Barcelona. Selbst das 0:3 beim FC Barcelona, bei dem sich die Bayern am Ende wie ein Schülerteam verhielten, lässt in München niemanden schäumen.

Pep Guardiola saß auch weit nach Mitternacht noch gestikulierend im "Salon Catalunya" des noblen Hotels Princessa Sofia in Barcelona und versuchte, das völlig missglückte Rendezvous mit seiner alten Liebe irgendwie in Worte zu fassen. Seine Spieler hatten da schon längst frustriert das Bankett verlassen. Das bittere 0:3 (0:0) beim FC Barcelona hatte nicht nur Trainer Guardiola bei der Rückkehr in seine Heimat, sondern den ganzen FC Bayern ins Mark getroffen.

An eine Sternstunde am kommenden Dienstag (20.45 Uhr/Sky und ZDF) beim Rückspiel in München wollte nach der Gala des überragenden Lionel Messi keiner mehr so recht glauben - auch wenn Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bei seiner obligatorischen Rede trotz einer schlimmen 17-Minuten-Lektion verzweifelt bemüht war, mit Blick auf das ersehnte Finale in Berlin am 6. Juni Zuversicht zu verbreiten.

Pressestimmen zur Bayern-Pleite bei Barca

„Ekstrabladet“ (Dänemark)

„Bayern wurde messikriert“

„Gazzetta dello Sport“ (Italien)

„Bayern überrollt: Fantamessi. Das Barca-Ass ist wieder der Gott des Fußballs. Mit zwei Toren wirft er Pep um, dann die Vorlage für Neymar. Der Außerirdische: 21 Männer und Messi. In drei Minuten zerstört er Bayern. Der entfesselte Argentinier erzielt einen legendären Doppelpack. Barcelona demütigt seinen Ex-Freund Guardiola, der 77 Minuten besteht, aber keinen Schuss abgibt. Der Individualist triumphiert über das Kollektiv.“

„Corriere dello Sport“ (Italien)

„Messi Show, Bayern im Sturzflug. Meisterhafter Doppelpack von Messi, Barca demütigt Pep. Fantastisches Barca: Es gibt einen einzigen König: Messi. Leo besiegt Guardiola in drei Minuten. Unmöglich, dieses Talent zu verteidigen: Pep hat wieder einmal Recht gehabt.“

„Tuttosport“ (Italien)

„Messi, der Außerirdische radiert Bayern aus. Doppelpack von Leo, plus Neymar: Drei Tore in 15 Minuten. Barca reserviert sich das Finale. Guardiola experimentiert und scheitert. In der ersten Halbzeit hält Neuer die Deutschen auf den Füßen. Dann kommt der Floh: Ein Spektakel.“

„De Volkskrant“ (Niederlande)

„In der zweiten Halbzeit war das Positionsspiel der Bayern besser, die Willenskraft stärker. Aber dann stand Messi auf, der König der Individualisten, der Spieljunge, der Klärung und Erlösung bringt und nie vollständig zu stoppen ist.“

"De Telegraaf" (Niederlande)

"Masterclass Magischer Messi. So erlebte Bayern-Trainer Pep Guardiola bei der Rückkehr zu seiner großen Liebe einen wahrhaftigen Alptraum durch Messi, dem er so geholfen hat, der beste Spieler der Welt zu werden. Es zeigte sich, dass Spiele am Ende von den Spielern und nicht von Trainern entschieden werden.“

„Dagbladet“ (Norwegen)

„Messi-Magie hat die Bayern in Stücke zerfetzt.“

„Kronen Zeitung“ (Österreich)

„Auch Gigant Neuer gegen die Messi-Gala machtlos. Bis zur 77. Minute hielt der weltbeste Tormann alles, was es zu halten gab - doch dann schlug der Beste im Doppelpack zu.“

„Kurier“ (Österreich)

„Lionel Messi ist ein Phänomen. Mehr als 70 Minuten wirkte er blass, nicht entschlossen genug, manchmal fahrig. Und dann macht er binnen drei Minuten den Unterschied.“

„Österreich“ (Österreich)

„Später Messi-Doppelpack bricht Münchnern Genick.“

„Expressen" (Schweden)

„Messis Tor-Show: Barcelona knackt die Bayern.“

„As“ (Spanien)

„Bayerns Trainer wusste, dass die Partie zwischen seiner Mannschaft und Barcelona so ausgeglichen war, dass nur ein Genie wie Messi sie entscheiden konnte.“

„El País“ (Spanien)

„Messi zerstört Guardiolas großes Bauwerk. Guardiola hatte kein Gegenmittel gegen Messi.“

„El Mundo“ (Spanien)

„Messi denkt nicht mehr an Guardiola.“

„Sport" (Spanien)

