Der Karlsruher SC ist einer von zwei verbliebenen Drittligisten im Achtelfinale. Gegen Freiburg wollen Calhanoglu und Co erneut überraschen.

Offenbach/Karlsruhe. Für die einen soll es eine vorweihnachtliche Bescherung geben, die anderen fürchten bereits zwei Wochen vor Silvester den großen Knall: Bei den einzigen im Wettbewerb verbliebenen Fußball-Drittligisten, Karlsruher SC und Kickers Offenbach, könnte die Lage vor dem Achtelfinale im DFB-Pokal nicht konträrer sein.

Während die Badener ihre Siegesserie gegen den Bundesligisten SC Freiburg am Dienstagabend (19 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) auf elf gewonnene Pflichtspiele in Folge ausbauen wollen, geht es für Offenbachs Trainer Arie van Lent schlichtweg um den Job. Nur ein Erfolgserlebnis im Duell mit dem Erstligisten Fortuna Düsseldorf am Dienstag (20.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) könnte den 42 Jahre alten Ex-Profi wohl vor der Entlassung retten. Treueschwüre zu van Lent jedenfalls gab es nach der ernüchternden 1:5-Heimklatsche am Wochenende gegen Tabellenführer VfL Osnabrück keine.

„Wir legen uns nur auf den Dienstag fest. Da sitzt er auf der Bank“, sagte Offenbachs technischer Direktor Oliver Roth und kündigte bereits eine Aussprache an: „Wir wollen noch in dieser Woche einen Strich machen, mit allen Beteiligten reden und dann die Konsequenzen ziehen.“

Hört sich nicht wirklich gut an für van Lent, der als Profi mit Werder Bremen zweimal den DFB-Pokal (1991 und 1994) gewann. Die Formkurve seiner Elf zeigt allerdings auch deutlich nach unten.

Zuletzt holte der OFC aus sechs Spielen nur drei Punkte und ist als Tabellenelfter plötzlich nur noch sieben Punkte von den Abstiegsrängen entfernt. „Ich bin entsetzt, man muss sich schämen. Ich weiß nicht, was mit der Mannschaft los ist“, echauffierte sich Vizepräsidentin Barbara Klein nach der jüngsten Vorstellung.

KSC hat den besten Drittliga-Angriff

In Karlsruhe dagegen könnte die Stimmung kaum besinnlicher sein. Bei der Mission Wiederaufstieg liegt das grunderneuerte Team von Trainer Markus Kauczinski als Tabellenzweiter voll auf Kurs. Zehn Pflichtspiele in Folge gewonnen, dazu die meisten Tore aller Drittligisten geschossen (39) und zusammen mit Primus Osnabrück die wenigsten Treffer kassiert (14). „Ich traue uns wirklich alles zu. Mit unserer Superserie im Rücken können wir gegen Freiburg selbstbewusst antreten“, sagte KSC-Mittelfeldspieler Dominic Peitz vor dem badischen Duell. Auch Torjäger Koen van der Biezen ist optimistisch: „Alle sehen Freiburg vorne, aber ich glaube an die Sensation.“

Coach Kauczinski allerdings dämpft ein wenig die Euphorie rund um dem winterlichen Wildpark. Am Sonntagfrüh bestellte er seine junge Mannschaft zum Videostudium der besonderen Art. „Ich habe ihnen Phasen gezeigt, in denen wir Leerlauf hatten. Wenn so etwas passiert, haben wir gegen Freiburg keine Chance“, meinte der 42-Jährige und setzte bei der Beurteilung der letzten Wochen noch einen drauf: „Ich bin nicht zufrieden.“

Trotz aller kritischen Töne: Der Umbruch beim DFB-Pokalfinalisten von 1996 ist erfolgreich verlaufen. Nicht zuletzt dank Kauczinski, der nach der großen Fluktuation in Folge des Zweitliga-Abstiegs vor sieben Monaten (23 Abgänge/20 Zugänge) eine neue Mannschaft formte. Nur noch drei Spieler - Dirk Orlishausen, Dennis Kempe und der bereits an den Hamburger SV verkaufte Hakan Calhanoglu - aus der vergangenen Zweitligasaison stehen in der aktuellen Stammelf der Badener, die in der ersten Pokalrunde den HSV (4:2) ausgeschaltet hatten.

Die kriselnden Offenbacher sind im laufenden Wettbewerb immerhin noch ohne Gegentor. Selbst Bundesligist SpVgg Greuther Fürth blieb bei seiner 0:2-Niederlage in der Auftaktrunde auf dem Bieberer Berg ohne Treffer. Doch seit der Überraschung im August hat sich einiges getan. Besonders bei Coach van Lent, der sich von der Diskussion um seine Person aber nicht verunsichern lassen will. „Ich trage gerne die Verantwortung, mit breiter Brust. Das soll nicht auf die Mannschaft prallen, sondern lieber auf den Trainer“, sagte der einstige Stürmer von Eintracht Frankfurt.

OFC-Keeper Robert Wulnikowski appellierte an den Mannschaftsgeist („Jeder muss sich für den anderen aufopfern“) und erinnerte an die Offenbacher Pokalsensation vom 27. Oktober 2010. Damals bezwangen die Hessen in der zweiten Runde Borussia Dortmund (4:2. n. E.). Die Westfalen haben seitdem kein Cupspiel mehr verloren.