Der Mainzer Trainer, der beim FC Schalke im Gespräch ist, gewann mit seinem Team in Gelsenkirchen und steht im Viertelfinale des DFB-Pokals. Die Schlussphase verfolgte er auf der Tribüne.

Gelsenkirchen. Jens Keller feierte sein Debüt als Cheftrainer auf Schalke, doch vor dem Spiel im DFB-Pokal-Achtelfinale zwischen den Königsblauen und Mainz 05 bestimmte FSV-Coach Tomas Tuchel die Schlagzeilen. Der Erfolgstrainer der 05er wird als künftiger Übungsleiter auf Schalke gehandelt. Und auch wenn Tuchel den Wechsel energisch dementierte, war er auch nach dem Spiel DAS Gesprächsthema. Schiedsrichter Marco Fritz hatte den Trainer in der zweiten Halbzeit des Pokalspiels auf die Tribüne verwiesen. Zuvor hatte sich der 39-Jährige über ein Foulspiel des Schalkers Jermaine Jones in der 66. Minute erbost. Es wurde hitzig, Tuchel war kaum zu bremsen, ein Rudel bildete sich um ihn herum. Dann ging es für den Trainer auf die Tribüne.

Am Ende durfte Tuchel aber jubeln. Denn auch der neue Trainer Jens Keller konnte den sportlichen Absturz der Schalker nicht stoppen. Zwei Tage nach dem Antritt des 42-Jährigen als Nachfolger des beurlaubten Huub Stevens schied der Achtelfinalist der Champions League gegen Mainz mit 1:2 (0:1) aus. Für den in der Bundesliga auf den siebten Platz abgerutschten Klub war es der sechste Pflichtspiel in Folge ohne Sieg.

„Man hat der Mannschaft in der ersten Halbzeit die Verunsicherung angesehen. Umso begeisterter war ich, wie wir die zweite Halbzeit angegangen sind. Dennoch sind wir wahnsinnig enttäuscht“, sagte Keller. Sein Gegenüber Thomas Tuchel lobte die „außergewöhnliche Antwort“ seiner Mannschaft auf den Gegentreffer zum 1:1: „Wir haben uns heute für den Mannschaftsgeist, die Leidenschaft und das Herz belohnt.“

Marco Caligiuri (30.) und Nicolai Müller (82.) trafen für die Mainzer, die zum fünften Mal in der Vereinsgeschichte das Viertelfinale erreichten. Für den fünfmaligen Pokalsieger Schalke, der nach der Bundesliga-Hinrunde fünf Punkte hinter einem Champions-League-Platz liegt, glich Klaas-Jan Huntelaar (75.) zum zwischenzeitlichen 1:1 aus. Erst in der zweiten Halbzeit, als die Gelsenkirchener sich gegen die drohende Niederlage aufbäumten, waren Fortschritte gegenüber dem 1:3 am vergangenen Samstag gegen den SC Freiburg zu erkennen, das Stevens den Job gekostet hatte.

Keller, bislang lediglich für zwei Monate Interimscoach Ende 2010 beim VfB Stuttgart, war mit freundlichem Applaus empfangen worden. Zwei Tage nach der Trennung von Stevens hatten die Fans aber ihren „Jahrhunderttrainer“ nicht vergessen. „Danke Huub! Ein Eurofighter geht niemals so ganz“, stand auf einem Transparent.

Nach nur zwei Trainingseinheiten und vielen Gesprächen hatte Keller bei seinem Debüt System und Personal verändert. Unter anderem musste der zuletzt schwache „Zehner“ Lewis Holtby auf die Bank, Tranquillo Barnetta gab den rechten Außenverteidiger.

Schalke begann sehr vorsichtig, wollte vor allem Fehler vermeiden und nicht wieder in Konter laufen. Das ging nur eine halbe Stunde lang gut. Dann nutzte Adam Szalai eine Lücke auf der rechten Schalker Abwehrseite und passte zu Caligiuri, der die überraschende Mainzer Führung erzielte.

In der Offensive boten die Königsblauen bis auf ein paar sehenswerte Aktionen der Außen Julian Draxler und Jefferson Farfan wenig. Gefährlich vor das Tor des Ex-Schalkers Christian Wetklo kamen sie nur selten. Zwei Kopfbälle von Ciprian Marica, der als zweiter Stürmer ins Team gekommen war, in der Anfangsphase (3. und 7.) und Distanzschüsse von Barnetta (36.) und dem später mit Verdacht auf eine Patellasehnenverletzung ausgewechselten Draxler (39.) - mehr gelang bis zur Pause nicht.

Mainz-Coach Thomas Tuchel, der auf Schalke weiter als Kandidat für den Trainerposten in der nächsten Saison gehandelt wird, gab überraschend dem 19-jährigen Shawn Parker den Vorzug vor Andreas Ivanschitz. Die Gäste hielten sich zunächst ebenfalls zurück, warteten auf Schalker Fehler. Ein Schuss von Nikolce Noveski übers Tor war zunächst die einzig nennenswerte Offensivaktion (19.).

Heiß her ging es in der zweiten Halbzeit auf dem Platz: Zunächst traf Huntelaar nach klugem Zuspiel des eingewechselten Holtby zum Ausgleich. Als Schalke sogar auf den Siegtreffer drängte, beendete Müller drei Minuten nach dem 1:1 mit seinem fünften Pflichtspieltor alle Hoffnungen. Schalke bewies zwar weiter Moral, Christian Fuchs traf aus 35 Metern die Latte (85.) - das bittere Pokal-Aus konnten die Königsblauen aber nicht mehr verhindern.

Auffälligste Schalker waren Draxler und Farfan, bei den Gästen gefielen vor allem Torschütze Caligiuri und Müller.

FC Schalke 04 – 1. FSV Mainz 05 1:2 (0:1)

FC Schalke 04: Hildebrand – Barnetta, Höwedes, C. Metzelder, C. Fuchs – Farfán, Jones, Neustädter (67. Holtby), Draxler (57. Obasi) - Marica, Huntelaar

1. FSV Mainz 05: Wetklo – Pospech, Svensson (80. Kirchhoff), Noveski, Zabavnik (8. Junior Diaz) – N. Müller, Ju. Baumgartlinger, Polanski, M. Caligiuri – Szalai, Parker (70. Soto)

Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb) – Zuschauer: 54.202

Tore: 0:1 M. Caligiuri (30.), 1:1 Huntelaar (75.), 1:2 N. Müller (83.)

Gelbe Karten: Jones – M. Caligiuri

Besondere Vorkommnisse: Wegen unsportlichen Verhaltens musste Trainer Tuchel (Mainz) auf die Tribüne (66.).