Santiago de Chile. Immer wieder Kolumbien: Beim Wiedersehen mit Zúñiga verlor Brasiliens Superstar am Ende die Nerven. Und eine Pleite gab es obendrein.

Selbst die erfrischende Dusche nach Rot konnte Neymar nicht beruhigen. Brasiliens Superstar witterte eine Verschwörung der Schiedsrichter. „Sie wenden die Regeln gegen mich an“, protestierte er nach der 0:1-Pleite gegen Kolumbien bei der Copa América. Kurz zuvor hatte der 23-Jährige am Mittwochabend (Ortszeit) die Rote Karte gesehen, weil er „leider nicht die nötige Ruhe“ hatte, wie sein Trainer Carlos Dunga fand. Wieder ist Kolumbien zum Alptraum des Barcelona-Profis geworden. Ein Jahr nach dem brutalen Foul von Juan Zúñiga im Viertelfinale der Heim-WM verliert die Seleção ihren Schlüsselspieler erneut gegen die Cafeteros. Und bangt vor der nächsten Schmach.

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Dabei waren die Brasilianer zumindest auf dem Weg der Genesung. Seit seinem Amtsantritt hatte Dunga alle Spiele gewonnen. Sein Vorgänger Luiz Felipe Scolari und die historische 1:7-Niederlage gegen Deutschland schienen langsam in Vergessenheit zu geraten. Dann kam Kolumbien - und jetzt droht der Seleção sogar das Vorrundenaus bei der Copa.

Dunga: "Sind auf Provokationen hereingefallen"

„Wir sind auf die Provokationen hereingefallen. Kolumbien ist ein Meister darin, und unsere Spieler haben die Provokationen angenommen“, sagte Dunga. Vor allem Neymar, der den Ball nach Abpfiff mit voller Wucht gegen Pablo Armero drosch und nach einer anschließenden Rangelei wie auch Kolumbiens Carlos Bacca die rote Karte bekam. Für mindestens zwei Spiele dürfte der Stürmer den Brasilianern fehlen. Wie lang die Sperre tatsächlich ausfallen wird, war zunächst unklar.

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„Die Schiedsrichter müssen aufhören zu denken, dass sie Hauptdarsteller wären“, sagte Neymars Teamkollege Dani Alves. Kritisieren wollte den Superstar im eigenen Lager zumindest öffentlich niemand. Stattdessen meldete sich Kolumbiens Stürmerlegende Faustino Asprilla über Twitter zu Wort und bezeichnete Neymar als „eine Lüge für den Fußball“. „Geh nach Hollywood“, empfahl er ihm. Kurze Zeit später löschte er den Tweet.

Brasilianische Fußballseele weiter gekränkt

Ohne den Stürmer vom FC Barcelona tritt Brasilien, aktuell Tabellendritter, am Sonntag zum Endspiel der Gruppe C gegen Tabellenführer Venezuela an. Die ersten beiden Teams der insgesamt drei Gruppen kommen sicher ins Viertelfinale, außerdem die zwei besten Dritten. Die Seleção hat es nach wie vor in der eigenen Hand.

Trotzdem ist die Sorge vor einem Ausscheiden groß. Die immer noch schwer gekränkte brasilianische Fußball-Seele sehnt sich nach einem Titel. Auch knapp ein Jahr nach dem 1:7 wird in den Medien regelmäßig an die historische Schmach erinnert. Ein Copa-Triumph würde das - zumindest vorerst - verdrängen.

„Ich muss eine Nacht darüber schlafen und werde mir dann Gedanken machen, wie wir ohne Neymar spielen werden. Wir haben schon mal ohne ihn gespielt“, sagte Dunga mit Blick auf das entscheidende Spiel gegen Venezuela. „Wir können das als Gruppe auffangen.“ (sid)