Durchwachsene Leistung beim 2:0 in Aserbaidschan. Schweinsteiger und Klose sorgen für einen Arbeitssieg. Vor allem die Defensive offenbarte Defizite.

Baku. Am Ende huschte noch ein leises Lächeln über sein Gesicht. Bundestrainer Joachim Löw nahm die Gratulation seines Kollegen Berti Vogts entgegen, klatschte dann mit seinen Co-Trainern ab. Von großer Jubelstimmung konnte keine Rede sein. Stattdessen überwog in Baku die Erleichterung über einen Pflichtsieg. Mit dem 2:0 (1:0) beim Fußballzwerg Aserbaidschan (137. der Weltrangliste) bleibt Deutschland auf WM-Kurs. Alles deutet weiter auf ein wohl entscheidendes Spiel am 10. Oktober um den ersten Platz der WM-Gruppe 4 in Moskau gegen Russland hin.

Nach einer mehr als durchwachsenden Leistung ist klar: Das Löw-Team muss sich beträchtlich steigern, wenn sie das direkte Ticket für die WM 2010 in Südafrika lösen will. Denn trotz des Sieges waren die Baustellen auch in Baku deutlich sichtbar.

Größter Problemfall bleibt die Defensive. Eins um andere Mal brachte sich die deutsche Mannschaft in Gefahr. "Leider haben wir unsere Chancen nicht genutzt", bilanzierte Berti Vogts, der seiner Mannschaft dennoch "die beste Leistung der WM-Qualifikation" bescheinigte: "Die Jungs waren nur übernervös." So blieben die wackeren Kämpfer vom Kaukasus auch im sechsten Qualifikationsspiel in Folge ohne Torerfolg. Mit Recht warnte aber ARD-Experte Günter Netzer: "Gegen größere Mannschaften kann das schiefgehen."

Größter Schwachpunkt war erneut Bremens Per Mertesacker, der wie auch bei Werder nach seiner Form sucht. Sein Innenverteidiger-Kollege Serdar Tasci zeigte zumindest bessere Ansätze im Aufbauspiel, schwächelte aber ebenfalls in der Abwehrarbeit.

Eine Maßnahme von Joachim Löw erwies sich als guter Griff: Philipp Lahm durfte auf seiner Wunschposition auf der rechten Seite ran. Auch der Bayern-Star hatte zwar die ein oder andere Schwäche im Defensiv-Bereich, sorgte aber nach vorne für Gefahr. "Lahm wird weiter auf dieser Position spielen", meinte denn auch Löw.

Dagegen bleibt der Konkurrenzkampf auf der linken Seite spannend. Wolfsburgs Schäfer wirkte uninspiriert, sein Konkurrent Marcell Jansen vom HSV, gestern nur Joker, darf sich weiter große Hoffnungen machen. Konkurrenzlos ist derzeit wohl sein Hamburger Teamgefährte Piotr Trochowski, der sich auch dank seiner Stärke bei Freistößen und Ecken in die Stammformation gespielt haben dürfte. Bastian Schweinsteiger ist ebenfalls gesetzt. Der Münchner erzielte das 1:0, gönnte sich im zweiten Durchgang allerdings wie auch Kapitän Michael Ballack schöpferische Pausen.

Der Kampf um andere Positionen bleibt spannend. Auch ein Torsten Frings bleibt trotz seines Disputs mit Trainer Löw eine Alternative.

Und der Angriff? Das Duo Miroslav Klose und Mario Gomez mühte sich redlich, auch das Tor zum 2:0 war eine Koproduktion der beiden Bayern-Stürmer. Selbstkritisch gab Klose zu: "Ich hätte mindestens noch zwei Tore mehr machen müssen." Lukas Podolski, der angeschlagen fehlte, dürfte die Leistung seiner Konkurrenten kaum nachhaltig beeindruckt haben.

"An der Passgenauigkeit und am Spiel ohne Ball müssen wir noch weiter arbeiten", gab Löw als Arbeitsauftrag aus. Schließlich will er sich den Nervenstress zweier Relegationsspiele - diese wären als Gruppenzweiter im November fällig - ersparen.

Aserbaidschan: Walijew - Sadichow, Junisoglu, Malikow, Allachwerdijew - Schukurow, Tschertoganow, Abbasow, Mammadow, Nadirow (ab 75. Aktiamow) - Dschawadow.

Deutschland: Enke - Lahm, Tasci, Mertesacker, Schäfer - Schweinsteiger, Ballack, Hitzlsperger, Trochowski (ab 77. Jansen) - Klose (ab 75. Cacau), Gomez (ab 84. Özil).

Tore: 0:1 Schweinsteiger (12.), 0:2 Klose (54.). Schiedsrichter: Kelly (Irland). Zuschauer: 30 000 (ausverkauft). Gelbe Karten: Allachwerdijew, Schukurow, Malikow, Tschertoganow.