Abendblatt:

Senhor Pontes, können Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit Ronaldo erinnern?

Leonel Pontes:

Sehr genau. Ein Kollege hatte mir den Tipp gegeben, dass es auf Madeira einen talentierten Jungen geben soll. Als ich den damals elfjährigen Ronaldo schließlich bei einem Jugendturnier am Spielfeldrand entdeckte, wusste ich genau, dass er dieser Junge war. Er war schmächtig und untersetzt. Aber keiner beherrschte den Ball so wie er. Ich hatte bis dahin noch nie ein Kind in diesem Alter gesehen, das so viel Gefühl in den Füßen hat. Er war auch besser als die älteren Jungen.

Abendblatt:

Ronaldo hatte Heimweh, als er ins Sporting-Internat wechselte. Wie konnten Sie ihm helfen?

Pontes:

Genau wie Ronaldo stamme ich aus Madeira, wodurch ich bereits seinen Vater kannte. Auch seine Mutter lernte ich bald kennen. Und da Ronaldo anders als die anderen Kinder an freien Tagen nicht einfach nach Hause konnte, kam er oft zu meiner Familie. Wir spielten dann Tischfußball, Billard und Tischtennis. Er wollte schon damals immer gewinnen. Und er gewann immer.

Abendblatt:

Hatten Sie das Gefühl, Ronaldo in seinem Ehrgeiz auch mal bremsen zu müssen?

Pontes:

Zumindest auf dem Platz war er nicht zu bremsen. Er war einfach glücklich, wenn er Fußball spielen konnte. In der Schule gab es ein paar Sorgen, auf dem Fußballplatz nie. Auch die anderen Kinder erkannten sein außergewöhnliches Talent an.

Abendblatt:

Wann haben Sie realisiert, dass Sie es mit einem Jahrhunderttalent zu tun haben?

Pontes:

Als er zu Manchester United wechselte und sich dort als Teenager gegen all die Superstars durchsetzte.

Abendblatt:

Real bezahlt 94 Millionen Euro für Ronaldo. Kann ein einziger Fußballer so viel Geld wert sein?

Pontes:

Niemand kann ernsthaft so viel Geld wert sein. Aber solange es einen Käufer gibt, der bereit ist, eine derartige Summe zu zahlen, kann man weder Manchester einen Vorwurf machen, dass sie das Geld annehmen, noch Ronaldo, dass er nach Madrid wechselt.

Abendblatt:

Ist seine Entscheidung, zu Real zu wechseln, richtig?

Pontes:

Er hat sich in Manchester zu einem der besten Spieler der Welt entwickelt. Aber Ronaldo will mehr. Deswegen muss er sich selbst neue Ziele stecken. Eins dieser Ziele ist es, sich bei den Königlichen in Madrid durchzusetzen. Und ich bin überzeugt, dass er es schaffen wird.