Knappe Siege und ein torloses Unentschieden: Die Favoriten wurden ihrer Rolle nicht immer gerecht.

Lissabon/Hamburg. Cristiano Ronaldo sprang nach dem 1:0-Heimsieg über Bosnien auf der Tribüne erleichtert auf, als der erlösende Schlusspfiff ertönte. Dreimal hatte das Torgebälk den Ausgleichstreffer für Bosnien verhindert, zweimal hintereinander kurz vor Schluss. Ronaldos Mittelfeldkollege Deco, der im ersten Play-off-Match um das Ticket zur Fußball-WM nach Südafrika 90 Minuten lang versuchte dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken, gestand: "Wir hatten am Ende mächtig Dusel."

Während der Außenseiter mit den Bundesliga-Profis Edin Dzeko, Vedad Ibisevic, Zvjezdan Misimovic und Sejad Salihovic mit seinem Pech haderte, bejubelten 62 000 Fans im ausverkauften Estádio da Luz den Hinspiel-Sieg schon wie die erfolgreiche WM-Qualifikation. Der TV-Sprecher dankte völlig zu Recht dem "Pfostengott".

Doch Carlos Queiroz weiß: "Wir haben das Ticket für die WM 2010 noch nicht in der Tasche. Wichtig ist aber, dass wir kein Gegentor gefangen haben", warnte Portugals Trainer, der trotz kühler Temperaturen schweißgebadet war. Kein Wunder: In der 89. Minute waren Dzeko und Zlatan Muslimovic nacheinander an der Latte und am Pfosten gescheitert.

Portugal war vor allem in der zweiten Halbzeit überlegen. Die Hausherren ließen jedoch trotz toller Flankenläufe von Ronaldo-Ersatz Nani die nötige Durchschlagskraft vermissen. Auf der anderen Seite waren die Bosnier brandgefährlich, vor allem Ibisevic war ein ständiger Unruheherd. Bosniens Coach Miroslav Blazevic war zufrieden. "Wir hätten hier zwar mehr holen können, aber das Ergebnis ist gut. Ich bin überzeugt, wir fahren zur WM." Angesichts der bosnischen Stärke empfahl die Sportzeitung "O Jogo": "Habt ihr Angst? Nehmt die Pfosten des Luz-Stadions mit zum Rückspiel."

Weniger Beistand im Rückspiel benötigt Frankreich. Der Vizeweltmeister verschaffte sich mit dem 1:0-Erfolg in Irland eine glänzende Ausgangsposition. "Jetzt haben wir es selbst in der Hand", meinte der umstrittene Coach Raymond Domenech zufrieden. Nicolas Anelka (72.) brachte den Iren mit seinem Tor des Tages die erste Niederlage in dieser WM-Ausscheidung bei. Richtig turbulent wurde es aber erst nach dem Abpfiff: Die französischen Profis Alou und Lassana Diarra sollen unmittelbar nach dem Schlusspfiff die Iren Keith Andrews und Richard Dunne wüst beschimpft haben. Dadurch kam es auf dem Platz und in den Katakomben zu Schubsereien und Beleidigungen. "Dunne wurde schwer beleidigt, aber ich möchte Ihnen nicht sagen, welche Worte gefallen sind", wetterte Trapattoni und versuchte - immer noch aufgebracht - trotz der unglücklichen Heimpleite Hoffnung zu versprühen: "Wir haben noch 90 Minuten in Paris."

Schwere 90 Minuten hat auch Russland noch vor sich. Die "Sbornaja" feierte mit dem 2:1 gegen Slowenien zwar einen Heimsieg, durch den späten Gegentreffer des Slowenen Necj Pecniks (87.) muss Erfolgstrainer Guus Hiddink jedoch um seine vierte WM-Teilnahme in Serie mit vier verschiedenen Teams bangen. "Das Ergebnis ist enttäuschend, jetzt wird es in Maribor noch mal schwer", stellte der Niederländer fest.

Amtskollege Otto Rehhagel droht nach dem enttäuschenden 0:0 seiner Griechen gegen die Ukraine sogar das Karriereende. Allerdings hält Rehhagel den Traum von seiner ersten WM-Teilnahme trotz des lausigen Auftritts weiter aufrecht. "Wir haben noch alle Chancen", sagte der 71-Jährige vor dem Rückspiel in Donezk, wo seine achtjährige Griechenland-Mission abgepfiffen werden könnte.