Der Berliner Schiedsrichter war im August 2004 beim Pokalspiel in Paderborn eine zentrale Figur des ersten deutschen Wettskandals

Hamburg. Abendblatt-Reporter Dieter Matz hatte vom Anpfiff an das Gefühl, "hier stimmt etwas nicht". Nachdem der HSV am 21. August 2004 das DFB-Pokalspiel der ersten Hauptrunde beim damaligen Regionalligaclub SC Paderborn nach einer schnellen 2:0-Führung unter merkwürdigen Umständen noch 2:4 verloren hatte, teilte Matz seine Eindrücke vom Spiel und der Leistung des Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer, damals 25 Jahre alt, dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit. Die Antwort der Schiedsrichter-Abteilung fiel knapp aus: "Robert Hoyzer ist eines unserer größten Talente, der steht kurz vor dem Sprung nach ganz, ganz oben - er muss in Paderborn nur einen schlechten Tag gehabt haben." Es war ein ganz schlechter Tag für den gesamten deutschen Fußball. Hoyzer war die zentrale Figur eines der größten Skandale in der Geschichte der DFB. Seine Hintermänner, die kroatischen Brüder Ante und Milan Sapina aus Berlin, hatten mithilfe Hoyzers falschen Pfiffen Fußballspiele im Pokal und der Zweiten Bundesliga manipulieren können, auf deren Ausgang sie zuvor hohe Wetten abgeschlossen hatten. 780.000 Euro kassierten sie auf diese Weise, Hoyzer erhielt als Lohn 67.000 Euro und einen Flachbildschirm.

Erst 16 Monate später, Mitte Januar 2005, wurde begonnen, die damaligen Vorfälle aufzuklären. Vier Berliner Schiedsrichter hatten entscheidende Hinweise gegeben, die Ermittlungen des DFB und der Staatsanwaltschaft in Gang setzen. Anderthalb Jahre vor der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land bemühte sich der DFB jedoch, den Imageschaden für den deutschen Fußball möglichst gering zu halten. Die Strafverfolgungsbehörden waren von der Aufarbeitung des Skandals seitens des Verbandes dann auch keineswegs begeistert. Immerhin rang sich der DFB durch, dem HSV eine Entschädigung von zwei Millionen Euro zukommen zu lassen, eine Million Euro davon verdiente sich der Club mit der Ausrichtung des Freundschaftsspiels am 12. Oktober 2005 gegen China (1:0).

Hoyzer wurde am 17. November 2005 vom Landgericht Berlin zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung wegen Beihilfe zum Betrug verurteilt. Wegen guter Führung musste er nur 14 Monate absitzen. Ante Sapina erhielt zwei Jahre und elf Monate. Gegenüber dem DFB erkannte Hoyzer einen Schadenersatzbetrag von 750.000 Euro an. Über einen Zeitraum von 15 Jahren muss er davon 126.000 Euro abzahlen. Der DFB sperrte 2005 seinen einstigen Hoffnungsträger lebenslang. Im April 2011 wurde diese Sperre zum Teil aufgehoben. Hoyzer kann im Amateurbereich wieder Fußball spielen, das Amt eines Schiedsrichters darf er aber nicht wieder ausüben.

Wettpate Sapina machte nach seiner Haftentlassung munter weiter mit dem Manipulieren von zumeist unterklassigen Fußballspielen. Spieler und Schiedsrichter halfen ihm auch diesmal dabei. Im Mai 2012 wurde Sapina vom Landgericht Bochum zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Er hatte mit Komplizen insgesamt 2,3 Millionen Euro ergaunert. Im Dezember 2012 hob der Bundesgerichtshof das Urteil zum Teil auf. Der Prozess muss neu verhandelt werden, weil das Gericht nicht geprüft hatte, ob für Sapina eine Strafmilderung nach der Kronzeugenregelung infrage komme.