2:1-Sieg von Borussia Dortmund gegen Real Madrid, 2:0-Erfolg von Schalke 04 beim FC Arsenal - die Kohlenpott-Klubs haben am Mittwoch die Champions League aufgemischt.

Dortmund/London. Borussia Dortmund genoss die magische Champions-League-Nacht in vollen Zügen, Schalke 04 feierte sich selbst als Real-Besieger-Besieger: Die Kohlenpott-Rivalen zelebrierten quasi im Gleichschritt überragende Siege in der Champions-League-Gruppenphase und setzten sich jeweils an die Tabellenspitze. Die Borussia kämpfte Spaniens Rekordmeister Real Madrid 2:1 (1:1) nieder, die Königsblauen siegten 2:0 (0:0) beim FC Arsenal. Wie Rekordmeister Bayern München haben nun auch BVB und S04 beste Chancen, den Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse zu schaffen.

Im Mittelpunkt des Interesses stand in Dortmund Nationalspieler Marcel Schmelzer als Schütze des Siegtores gegen die Galaktischen von Real Madrid um Superstar Cristiano Ronaldo. „Mit diesem Sieg haben wir den Kritikern gezeigt, dass wir auf europäischer Ebene nicht nur mithalten, sondern auch Mannschaften wie Real Madrid schlagen können. Das ist für uns heute schon eine kleine Genugtuung“, sagte Schmelzer. Soll heißen: Die Schwarz-Gelben haben gegen das Starensemble des „weißen Balletts“ endgültig ihre internationale Reifeprüfung abgelegt.

Schmelzer hatte die Ehrenrunde gerade beendet, als von den Rängen noch immer ohrenbetäubend „Oh, wie ist das schön!“ durch die Arena schallte und der Held der Europacup-Sternstunde versuchte, sein persönliches Gänsehautgefühl in Worte zu fassen. „Es ist ein wahnsinnig schöner Tag. Ein Kindheitstraum ist in Erfüllung gegangen. Wenn man zu Hause Real Madrid schlägt und dann auch noch das Siegtor macht. Ich kann bestimmt heute Nacht nicht schlafen“, berichtete der Nationalverteidiger.

Mit seinem Treffer in der 64. Minute hatte sich der 24-Jährige einen Platz in der Vereinschronik gesichert und mit seinem Schuss ins Glück von der Strafraumgrenze ganz Dortmund in einen kollektiven Freudentaumel gestürzt. Geschlafen haben dürften auch viele Fans in der spanischen Nacht des BVB nicht.

Trainer Jürgen Klopp nutzte die seltene Chance, Schmelzer, noch vor zwei Wochen von Bundestrainer und Tribünengast Joachim Löw zur Notlösung im Nationalteam degradiert, demonstrativ ins Rampenlicht zu stellen: „Was er gespielt hat, war von einem anderen Stern. Deutschland kann froh sein, dass es solch einen Linksverteidiger hat.“

Und überhaupt: „Alle haben gearbeitet wie Stiere. Sollte irgendwann jemand anfangen, am Charakter dieser Mannschaft zu zweifeln, würde er sofort meinen Respekt verlieren“, ergänzte Klopp. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke schwärmte derweil von einer „unfassbaren Willensleistung“ der Mannschaft, die im Spiel 124 km zurückgelegt hatte und damit 10 km mehr als die Königlichen. Es war sicherlich ein Sieg von Leidenschaft und Disziplin gegen fußballerische Kunst.

Nach ihrem historischen Triumph im Londoner Norden blickten unterdessen die Derbysieger von Schalke sofort auf den Revierrivalen aus Dortmund, der am vergangenen Samstag 2:1 bezwungen worden war. „Das zeigt auch unsere Qualität, denn wir haben den Besieger von Real Madrid besiegt“, sagte Sportvorstand Horst Heldt nach dem eigenen Coup in London und dem zeitgleichen Dortmunder Sieg schmunzelnd. Nach zwei bemerkenswerten Auswärtssiegen innerhalb von fünf Tagen ist das Selbstbewusstsein der Königsblauen riesengroß.

