Franz Beckenbauer hat sich zum Streit um die Kapitänsbinde geäußert und sich eindeutig für Michael Ballack und gegen Lahm ausgesprochen.

Köln. Die wichtige Frage beim HSV, wer in der kommenden Saison Kapitän wird, ist geklärt. Es ist der Nationalspieler Heiko Westermann. In der Nationalmannschaft jedoch steht diese Entscheidung noch aus. Bundestrainer Joachim Löw muss sich entscheiden zwischen Ballack oder Lahm, alt oder jung? Nun hat sich auch der Kaiser persönlich in die Diskussion um den Spielführer der Nationalmannschaft eingemischt. Franz Beckenbauer sprach sich eindeutig für den Leverkusener Michael Ballack als DFB-Kapitän aus.

„Ich halte die Kapitäns-Diskussion für überzogen und letztlich auch für überflüssig. Denn wir haben schließlich einen Kapitän“, schrieb der Ehrenpräsident von Bayern München in seiner Kolumne in der Bild-Zeitung am Sonnabend. „Wenn Ballack fit ist und für Deutschland spielt, ist er für mich Kapitän.“

Die Diskussion ins Rollen gebracht hatte Bayerns Abwehr-Ass Philipp Lahm, der in Vertretung des verletzten etatmäßigen Spielführers Ballack bei der WM das Kapitänsamt inne hatte. Der

26-Jährige sagte vor dem Halbfinale Deutschlands gegen Spanien, dass er dies auch gerne weiter tun würde. Lahm äußerte seinen Wunsch zum wiederholten Mal. „Es ist eine große Ehre, sein Land zu vertreten. Mit diesem Gefühl habe ich die Binde auch bei der Weltmeisterschaft getragen. Ich übernehme gerne Verantwortung“, sagte der Außenverteidiger am Sonnabend im Bild-Interview.

Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff haben in diesen nun seit Wochen schwelenden Konflikt durch ihre Aussagen weiteren Zündstoff gebracht. Löw wolle erst mit beiden Spielern sprechen und dann vor dem ersten WM-Qualifikationsspiel am 3. September in Belgien seine Entscheidung bekannt geben. Der Coach führte als Argument die mittel- und langfristige Planung für die EM 2012 und WM 2014 an. Die Aussage Bierhoffs, dass Ballack auch ohne die Binde in der Nationalmannschaft spielen werde, lockte den Mittelfeldstar dann aus der Reserve.

„Ich weiß nicht, was die Spekulationen vom Manager sollen“, sagte Ballack, der nach dem Tackling von Kevin-Prince Boateng im FA-Cup-Finale wegen eines Syndesmoserisses auf die WM verzichten musste, dem SID. Der Bundestrainer habe ihm versichert, dass er sich „überhaupt keine Sorgen“ machen müsse. Franz Beckenbauer sieht Ballack, der im Sommer vom FC Chelsea zurück zu Bayer Leverkusen ging, im Recht. Er habe die WM durch eine Verletzung verpasst, ohne eigenes Verschulden.

„Er ist ja in den vergangenen drei Monaten kaum ein schlechterer Fußballer geworden. Warum sollte man ihm die Spielführerbinde wegnehmen?“, schrieb der Kaiser. Dass Lahm „Ansprüche stellt“, finde er in Ordnung. „Aber er ist ja noch ein junger Mann, also kann er ja auch noch ein bisschen warten.“ Bayer-Chef Wolfgang Holzhäuser hatte Löw heftigst kritisiert, von den Nationalspielern haben sich Bastian Schweinsteiger und Per Mertesacker auch für Ballack positioniert.

Sollte sich Löw für den Jüngeren entscheiden, sieht Beckenbauer die Nationalmannschafts-Karriere von Ballack als beendet an. Schließlich stehe er vor einer schwierigen Frage. „Sollte er als abgesetzter Kapitän weiter für Deutschland spielen? Ich weiß nicht, ob Ballack sich das gefallen lassen würde.“ Für ihn habe das seinerzeit ohnehin nie eine Rolle gespielt. „Persönlichkeit hängt nicht von einem Stück Stoff am Arm ab.“

Auf der ersten Pressekonferenz bei Bayer Leverkusen hatte Michael Ballack ein Gespräch mit Widersacher Lahm angekündigt. Daraus ist bislang noch nichts geworden. „Nein, wir hatten noch kein Gespräch. Aber ich denke, das wäre kein Problem. Wir sind beide kommunikative Typen, wenn's notwendig wäre, würden und werden wir sicher darüber sprechen“, sagte Lahm.

Er werde auch jede Entscheidung des Bundestrainers akzeptieren. „Dann würde ich ganz normal weiter Fußball spielen. Und ich würde dann auch ganz normal weiter meine Meinung sagen. Mein Stellenwert würde auch ohne Binde in der Mannschaft nicht geringer werden“, sagte Lahm.