Vertrag bis 2013, Gehalt: vier Millionen Euro im Jahr. Auch Stuttgarts Horst Heldt soll kommen.

Wolfsburg/Hamburg

Der Fleischfabrikant Clemens Tönnies, heißt es in der Branche, bevorzuge in seinen Unternehmen Angestellte, die für sehr wenig Geld arbeiten. Als Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke 04 gibt sich Tönnies generöser. Jetzt hat er seinen teuersten Coup gelandet. Für ein Jahresgehalt von vier Millionen Euro plus Prämien hat er den Wolfsburger Fußballtrainer Felix Magath bis zum 30. Juni 2013 ohne Ausstiegsklausel engagiert, als Coach, Manager und Vorstandsmitglied. Der Stuttgarter Manager Horst Heldt, ein Freund Magaths seit gemeinsamen Zeiten bei Eintracht Frankfurt, soll die Führungsriege verstärken. Heldt hat beim VfB einen Vertrag bis 2012. Stuttgart verweigert bisher die Freigabe. Das aktuelle Trainertrio Michael Büskens, Youri Mulder und Oliver Reck will Schalke weiter binden.

Magath teilte seinen Wechsel gestern Morgen in der Kabine seiner Mannschaft mit, am Mittag der Öffentlichkeit. Tenor seiner Begründung: Er habe in Wolfsburg seine Ziele früher erreicht als erwartet, er könne erhobenen Hauptes eine neue Herausforderung suchen. "Vorher aber will ich mit dem VfL Meister werden", sagte Magath. Vier Spieltage vor Schluss führt Wolfsburg die Bundesliga mit drei Punkten Vorsprung auf Bayern München an. Dass seine Demission Einfluss auf den Titelkampf haben werde, glaubt Magath nicht: "Endlich drehen sich die Gespräche der Spieler nicht mehr allein um das Thema Meisterschaft. Das könnte zu einer Entkrampfung führen." Die war schon am vergangenen Sonnabend beim 4:0 gegen Hoffenheim zu erkennen. Als Magaths Nachfolger sind die arbeitslosen Armin Veh und Mirko Slomka sowie der Belgier Eric Gerets im Gespräch.

Magaths Vertrag in Wolfsburg lief zum 30. Juni aus. Die Option, ihn um ein weiteres Jahr zu verlängern, ließ er trotz Fristverlängerung seitens des Vereins bis zum 30. April verstreichen. Magath forderte bei den Verhandlungen mit dem VfL nicht nur eine stattliche Anhebung seines Salärs von 2,6 Millionen Euro, sondern ebenso Zusagen des VW-Konzerns, weiter Millionen in die Mannschaft zu investieren. Angesichts der Wirtschaftskrise zögerten die Automanager, Fußballer zu heuern und Arbeiter zu feuern. Magath hat das gespürt. In Wolfsburg, fühlte er plötzlich, konnte er nur noch verlieren. Gesagt hat er: "Ich glaube nicht mehr an das Versprechen, dass man im Fußballgeschäft langfristig arbeiten kann."

Nun hat er sich vier Jahre an Schalke gebunden. Der Klub hat gerade angekündigt, sein Personalbudget von 55 auf 35 Millionen Euro zu senken. Magath soll mit einer Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern mittelfristig eine Meisterelf formen. Seit 51 Jahren warten die Schalker sehnsüchtig auf diesen Titel. "Wenn du mit Wolfsburg Meister wirst, erntest du Respekt, wenn du mit Schalke Meister wirst, Liebe", hat Magath kürzlich im privaten Kreis philosophiert. Aber weder das höhere Einkommen noch das Verlangen nach größerer Zuneigung trieb den 55-Jährigen zu seiner achten Station in der Bundesliga. Die bedingungslose Leidenschaft, mit der Fußball auf Schalke gelebt wird, lockte ihn. Die hat Magath in Wolfsburg im Umfeld vermisst. In der Autostadt war das Unternehmen Meisterschaft eher ein Laborversuch. Deshalb kann er gehen, und selbst bei VW ist niemand wirklich traurig darüber.