Der Clubchef des 1. FC Kaiserslautern hatte sich zu einem Macho-Spruch hinreißen lassen, nachdem Kirsten Bruhn dem Zweitligisten im Halbfinale ein Auswärtsspiel bei Bayern München zuloste: „Typisch. Frauen und Fußball.“

Hamburg. Für viele Fußballfans wäre es das ganz große Fest: ein Pokal-Endspiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Da beide Teams am späten Mittwochabend Losglück hatten – der Rekordmeister trifft im Halbfinale daheim auf den 1. FC Kaiserslautern, Borussia Dortmund auf den VfL Wolfsburg – ist genau dieses Finale am 17. Mai im Berliner Olympiastadion näher gerückt.

Kaiserslautern setzte sich bei Bayer Leverkusen am Mittwoch ebenso überraschend wie verdient mit 1:0 nach Verlängerung durch. Den Siegtreffer für die Pfälzer, die letztmals 2003 die Runde der letzten vier erreicht haben, erzielte Ruben Jenssen in der 114. Minute. Zuvor hatte der eingewechselte Lauterer Mohamadou Idrissou mit einem Foulelfmeter (98.) das Tor verfehlt. Der Erfolg spült dem letzten verbliebenen Zweitligisten im Pokalwettbewerb zudem rund zwei Millionen Euro in die Kasse.

Vor 25.244 Zuschauern war nur selten ein Klassenunterschied auszumachen. Die Pfälzer spielten vom Start weg mutig nach vorne und stellten den Champions-League-Achtelfinalisten vor große Probleme, wenngleich echte Torchancen Mangelware blieben. Leverkusen agierte seinerseits vor der Pause ziemlich ideenlos und konnte sich gegen den Tabellendritten des Unterhauses vor dem Seitenwechsel lediglich eine gute Möglichkeit erspielen. Auch nach dem Wechsel bot Bayer eine ganz schwache Vorstellung.

Kuntz ist stinkig auf Bruhn

„Insgesamt war der Sieg verdient. Jetzt freuen wir uns erstmal“, sagte der FCK-Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz. „Hut ab vor allen, die da heute auf dem Rasen waren.“

Getrübt wurde die Freude allerdings nur wenig später durch die Auslosung der nächsten Runde. Sichtlich bedient nahm Kuntz die Ziehung in der ARD-“Sportschau“ zur Kenntnis - und ließ sich dabei zu einem Macho-Spruch hinreißen.

„Typisch. Frauen und Fußball“, ätzte der Europameister von 1996 in Richtung Kirsten Bruhn, die dem Zweitligisten die schier unlösbare Aufgabe beim deutschen Rekordmeister beschert hatte.

Da schaute nicht nur die mehrfache Paralympics-Siegerin aus Neumünster irritiert, auch Moderator Reinhold Beckmann, Experte Mehmet Scholl und DFB-Trainer Hansi Flick schienen im ARD-Studio verdutzt ob der Aussagen des live zugeschalteten FCK-Chefs.

„Ich hatte ja gedacht, mit Mehmet und Hansi kann gar nichts schiefgehen“, sagte Kuntz, der mit Losfee Bruhn úmgehend die Schuldige ausgemacht hatte. „Das letzte Mal hat uns schon Silvia Neid (Bundestrainerin, Anm. der Redaktion) das Leverkusen-Los beschert“, klagte Kuntz.

Selbst Beckmann konnte den Verantwortlichen der Pfälzer schwerlich aufmuntern. Als er anhob, zu sagen, dass wer in Leverkusen gewinnen könne... unterbrach ihn Kuntz mit den Worten: „Na jetzt erkläre mir mal, wie Du den Satz zu Ende bringen willst.“

Diskussionen bei Twitter

Im Internet rief der Kuntz-Kommentar umgehend einen Sturm der Entrüstung aus. Sport1-Moderatorin Laura Wontorra schrieb bei Twitter: „Stefan Kuntz: Frauen und Fußball das kann ja nur schief gehen. Soll ich das persönlich nehmen?“ Sky-Kollegin Christina Rann twitterte schlicht: „Kein Kommentar.“

Die Online-Redaktion des Aktuellen Sportstudios (ZDF) befand: „Hallo, Herr Kuntz? Ne ehrliche, aber definitiv keine charmante Reaktion!“ Twitter-Nutzer „dgtjn“ gratulierte Kuntz „zur dämlichsten Äußerung des Jahrhunderts“.

Mit Sarkasmus reagierte User „Flo_Reis“: „Ich würde Stefan Kuntz wegen Frauenfeindlichkeit in den Knast stecken. Vielleicht in eine Doppelzelle mit Uli Hoeneß. Wie wärs?“

Sky-Reporter Rolf Fuhrmann dagegen fand augenscheinlich Gefallen an der Reaktion des FCK-Machers: „Hallohallo Kuntz ist klasse. So sieht Begeisterung aus“, schrieb er.

Ein wenig Brisanz herausnehmen wollte derweil Twitter-User „AZ_Strasser“: „Abwarten. Morgen kauft Kuntz 100 Karten fürs Frauen-Pokalfinale in Köln.“

Inzwischen hat sich Kuntz für seine Äußerung entschuldigt. In einer persönlichen Erklärung bat er um „die Weitsicht (bei meiner Ehefrau ist diese schon seit über 30 Jahren vorhanden), mir den Ausspruch zu verzeihen, ihn richtig zu deuten und zu wissen, dass ich beim nächsten Mal sicherlich meine Emotionalität ein wenig mehr im Griff haben werde.“

Wolfsburg muss auf Rodriguez verzichten

Nicht minder hoch ist die letzte Hürde vor dem Endspiel in der Berlin für den VfL Wolfsburg, der durch ein 3:2 (2:1) bei 1899 Hoffenheim den Einzug ins Halbfinale bei Borussia Dortmund schaffte. Die Tore erzielten Ricardo Rodriguez mit zwei Elfmetern (26./44. Minute) und Bas Dost (64.). Für 1899 hatte Roberto Firmino vor nur 13.347 Zuschauern zwischenzeitlich ausgeglichen (39.) und zu spät zum 2:3 getroffen (90.+1).

Im Halbfinale in Dortmund müssen die Wolfsburger allerdings auf Rodriguez verzichten, der in der 71. Minute wegen Zeitspiels die Gelb-Rote Karte sah. Die Dortmunder hatten sich bereits am Dienstag durch ein 1:0 bei Eintracht Frankfurt für die Runde der letzten vier Mannschaften qualifiziert. Das Tor des Abends erzielte Pierre Aubameyang.