Der Stürmer aus Leverkusen muss heute gegen die Elfenbeinküste beweisen, dass er besser ist als Mario Gomez oder Miroslav Klose.

Düsseldorf. Man kann wirklich nicht behaupten, dass die bisherigen Länderspiele von Stefan Kießling von besonderem Erfolg gekrönt waren. Bei seinem ersten Einsatz am 28. März 2007 in Duisburg gegen Dänemark war er einer von sechs Debütanten - das Reserveteam verlor 0:1. Kießling, nach der Pause für Kevin Kuranyi eingewechselt, ging mit unter. Nur einer konnte damals Pluspunkte sammeln: Robert Enke, der ebenfalls zum ersten Mal im DFB-Trikot auf dem Rasen stand.

Vielleicht hat der 25-jährige Kießling gestern beim Abschlusstraining in der Düsseldorfer Arena vor dem Spiel gegen die Elfenbeinküste (20.45 Uhr, Gelsenkirchen, im Live-Ticker bei abendblatt.de) an sein zweites Spiel gedacht. Denn in Düsseldorf ging der nächste Anlauf nach fast zweijähriger Abstinenz ebenfalls gnadenlos schief. In der 68. Minute für Mario Gomez eingewechselt, konnte der gebürtige Franke der Schläfrigkeit des deutschen Spiels beim 0:1 gegen Norwegen nichts entgegensetzen.

Auch sein dritter Versuch steht nicht unter guten Vorzeichen. Ursprünglich sollte der Profi von Bayer Leverkusen gegen Chile und die Elfenbeinküste ausreichend Einsatzzeiten erhalten. Nach der Absage des ersten Spiels sind nun noch 90 Minuten geblieben, in denen der beste deutsche Bundesliga-Stürmer dieser Saison (acht Tore, zwei Torvorlagen) seine Qualitäten gegen das afrikanische Team unter Beweis stellen soll.

"Ich hatte schon vor zwei, drei Monaten die Überlegung, ihn zu nominieren", sagt Bundestrainer Joachim Löw, der dann aber vor den WM-Qualifikationsspielen gegen Russland und Finnland doch das Risiko scheute.

Kießling ging gestern sichtlich locker mit der Drucksituation um, sich wie auch Aaron Hunt quasi im Schnellverfahren noch um einen Platz im WM-Kader bewerben zu müssen. Schließlich folgt nach dem Test gegen die Elfenbeinküste nur noch das Duell gegen Argentinien am 3. März, bevor Löw seine 23 Spieler nominieren wird

"Ich hoffe, dass ich mal ein Länderspiel mit einem Sieg beenden kann", witzelte Kießling über seine Negativbilanz und legte (ernsthaft) Wert darauf, dass er sich bei seinem Comeback in der Nationalmannschaft nicht als Fast-Debütant fühlt: "Auch wenn diese beiden Spiele unglücklich liefen, so waren sie für mich dennoch etwas Großes, eine Ehre."

Am Dienstagvormittag, erzählte Kießling, nahm Löw ihn zur Seite und betonte, dass er sich diesen Einsatz verdient habe. Der Kontakt zum Bundestrainer war nie abgerissen. "Nicht nur aufgrund seiner Tore, sondern aufgrund seiner enormen Bereitschaft und der Verbesserung seiner technischen Fertigkeiten hat er gezeigt, dass er ein wertvoller Nationalspieler sein kann", hat Löw Veränderungen festgestellt, die Kießling selbst aber nicht besonders hervorheben wollte: "Eigentlich hat sich nicht groß etwas verändert. Ich habe zwar Sonderschichten eingelegt, war im Kraftraum, habe den Torschuss speziell geübt. Aber der ausschlaggebende Punkt ist wahrscheinlich, dass ich reifer geworden bin."

Und selbstbewusst. Im WM-Kader gäbe es Platz für fünf Stürmer, sagt er. Deshalb sei alles möglich. Aber gerade hinter den gesetzten Miroslav Klose, Mario Gomez und Lukas Podolski tobt ein extremer Konkurrenzkampf. Zu den bereits eingesetzten Offensiven Mesut Özil, Cacau, Marko Marin kommen nun in Gelsenkirchen noch Aaron Hunt (23 Jahre/Bremen) und Thomas Müller (20/FC Bayern) dazu, zudem steht Patrick Helmes nach überwundenem Kreuzbandriss in Leverkusen vor einem Comeback. Erschwerend für Kießling: Plant Löw nur mit zwei "Stoßstürmern", müsste Kießling Klose (unmöglich) oder Gomez verdrängen. "Ich möchte der Mannschaft mit meinem Spiel helfen, das ich für Leverkusen gezeigt habe", hat er sich vorgenommen, seine Chance zu nutzen. In seinen Worten schwingt mit: Und wenn es mit der WM nicht klappt, werde ich einen neuen Anlauf nehmen.

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