Hamburg. 1500 Anhänger verzichten bei Saisonabschluss auf Pfiffe oder Kritik. Freezers-Geschäftsführer Frommhold ermahnt Internet-Pöbler.

Was auch immer passieren mag: Auf die liebevolle Treue ihrer Fans können sich die Hamburg Freezers verlassen. Am Sonntagnachmittag hatten sie in die Barclaycard Arena geladen, zur Saisonabschluss-Veranstaltung. Ein sperriges Wort ist das, doch die Traute, das Ganze Party zu nennen, hatte verständlicherweise niemand nach einer Saison, die Geschäftsführer Uwe Frommhold in seiner Rede als „richtig versemmelt“ bezeichnete. Während in der Deutschen Eishockey-Liga das Play-off-Viertel­finale in vollem Gange ist, müssen die „Eisschränke“ nach Platz elf in der Hauptrunde seit 6. März zuschauen.

Wer nun allerdings ein Scherbengericht erwartet hatte, der sah sich komplett getäuscht. 1500 Anhänger waren gekommen, und sie hatten weder Hass noch Wut im Gepäck, sondern spendeten selbst den enttäuschendsten Akteuren der Saison noch höflichen Applaus. Pfiffe, hitzige Diskussionen, Pöbeleien gar, die angesichts teils tief unter der Gürtellinie angesiedelter Kommentare im Internet befürchtet worden waren, blieben völlig aus. In dieser kuscheligen Atmosphäre traute sich zu vorgerückter Stunde sogar Sportchef Stéphane Richer, der zunächst im abgesperrten VIP-Bereich die Lage sondiert hatte, unters Volk.

Frommhold ermahnt Internet-Pöbler

„Wir haben unsere Saisonziele nicht erreicht, ihr Fans schon. Ihr hättet definitiv mehr verdient gehabt“, sagte Frommhold, der um Verständnis für die bedächtige Art der Aufarbeitung bat. „Wir werden nicht in Hektik verfallen und wegen einer schlechten Saison die Aufbauarbeit von vier Jahren über den Haufen werfen“, so der Arena-Chef, der für „die vielen sachlichen Kritiken“ dankte, die Internet-Pöbler aber zu mehr Respekt aufforderte. „Ich werde es auch in Zukunft nicht dulden, dass Mitarbeiter der Freezers bösartig angegriffen werden“, sagte er.

Diesen Vorwurf musste sich immerhin keiner der anwesenden Anhänger gefallen lassen. Die zehn Spieler, deren auslaufende Verträge nicht verlängert werden, wurden manierlich verabschiedet, den meisten Applaus erhielt erwartungsgemäß Topscorer Phil Dupuis. Kapitän Christoph Schubert versprach, dass man alles dafür geben werde, um in der kommenden Saison Besserung herbeizuführen. Dass das notwendig ist, um die von Frommhold formulierten Ziele für die Spielzeit 2016/17 (Start 16. September) zu erreichen – direkte Play-off-Qualifikation, attraktives Eishockey, Zuschauerschnitt 8500 plus –, das ist selbst dem wohlmeinendsten Fan klar.