Sieben Siege, drei Unentschieden, nur eine Niederlage - so die Bilanz der DFB-Elf in 2009. Und doch steht der Bundestrainer vor Problemen.

Gelsenkirchen. Nach dem letzten Spiel des Jahres gegen die Elfenbeinküste (2:2) zog der Bundestrainer ein zufriedenes Fazit 2009: "Wir haben die WM-Qualifikation souverän geschafft, das war das Wichtigste. Die Mannschaft hat im zwischenmenschlichen Bereich viel Stärke bewiesen, viel Ansehen gewonnen. Da kann man ihr nur ein großes Kompliment aussprechen."

Sieben Siege, drei Unentschieden und nur eine Niederlage (0:1 im Test gegen Norwegen) lautete die Bilanz. Sechsmal stand die Null bei einer Tordifferenz von 26:7. Diese Zahlen stimmen. Der in Gelsenkirchen mit 33.000 Zuschauern äußerst schwache Besuch unterstrich aber, dass die Attraktivität der deutschen Nationalmannschaft 2009 nach schwachen Auftritten wie dem 1:1 gegen Finnland in Hamburg deutlich gelitten hat.

Bei insgesamt 34 eingesetzten Spielern führte Löw in dieser Länderspielsaison zehn Neulinge in die DFB-Auswahl ein: Boateng, Hunt, Beck, Özil, Gentner, Cacau, Khedira, Neuer, Weis und Träsch. Bei allen Spielen dabei waren nur Philipp Lahm und Mario Gomez, allerdings zeigte die Formkurve bei beiden Bayern-Profis steil nach unten. Während sich Ersatzkapitän Lahm wieder steigern dürfte, steht doch hinter dem Namen Gomez ein riesengroßes Fragezeichen: Das Reservistendasein in München hat sämtliches Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten verschwinden lassen. Wie ein schlechtes Double schlich der Angreifer über den Platz. Auch bei den Zuschauern hat Gomez längst sämtlichen Kredit verloren, sie pfiffen ihn schon bei seiner Einwechslung gnadenlos aus, während der Leverkusener Stefan Kießling mit viel Applaus bedacht wurde und seine Bewährungschance nutzte. Auch Löw lobte den Rückkehrer: "Stefan hat eine sehr, sehr gute Leistung gebracht. Er war unheimlich präsent, hat Räume geschaffen, den Elfmeter rausgeholt und die Bälle gut verteilt." Am Sonntagnachmittag beim Gastspiel von Bayer bei den Bayern (15.30 Uhr) kann Kießling weitere Pluspunkte sammeln.

Während der Leverkusener also den Konkurrenzkampf im Sturm neu entfacht hat, sucht Löw auch in den anderen Mannschaftsteilen nach den Ideallösungen: Auf der rechten Verteidigerposition zeigte der Hamburger Jerome Boateng gegen die Elfenbeinküste in einigen Szenen sein großes Potenzial, der 21-Jährige bewies aber bei zwei Strafraumszenen ebenso seine mangelnde Erfahrung. Schon bei seinem Debüt in Russland handelte sich der HSV-Profi so Gelb-Rot ein. Eine verlässliche Konstante ist Boateng noch nicht. Auch der Partner von Per Mertesacker wird noch gesucht, genau wie die Nummer eins im Tor. René Adler liegt derzeit vor Tim Wiese, der talentierte Manuel Neuer lieferte eine unglückliche Partie ab. Im Mittelfeld wiederum ist die Stelle neben Kapitän Michael Ballack noch nicht besetzt, Simon Rolfes und Thomas Hitzlsperger lauten die Kandidaten.

Auffällig wurde gegen die Elfenbeinküste aber vor allem die nur unzureichend funktionierende Balance zwischen Abwehr und Angriff, die offenkundig wird, sobald Löw nicht die Möglichkeit hat, mehrere Tage intensiv mit seinen Spielern zu üben.

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