„Genial, brutal, unaufhaltsam...Danke, Messi. Ja, ja, ja, wir fahren nach Berlin. Pep war mutig und hatte Barca in die Ecke gedrängt, bis das Genie übernommen hat. Das schönste Spiel der letzten Jahre konnte nur mit Messi auf dem Gipfel enden. Er ist purer Fußball, wunderbar, einzigartig und tödlich. Guardiola kann dem großen Genie nichts entgegensetzen.“

„Marca“ (Spanien)

„Messi verschlingt Pep. Messi reißt die Mauer nach Berlin nieder.“

„La Vanguardia“ (Spanien)

„Guardiola hat einfach nicht genug Spieler von einer so hohen Qualität, um mit Bayern zu wiederholen was er bei Barca hatte, vor allem in der Verteidigung.“ Messi war unaufhaltsam. Er war der Beste der Welt. Der Mann, der mit einem Ball am Fuß alles machen kann.“

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"Es hilft kein lamentieren, wir haben noch ein Spiel und wir heißen Bayern München - und manchmal gibt es bei Bayern München so etwas wie ein Fußball-Wunder", sagte der Bayern-Boss - und rund 500 Edelfans applaudierten spontan.

Matthäus kritisiert Guardiola: Entscheidungen nicht die glücklichsten

Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat Bayern-Trainer Pep Guardiola nach der 0:3-Niederlage im Halbfinal-Hinspiel der Champions League kritisiert. "Nach wie vor halte ich ihn für einen tollen Trainer, aber zur Zeit sind seine Entscheidungen nicht die glücklichsten. Auch dann die Auswechslung von Thomas Müller war dann irgendwie ein Bruch. Die vielen Umstellungen, die vielen Positionswechsel und die vielen Positionen, die die Spieler spielen müssen, die sie nicht gewohnt sind, sind nicht förderlich für die Sicherheit und für die Kompaktheit", sagte Matthäus bei Sky Sport News HD.

Grundsätzlich könne der Trainer machen, was er wolle. Es habe fast alles funktioniert über knapp zwei Jahre. Gegen Borussia Dortmund und Barcelona habe ihn aber das Glück verlassen, so Matthäus. An eine Wende im Rückspiel glaubt der Weltmeister von 1990 nicht mehr: "Wenn alles normal läuft, dann geht es nur um Schadensbegrenzung. Ein Unentschieden gegen diese Übermannschaft von Barcelona wäre in der jetzigen Phase für den FC Bayern schon ein Achtungserfolg".

Neuer mit kleinlauten Parolen

Die Bayern klammerten sich nach der höchsten Auswärtspleite in der Champions League seit dem 0:4 im April 2009, damals auch im Camp Nou, an den letzten Strohhalm und vor allem an das Viertelfinale gegen den FC Porto. "Unser letzter Tropfen Hoffnung ist Porto", meinte der tief enttäuschte Torhüter Manuel Neuer.

+++ Reaktionen auf das 0:3 +++

Der überragende Weltmeister hatte nach einigen Weltklasse-Paraden am Ende auch nichts mehr gegen den genialen Messi ausrichten können, der in der 77. und 80. Minute traf und das 3:0 durch Neymar (90.+4) vorbereitete. Dennoch schob er tapfer hinterher: "Sag niemals nie!" Gegen Porto hatten die Bayern einem 1:3 eine 6:1-Gala in der Allianz Arena folgen lassen.

Ewige Torschützenliste der Champions League

1. Lionel Messi

FC Barcelona, 77 Treffer

2. Cristiano Ronaldo

Manchester United/Real Madrid, 76 Treffer

3. Raúl

Real Madrid/Schalke 04, 71 Treffer

4. Ruud van Nistelrooy

PSV Eindhoven/ Manchester United/Real Madrid, 56 Treffer

5. Thierry Henry

AS Monaco/Arsenal/ Barcelona, 50 Treffer

6. Andrej Schewtschenko

AC Mailand/FC Chelsea/ Dynamo Kiew, 48 Treffer

7. Filippo Inzaghi

Juventus Turin/ AC Mailand, 46 Treffer

8. Didier Drogba

Olympique Marseille/ Galatasaray Istanbul/ FC Chelsea, 44 Treffer

9. Zlatan Ibrahimovic

Ajax Amsterdam/ Juventus Turin/Inter Mailand/FC Barcelona/ AC Mailand/Paris St. Germain, 43 Treffer

10. Alessandro Del Piero

Juventus Turin, 42 Treffer

10. Karim Benzema

Olympique Lyon/Real Madrid, 42 Treffer

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Barcelona mit dem 111-Tore-Wundersturm Messi, Luis Suárez und Neymar sei zwar "eine andere Qualität", merkte Rummenigge an, "aber auch gegen Porto waren nicht viele Optimisten im Stadion. Wir haben die Verpflichtung, noch mal alles zu geben. Ich weiß nicht, ob es reicht. Aber wir sind stolz und werden noch einmal alles reinlegen." Im Moment deutet allerdings alles auf eine ähnliche Pleite hin wie im Vorjahr im Halbfinale gegen Real Madrid (0:1/0:4).

