Beim DFB-Training wurden 50 Tage nach dem Finale und zwei Tage vor der Neuauflage gegen Argentinien die WM-Stars gefeiert

Düsseldorf. Manuel Neuer war dabei. Natürlich. Auch Madrids Toni Kroos, Bayerns Thomas Müller und selbstverständlich auch Finalheld Mario Götze. Letztgenannter schien nur ein bisschen dicker geworden zu sein. Und älter. Viel älter. Außerdem trug der um die 50 Jahre alte Götze neben dem weißen Deutschlandtrikot mit Namenszug noch einen mehr oder weniger gepflegten, blonden Zopf.

Als dann die echten Neuers, Kroos’, Müllers und Götzes tatsächlich am Montagnachmittag gegen 17.15 Uhr den Rasen der Düsseldorfer Esprit Arena betraten, war nicht nur der Zopf-Götze außer sich vor Freude. Exakt 50 Tage nach dem Finale der Weltmeisterschaft im Maracanã gegen Argentinien und zwei Tage vor der Neuauflage des Endspiels in Düsseldorf (20.45 Uhr/ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) hatte der Deutsche Fußball-Bund zum öffentlichen Training geladen – und mehr als 45.000 fußballbegeisterte Düsseldorfer waren gekommen.

„So viele Fans beim Training ist schon ein wahnsinnig schönes Gefühl“, dröhnte Bundestrainer Joachim Löw kurz nach „Tage wie diese“ von den Toten Hosen ins Stadionmikrofon, ehe er seine immerhin 14 anwesenden Weltmeister, Marco Reus, Mario Gomez und Antonio Rüdiger zum einstündigen Showtraining bat. Dass es nicht mal eine Viertelstunde dauerte, ehe die erste La Ola durch die Düsseldorfer Arena schwappte, dürfte die Maracanã-Helden nur wenig überrascht haben.

„Die Mannschaft hatte nicht nur sportlichen Erfolg, sondern auch eine Message rausgeschickt: dass man kämpfen und trotzdem schönen Fußball spielen kann. Dass man individuell sein und dennoch geschlossen auftreten kann“, hatte Teammanager Oliver Bierhoff bereits am Vormittag mit stolz geschwellter Brust gelobhudelt. „Wir haben viele Briefe aus der Fußballwelt und von Fans bekommen. Gerade auch die Brasilianer haben das Team gelobt, und das macht mich besonders stolz.“

Von den in Brasilien so gelobten Fußballern fehlten am Nachmittag neben den angeschlagenen Mesut Özil, Sami Khedira, Jerome Boateng und Mats Hummels und den noch nicht wieder fitten Bastian Schweinsteiger sowie Shkodran Mustafi vor allem die zurückgetretenen Miroslav Klose, Per Mertesacker und Philipp Lahm. „Für die Entscheidung muss man den Spielern auch großen Respekt zollen“, so Bierhoff, der aber auch ohne das Weltmeister-Trio zuversichtlich auf die kommende EM-Qualifikation schaut: „Wir haben es immer geschafft, uns nach solchen Turnieren wieder gut aufzustellen.“

Von der EM-Qualifikation, die am Sonntag mit dem ersten Gruppenspiel gegen Schottland in Dortmund (20.45 Uhr/RTL) startet, wollte am Montagnachmittag in Düsseldorf aber noch niemand etwas wissen. Eine Gruppe von rund 15 Teenagermädels kreischte nach Herzenslust bei jeder Ballberührung von Götze (ohne Zopf), zwei Rentner diskutierten ähnlich leidenschaftlich nach einem Trainingstor von Benedikt Höwedes (immerhin mit neu transplantierten Haaren), ob Deutschland nicht auch ohne den Schalker Kapitän hätte Weltmeister werden können.

Eine überzeugende Antwort hatten sie genauso wenig wie Bierhoff am Vormittag auf die Frage, wer denn nun neuer Kapitän werden würde. Nicht von Schalke. Sondern von Deutschland. „Wichtig ist, dass der Spielführer eine Persönlichkeit ist“, so Bierhoff vielsagend. Neben Schweinsteiger gilt vor allem Torhüter Neuer als Nachfolgekandidat für den zurückgetretenen Lahm.

„Wenn der Trainer es mir zutraut, würde ich es machen“, sagte der Münchner – ganz im Gegenteil zu Marcus Sorg. Anders als zuletzt angenommen wird der U19-Trainer nun wohl doch nicht neuer Löw-Assistent. Mehr dazu und zur Kapitänsfrage will der Bundestrainer öffentlich aber erst an diesem Dienstag verraten. Dann soll es auf seiner ersten Pressekonferenz nach dem WM-Titel auch nicht mehr um die Vergangenheit gehen, sondern vor allem um die Zukunft. Eine Zukunft mit Löw. Dem echten natürlich.