Jogi Löw und sein Team beziehen ihr EM-Quartier im Danziger Hotel “Dwór Oliwski“. Dafür hat der DFB alle 70 Zimmer und das angrenzende Gelände reserviert.

Danzig. Das Telefon klingelt fast ununterbrochen. Am Empfang des Danziger Fünf-Sterne-Hotels „Dwór Oliwski“, in dem Bundestrainer Jogi Löw und sein Team ab Anfang Juni ihr EM-Quartier beziehen werden, sind noch nie so viele Anrufe aus Deutschland eingegangen wie in den vergangenen Wochen und Monaten. „Wir bekommen zahlreiche Anfragen von Deutschen, die gerne im selben Hotel wie die Fußballnationalmannschaft übernachten möchten“, sagt Rezeptionist Maciej. Dabei hat die deutsche Elf schon vor geraumer Zeit das Hotel mitsamt den 70 Zimmern und dem angrenzenden Gelände komplett für sich reserviert.

Der „Dwór Oliwski“ ist ein reetgedeckter Gutshof aus dem 17. Jahrhundert, in dem neben Luxus auch Gemütlichkeit an oberster Stelle steht. Die Zimmer sind in warmen Pastelltönen gehalten und in einer Mischung aus Klassizismus und Landstil eingerichtet. Neben einem Teeraum gibt es auch einen Weinkeller und ein großes Restaurant. Im angrenzenden Wald können Podolski & Co ihre Runden drehen.

Wellness-Bereich mit Sauna, Dampfbad und Jacuzzi

Nur an einem Ort könnte es ein Platzproblem geben: Sollte die deutsche Nationalmannschaft während der Europameisterschaft geschlossen in die Sauna gehen wollen, wird es eng. Der Wellness-Bereich des Hotels ist zwar sehr komfortabel und enthält neben Sauna, Dampfbad und Jacuzzi auch ein Schwimmbad, ist allerdings recht klein.

Die Geschäftsführung des Hotels tut alles dafür, dass es der deutschen Elf während der Europameisterschaft an nichts fehlt. Im Wellness-Bereich sollen in den kommenden Wochen noch die Decken renoviert und die Lüftungen ausgebessert werden. „Es wird außerdem ein sechs Meter hoher Zaun rund um das Gelände gebaut, damit keine Schaulustigen zum Hotel gelangen“, verrät der Page Piotrek. Auch würden zahlreiche Fenster verdunkelt, damit man von außen nicht hineinschauen könne.

Extra für die Fußball-EM wird zudem nur 200 Meter vom Hotel entfernt ein Trainingsplatz gebaut. Rund sechs Wochen vor dem Anpfiff ähnelt das Feld allerdings noch einer Großbaustelle. Aber die Bauarbeiter sind optimistisch: „Bis die Deutschen kommen, wird hier überall schöner grüner Rasen wachsen“.

Anwohner stellen sich auf stressige EM-Wochen ein

Weniger gelassen sehen die Anwohner, die direkt neben dem Hotel ihrer Häuser haben, der EM entgegen. „Kürzlich kamen Polizisten vorbei, die unsere Personalien aufgenommen haben, damit wir während der Europameisterschaft Zugangsberechtigungen bekommen“, berichtet Boguslawa. Sie zweifelt jedoch daran, dass sie gegen Mitternacht nach ihrem Spätdienst noch durchgelassen wird. „So viel Aufwand für die EM, das ist doch übertrieben“, meint sie. Ein anderer Anwohner versucht die Lage mit Humor zu nehmen: „Wir haben den Krieg mit den Deutschen überlebt und die russische Unterdrückung, dann werden wir die EM auch irgendwie überstehen“, ist er überzeugt.

Einigen Leuten gelingt es jedoch, dem ganzen EM-Trubel völlig fern zu bleiben. „Wir haben zufällig dieses Hotel für unseren einwöchigen Urlaub ausgesucht, ohne zu wissen, dass bald die deutsche Nationalmannschaft hier wohnen wird“, berichtet Hotelgast Steffen. Er und seine Partnerin Gisela hätten mit Fußball nicht viel am Hut. „Aber ein polnischer Kollege von mir war ganz neidisch, dass ich im Hotel von Jogi übernachten würde“, fügt er hinzu.

Aus einem ganz besonderen Grund fiebert der polnische Rezeptionist Maciej der Ankunft der Deutschen entgegen: „Dann gibt es endlich nicht jeden Tag stressige Check-In's und Check-Out's von Hotelgästen“, sagt er. Außerdem herrsche bei Fußballteams immer eine ganz besondere Atmosphäre. „Das war schon so, als die polnische Nationalmannschaft vergangenes Jahr hier im Hotel übernachtete“. Damals bereiteten diese sich auf das Länderspiel Polen – Deutschland vor. Leider kann Maciej nicht noch mehr aus dem Nähkästchen plaudern, denn das Telefon klingt schon wieder.