Für Abendblatt-Kolumnist Felix Magath hat der Erfolg der deutschen Teams in der Champions League Signalwirkung für die WM 2014. Eine Analyse.D

Das Traumfinale der deutschen Fußballfans ist tatsächlich Realität geworden. Bayern und Dortmund haben dieser Champions-League-Saison den Stempel aufgedrückt. Der Finaleinzug beider Teams war nach den Ergebnissen und dem Spielverlauf der Hinspiele keine Überraschung mehr. Die sehr gute Ausbildung in den Bundesligavereinen und ein solides Wirtschaften unserer Clubs haben die Grundlagen für diese Erfolge gelegt, unsere Vereine ernten damit den verdienten Lohn.

Der FC Barcelona hat bekanntlich über viele Jahre den europäischen Fußball beherrscht. Schon in der vergangenen Saison war diese Dominanz in der Königsklasse aber nicht mehr so stark ausgeprägt. Diese Tendenz hat sich in dieser Saison bestätigt. Getäuscht von der Leichtigkeit, mit der man durch die spanische Liga marschierte, hat man die Auftritte in der Champions League unterschätzt und zu leicht genommen. Am absoluten Übergewicht des FC Barcelona und von Real Madrid in der Primera Division lassen sich die Gefahren erkennen, die sich aus einem großen Leistungsgefälle ergeben. Ein starker Wettbewerb, in einer ausgeglichenen Liga - wie in den vergangenen Jahren in der Bundesliga - ist immer besser.

Einen Vorgeschmack auf das Finale zu London bietet die Bundesliga-Partie zwischen dem amtierenden und dem neuen Deutschen Meister am kommenden Sonnabend. Im Grunde weiß niemand, wie er dieses Spiel jetzt bewerten soll. Die Partie bietet beiden Mannschaften die Gelegenheit, unbekümmert und frei aufzuspielen und so den Fußballfans einen Vorgeschmack auf das Londoner Finale zu geben. Im Endspiel werden die Karten dann neu gemischt. Die Münchner sind in solchen Situationen zu Hause, sie stellen in der derzeitigen Verfassung die stärkste Mannschaft Europas. Was und wie die Mannschaft spielt, ist überragend. Jupp Heynckes hat eine großartige Truppe beisammen, der er seinen Stempel aufgedrückt hat. Ich schätze die Münchner im Finale stärker ein, sie haben in der Liga überragend gespielt und auch das wichtige DFB-Pokal-Viertelfinale gegen die Borussia für sich entschieden.

Aber das Schöne am Fußball ist, dass in einem Spiel und besonders in einem Endspiel jeder seine Chance hat. Auch wenn für die Dortmunder Spieler ein solches Finale Neuland ist, so fühlt sich die Borussia in der Außenseiterrolle durchaus wohl. Das hat die Borussia in den insgesamt vier Spielen gegen Real Madrid unter Beweis gestellt. Wenn sie als Favorit ins Rennen ging, wie im Spiel gegen Málaga, tat sie sich deutlich schwerer. Vor allem die Hamburger werden sich erinnern, wie es ist, als krasser Außenseiter in ein Endspiel zu gehen. Am 25. Mai 1983, genau 30 Jahre vor dem diesjährigen Endspiel, galt Juventus Turin als haushoher Favorit. Wer den Pott mit nach Hause gebracht hat, ist bekannt.

Die beiden Halbfinals brachten nicht nur großartigen Fußball, auch die Stimmung in den Stadien machte diese Spiele zu einem Erlebnis. Beim Endspiel in drei Wochen wird die Atmosphäre wieder fantastisch sein. Das neue Wembleystadion und die fußballbegeisterten englischen Fans werden gemeinsam mit ihren Gästen aus München und Dortmund einen tollen Rahmen für dieses Finale bieten.

Ein weiterer, ebenfalls erfreulicher Aspekt der beiden überragenden deutschen Vereine ist, dass sie sich größtenteils aus deutschen Nationalspielern rekrutieren. Mit Akteuren wie zum Beispiel Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger, Mario Götze, Mats Hummels, Marco Reus und Manuel Neuer stehen dem DFB hervorragende, auch junge Fußballer zur Verfügung, die im Vergleich zum letzten WM Turnier in Südafrika deutlich an Erfahrung gewonnen haben. Eine Nation, die so viele Spieler in ein Champions-League-Finale bringt, weckt bei Fans die Erwartung, auch im kommenden Jahr von der Fußball-WM in Brasilien mit einem Titel nach Hause zu kommen.

Felix Magath schreibt auch im Internet unter www.magath.net