Heldt war „begeistert“ nach dem ersten Europapokal-Erfolg in der Schalker Vereinsgeschichte in England, Kapitän Benedikt Höwedes meinte nach der ersten Heimniederlage der Gunners gegen ein ausländisches Team nach 45 Spielen grinsend: „Es läuft ganz gut, würde ich sagen.“ Und Torjäger Klaas-Jan Huntelaar, der den Sieg mit seinem 39. Europacup-Tor (76.) eingeleitet hatte, ergänzte: „Wenn wir so weitermachen, ist noch viel drin für uns.“

Einzig Trainer Huub Stevens trat mitten in den Schalker Fußball-Festtagen, die am vergangenen Samstag mit dem 2:1 in Dortmund begonnen hatten, auf die Bremse. „Mit der ersten Halbzeit bin ich überhaupt nicht zufrieden. Wir haben zu wenig Mut gezeigt“, bemängelte der Niederländer, „aber die Organisation hat gestimmt, wir haben wenig zugelassen.“ Und am Ende zog auch er ein überwiegend positives Fazit: „Du musst auch schlechte Spiele gewinnen können. Das ist auch ein Schritt in der Entwicklung.“

Nicht wenige Zuhörer fragten sich danach allerdings, wie Stevens' Team denn wohl auftritt, wenn es ein gutes Spiel macht. Nach etwas Zurückhaltung in der ersten Viertelstunde hatte der Bundesliga-Dritte Spiel und Gegner jederzeit unter Kontrolle gehabt, lediglich die ersten Großchancen durch Huntelaar (43.) und Höwedes (50.) nicht zur Führung genutzt. So sicherten die Treffer von Huntelaar (76.) und Ibrahim Afellay (86.) erst spät den verdienten Schalker Sieg.

Internationale Pressetimmen

SPANIEN

Marca: „Ausrutscher! Deutschland bleibt ein verdammtes Parkett für das 'weiße Ballett'. Das war ein defensiver Untergang in Dortmund. Am Ende war es das alte Lied: Real muss sich erneut der deutschen Mystik beugen.“

AS: „Die Deutschen siegen immer noch. Deutschland bleibt für Real Madrid weiter ein teuflisches Terrain. Die Offensivwellen der Dortmunder brachen über Real herein und begruben die Hoffnungen auf einen Sieg.“

Sport: „Madrid scheitert an der gelben Wand und verliert die Tabellenführung in der Gruppe. Es war eine schlechte Vorstellung von Mourinhos Jungs.“

El Mundo Deportivo: „Die schwarze Serie von Real Madrid in Deutschland hat sich fortgesetzt. Die Niederlage bei Borussia Dortmund war angesichts der Leistung fällig.“

ENGLAND

The Sun: „Arsenal wird ausgebuht, als ein niederländisches Duo den stolzen Euro-Rekord beendet. Die Niederländer Klaas-Jan Huntelaar und Ibrahim Afellay treffen bei Schalkes 2:0-Sieg. Es war das erste Mal, dass die Gunners ein Gruppenspiel in ihren sechs Jahren im Emirates Stadium verlieren und ihre erste Heimniederlage gegen ein ausländisches Team seit 2003.“

The Mirror: „Schüchterne Kanoniere: Arsenals Selbstvertrauen löst sich durch Schalke-Schocker auf.“

The Guardian: „Arsenal fehlt es bei einer frustrierenden Niederlage an Selbstvertrauen. Die Gunners schießen sich gegen Schalke mit einer unterirdischen Leistung selbst ins Knie.“

The Independent: „Erschöpfte Arsenal-Spieler erregen den Zorn der Fans mit schlaffer Vorstellung gegen Schalke.“