Ein Kommentar von Kai Schiller

Hat Mario Gomez am Mittwoch beim 2:4 gegen Argentinien schlecht gespielt? Wahrscheinlich schon. Hätte er zwei Tore machen müssen? Auf jeden Fall! Waren die Pfiffe der Fans folglich verdient? Auf gar keinen Fall!!

Gomez hat nicht den Calhanoglu gemacht und seinen Vereinswechsel auf ziemlich pubertäre Art und Weise erpresst. Auch hat er nicht den van der Vaart gemacht und sich das Trikot eines interessierten Clubs übergestreift. Sein schlimmstes Verbrechen: Er hat sich zwar bemüht, hat aber zwei Torchancen vergeben, die man eigentlich nicht vergeben sollte.

Dabei sollte man wissen, dass Mario Gomez und das Publikum ein ziemlich spezielles Verhältnis haben. In negativer Hinsicht. In 60 Länderspielen hat der Angreifer 25 Treffer erzielt, in 236 Bundesligaspielen waren es sogar 138 Tore. Doch wann immer der Nationalstürmer das Tor mal nicht trifft, ist er der Buhmann.

Das ist nicht nur ungerecht, es ist sogar peinlich. Die Neuauflage des Finales sollte ein Feiertag werden, eine Hommage an den WM-Triumph. Dass die ganz große Partystimmung nach dem zwischenzeitlichen 0:4 abebbte, ist verständlich. Dafür aber einzig und alleine Gomez, der die WM nur wegen all seiner Verletzungen in der vergangenen Saison verpasst hatte, verantwortlich zu machen, ist völlig daneben – völlig überraschend allerdings nicht.

Der sogenannte „Fanclub Nationalmannschaft powered by Coca-Cola“ weiß, wie man Klatschpappen benutzt, die Nationalhymne singt und La Ola startet. Für echte Stimmung sorgt das Auffangbecken der Eventfans genauso wenig wie für nachhaltige Unterstützung der eigenen Spieler.