Müller: "Es wäre eine Sensation"

Erst einmal überhaupt gelang es einer Mannschaft in der Königsklasse, einen derartigen Rückstand noch zu drehen: 2004 gewann La Coruna nach einem 1:4 beim AC Mailand daheim noch 4:0. "Das Ding noch zu drehen, wäre eine Sensation", betonte deshalb auch Thomas Müller.

Aufholjagden deutsche Clubs

1999/00, Uefa-Cup

Werder Bremen – Olympique Lyon 4:0, nach: 0:3

1988/89, Landesmeister-Cup

Werder Bremen – Dynamo Berlin 5:0, nach: 0:3

1987/88, Uefa-Cup

Werder Bremen – Spartak Moskau 6:2 n.V., nach: 1:4

1987/88, Uefa-Cup (Finale)

Bayer Leverkusen – Espanyol Barcelona 3:0, 3:2 i.E., nach: 0:3

1980/81, Pokalsieger-Cup

Carl Zeiss Jena – AS Rom 4:0, nach: 0:3

1958/59, Landesmeister-Cup (Finale)

FC Schalke 04 – BK Kopenhagen 5:2 (3. Spiel 3:1), nach: 0:3

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Zumal die Bayern im Camp Nou zwar bis zum Rückstand "heldenhaft verteidigten" (Rummenigge), ansonsten aber ohne die verletzten Superstars Arjen Robben und Franck Ribéry, die auch am Dienstag fehlen werden, herzlich wenig zu bieten hatten. Vor allem das Mittelfeld um die Auslaufmodelle Xabi Alonso und Bastian Schweinsteiger bekam das Geschehen nicht in den Griff. Guardiola fehlen aber die Alternativen.

Klägliches Verhalten in der Schlussphase

Zudem hinterließ die Schlussphase, in der der FC Bayern wie eine Schülermannschaft auftrat, tiefe Spuren. "Man muss das als Mannschaft weiter verteidigen und darf sich nicht so auflösen", sagte Jerome Boateng, den Messi beim 0:2 vorgeführt hatte. Sportvorstand Matthias Sammer ärgerte vor allem, "dass es nicht das erste Mal passiert ist. Wir haben es gegen Porto und gegen Dortmund gehabt. Da müssen wir uns cleverer und ruhiger anstellen."

+++ Emotionen pur: Der Liveticker zum Nachlesen +++

Sammer wollte trotzdem "keine Kritik an die Mannschaft" richten: "Das hat sie nicht verdient." Selbst Guardiola behauptete eisern, "sehr stolz" auf seine Spieler zu sein. "Wir hatten in den letzten Monaten viele Probleme, aber wir haben es trotzdem geschafft, ins Halbfinale vorzudringen und hervorragende Spiele auf hohem Niveau zu spielen. Ich kann meinen Spielern wirklich keinen Vorwurf machen - im Gegenteil: sie bekommen ein ganz, ganz dickes Lob."

Lahm: "Es ist wieder alles auf Null"

Es klang schon wie das Fazit auf eine Saison, die statt des erträumten Triples nach dem Aus im DFB-Pokal wohl "nur" die deutsche Meisterschaft und damit das Single einbringt. Doch noch steht das Halbfinal-Rückspiel an.

Während Sammer "im Fußball immer an alles glaubt", aber in Barcelona nicht bereit war, "irgendwelche Parolen rauszuhauen", versprach Kapitän Philipp Lahm zumindest, "dass die Mannschaft alles daran setzt, das Spiel zu gewinnen."

Auch ein Rezept hatte sich der Weltmeister unmittelbar nach Spielschluss schon zurecht gelegt. "Eins ist klar: Wir dürfen nicht alles nach vorne werfen, sonst werden wir so ausgekontert wie hier. Es ist wieder alles auf Null." Naja, nicht ganz.

Statistik

Barcelona: ter Stegen - Alves, Pique, Mascherano (89. Bartra), Alba - Busquets - Rakitic (82. Xavi), Iniesta (87. Rafinha) - Messi, Suarez, Neymar. - Trainer: Enrique

Bayern: Neuer - Rafinha, Benatia, Jerome Boateng, Bernat - Alonso - Lahm, Schweinsteiger, Thiago - Lewandowski, Thomas Müller (79. Götze). - Trainer: Guardiola

Schiedsrichter: Nicola Rizzoli (Italien)

Tore: 1:0 Messi (77.), 2:0 Messi (80.), 3:0 Neymar (90.+4)

Zuschauer: 95.639

Beste Spieler: Messi, Iniesta, Neymar - Neuer

Gelbe Karten: Alves (6), Pique (2), Neymar - Alonso (2), Benatia (2), Bernat (3)

Torschüsse: 16:7

(sid)