Der Innenminister nimmt Abstand von einem Stehplatzverbot. Am Dienstag beraten sich die Vertreter der drei höchsten Fußball-Ligen.

Berlin. Wenige Tage vor dem Fußball-Sicherheitsgipfel hat Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich von dem zuletzt angedrohten Stehplatzverbot vorerst wieder Abstand genommen. "Die Stehplätze sind Bestandteil der Fankultur und stehen derzeit nicht zur Disposition. Dass dies so bleibt, haben die Fans selbst in der Hand“, sagte der CSU-Politiker der Nachrichtenagentur dpa. Erst Anfang Juli hatte Friedrich erneut mit einem Stehplatzverbot in Stadien gedroht.

Der Ressortchef mahnte einen Schulterschluss aller Beteiligten an. "Wir alle können unsere Augen nicht vor der zunehmenden Gewalt in und um die Stadien herum verschließen. Die Gewalt ist es, die Fußballkultur in Deutschland aktuell in Gefahr bringt“, sagte er am Sonnabend. "Deswegen müssen wir jetzt handeln, und zwar alle gemeinsam: Vereine, Verbände, Politik, vor allem aber auch die Mehrheit der friedlichen Fußballfans. Wir alle haben dasselbe Ziel: Den Fußball in seiner einzigartigen Attraktivität zu erhalten.“

Tags zuvor hatten sich Fanorganisationen besorgt gezeigt, dass auf dem Sicherheitsgipfel "pauschale Kriminalisierung der Fans und die Verstärkung von Kollektivstrafen“ gefördert werden könnten.

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Wie "ProFans“, "IG Unsere Kurve“, "AG der Fananwälte“ und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte in einer gemeinsamen Mitteilung erklärten, könnten bei dem Treffen Maßnahmen ins Leben gerufen werden, die eine weitere Distanzierung zwischen den Vereinen und Verbänden auf der einen und den Fans auf der anderen Seite mit sich bringen.

Die Abschaffung von Stehplätzen lehnen die Fanorganisationen geschlossen ab und sehen darin kein Mittel zur Verbesserung der angespannten Situation. Zudem mahnten die Fanvertreter eine Versachlichung der Diskussion an. Häufig würden in der Öffentlichkeit "Pyrotechnik und Platzstürmungen mit Gewalttaten“ gleichgesetzt.

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Eine Zulassung von Pyrotechnik in den Stadien schließt Friedrich aus. "Wir müssen gemeinsam der Gefahr für die Gesundheit der Fans entgegen treten“, begründete der Minister.

Friedrich erwartet von Vereinen, Deutschem Fußball-Bund und Deutscher Fußball Liga ein konkretes und verbindliches Konzept. Die Clubs müssten noch stärker das Gespräch mit den wirklichen Fans suchen, "denn sie sind der Schlüssel zum Erfolg. Hinsichtlich der Gewalttäter müssen Sanktionen klar definiert und in der Zukunft von allen Vereinen konsequent umgesetzt werden“, forderte der Bundesinnenminister.

Am Dienstag treffen sich die Vertreter der 56 Clubs aus der 1., 2. und 3. Liga in Berlin, um über die Konsequenzen aus den Ausschreitungen der vergangenen Saison zu beraten.

Mit Material von dpa