Düsseldorf. Gleich zwei körperliche Erkenntnisse brachte das 2:4 der deutschen Nationalmannschaft gegen Argentinien am Mittwochabend. Erkenntnis Nummer eins: Mit den Füßen klappt es noch nicht ganz so gut wie vor zwei Monaten bei der Weltmeisterschaft in Brasilien. Und Erkenntnis Nummer zwei: Besonders um die Ohren von Deutschlands Fußballelite muss man sich ernsthafte Sorgen machen.

Wie sonst kann man erklären, dass sowohl Manuel Neuer als auch Toni Kroos nach der Partie mehr oder weniger ernsthaft behaupteten, von dem Pfeifkonzert gegen ihren Kollegen Mario Gomez nichts mitbekommen zu haben? Joachim Löw gehörte dagegen zu den mehr als 50.000, der sehr wohl die Unmutsäußerungen vieler Zuschauer wahrgenommen hatte – und diese verurteilte. „Grundsätzlich geht es einfach nicht, dass ein Spieler der deutschen Nationalmannschaft ausgepfiffen wird, nur weil er die eine oder andere Chance liegen gelassen hat“, sagte der Bundestrainer zum Akkustikfoul der Düsseldorfer Fans, die er belehrte: „Mario hat sieben Monate verletzt gefehlt, hat ein einziges Pflichtspiel bestritten. Ich weiß das als Trainer gut einzuschätzen, dass er nicht in Topform sein kann.“

Die Beziehung zwischen Fans und Gomez ist ein Phänomen, das nur schwer zu erklären ist. Obwohl der Nationalstürmer statistisch fast in jedem zweiten Länderspiel getroffen hat, wird er bei Nichterfolg immer als einer der Ersten ausgepfiffen. Besonders den Fehlschuss bei der EM 2008 gegen Österreich vor nunmehr sechs (!) Jahren wollen viele Anhänger nicht vergessen.

Gomez selbst bemühte sich trotz des Pfeifkonzerts nach der Partie um Relativierung des Vorfalls. „Ich finde das gar nicht so dramatisch, wie es hier schon wieder gemacht wird“, sagte der Angreifer des AC Florenz in den Katakomben der Esprit Arena. „Ich hatte zwei gute Chancen. Die kann ich natürlich machen. Vielleicht muss ich die sogar machen“, sagte Gomez, der sich offenbar an die Pfiffe der Fans gewöhnt hat: „Das ist ein Stück weit normal mittlerweile. Im nächsten Spiel mache ich es vielleicht wieder anders.“

Eine Chance dazu erhält der Wahlitaliener möglicherweise bereits am Sonntag (20.45 Uhr/RTL) beim Auftakt der EM-Qualifikation gegen Schottland in Dortmund. Nicht dabei sein wird der Schalker Julian Draxler (Zerrung), für den Löw dessen Vereinskollegen Sidney Sam nachnominiert hat.