.

Löw ließ neben einem ausführlichen Lob an Schweinsteiger und dessen Verdienste aber auch durchblicken, dass es für den 32-Jährigen wie auch den im März letztmals auflaufenden Podolski künftig schwer geworden wäre. "Für beide ist es ein sehr guter Zeitpunkt gewesen", ließ Löw durchblicken: "Beide haben die Nationalmannschaft geprägt und mit dem WM-Titel das Maximum erreicht. Es war von beiden der richtige Entschluss, sich auf die Vereinsmannschaft zu konzentrieren. Für mich war das absolut in Ordnung."

Fanclub plant eine Choreographie

Der DFB bemüht sich jedenfalls, auch ohne die passende Zuschauerzahl einen würdigen Rahmen zu schaffen. Der Fanclub verspricht eine besondere Choreografie und am Ende wird wohl die eine oder andere Träne fließen. Es könnte schließlich Schweinsteigers letztes Spiel überhaupt auf der europäischen Fußball-Bühne sein.

Denn die Karre ist ganz schon verfahren. José Mourinho, Teammanager von Manchester United, stellte noch einmal klar, dass es der von ihm aussortierte Schweinsteiger "sehr schwer haben wird, zu spielen". Und Schweinsteiger stellte unbeeindruckt vom Interesse von Juventus Turin und Paris St. Germain klar, dass Manchester "mein letzter Club in Europa sein wird".

Am Mittwoch wird er es genießen, in seinem 121. und letzten Länderspiel noch einmal auf dem Platz zu stehen. Sollte es einen Elfmeter für Deutschland geben, wird er ihn vielleicht schießen dürfen.

Schweinsteiger übergibt an Neuer

Und irgendwann kurz vor Schluss wird die Nummer 7 am Spielfeldrand aufleuchten, die Zuschauer im Borussia-Park werden sich erheben, Schweinsteiger erst die Spielführerbinde an Manuel Neuer übergeben und dann klatschend und gerührt vom Spielfeld gehen. Das wird es dann gewesen sein. Nach zwölf Jahren im Nationalteam, nach "Poldi und Schweini" beim "Sommermärchen" 2006, einem heroischen Auftritt als unverwüstlicher Krieger im WM-Finale 2014 und zwei unglücklichen Jahren als Spielführer mit dem ungeschickten Handspiel im EM-Halbfinale gegen Frankreich (0:2).

Das wird nun zumindest nicht der Abschluss gewesen sein. Auch wenn der Rahmen für den endgültigen Abschied nicht passt.