Hamburg. Hamburgs Eishockeyteamrutscht durch eine 2:4-Heimniederlage gegen die Adler Mannheim aus den Play-off-Rängen.

Das Motto des Sonntags hatte Serge Aubin schnell gefunden, es fiel dem Cheftrainer der Hamburg Freezers nicht schwer, schließlich benutzt er diese Worte seit Wochen in leichter Abwandlung immer wieder. „Wir müssen schnell vergessen, uns wieder als Team sammeln und dann bereit sein für das nächste Heimspiel am Mittwoch gegen Krefeld“, sagte Aubin also, nachdem seine Mannschaft dem deutschen Meister Adler Mannheim mit 2:4 (1:1, 0:2, 1:1) unterlegen war.

Das Problem an der Sache war: Eigentlich hört man derlei Aussagen nur nach Auswärtsspielen der „Eisschränke“ in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), von denen sie im Kalenderjahr 2016 acht aus neun verloren haben. Diesmal jedoch stand Aubin im Pressekonferenzraum der Barclaycard Arena und musste nach vier Heimsiegen in Serie über eine Schlappe reden, die seiner Auswahl im Kampf um die Pre-Play-off-Teilnahme noch immens weh tun könnte. Nach dem 2:6 in Augsburg am Freitagabend war es immerhin die zweite Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten um die Plätze sieben bis zehn gewesen, und ein solches Null-Punkte-Wochenende kann in der prekären Lage, in der sich die Freezers befinden, schon entscheidend sein.

Den Grund für den verdienten Sieg der Adler hatte Aubin ebenfalls schnell erkannt. Sein Team sei nicht über 60 Minuten voll fokussiert gewesen, „wir sind nicht so gestartet, wie wir es wollten, waren defensiv zu passiv und haben unsere vielen Torchancen wieder einmal nicht so genutzt, wie es sein müsste, wenn man gegen ein Topteam wie Mannheim siegen will“, sagte er – und stellte seiner Mannschaft damit ein Armutszeugnis aus. Wann, fragt man sich, will eine Mannschaft voll fokussiert sein, wenn nicht in einer Partie, in der es gegen einen direkten Rivalen um das Erreichen des minimalen Saisonziels geht? „Man spürt den Druck, der auf den Spielern lastet. Aber Einsatz und Wille sind zu sehen, deshalb bleiben wir positiv“, sagte Geschäftsführer Uwe Frommhold.

Tatsächlich: Den Willen, eine Reaktion zu zeigen, so wie sie es in der gesamten Saison getan haben, wenn es Rückschritte auf fremdem Eis daheim auszumerzen galt, konnte man den Profis nicht absprechen. Das Problem jedoch, an dem die Freezers leiden, wird nun, da alle Teams ihren Fokus auf das Erreichen ihrer Ziele einstellen, immer deutlicher: Es fehlt schlicht an der Qualität, das vorhandene Talent abzurufen, was auch Abwehrrecke Brett Festerling, der den verletzten Kapitän Christoph Schubert ersetzen muss, eingestand: „Es ist frustrierend, dass wir derzeit keinen Weg finden, unsere Spiele zu gewinnen. Wir haben die Spieler, um die Play-offs zu erreichen, aber es ist unsere Aufgabe, diese Qualität auch umzusetzen.“

Genau daran aber hapert es seit Saisonbeginn, die Partie gegen die Adler lieferte lediglich eine weitere Blaupause. Klarste Torchancen wurden sträflich vergeben, und wer bei eigenem Angriff, wie vor dem 1:3 geschehen, zunächst dem Gegner den Puck in die Kelle schiebt, anschließend zweimal die Möglichkeit zur Klärung der Kontersituation verstümpert und dann Torhüter Dimitrij Kotschnew allein lässt, der darf sich nicht wundern, wenn am Ende die Punkte fehlen. „Das war eine sehr bittere Pleite, aber es bringt jetzt nichts, einander Vorwürfe zu machen“, sagte Kotschnew, „am Mittwoch müssen wir bereit sein.“

Die Fans scheinen an eine Fortsetzung der Spielzeit 2015/16 über das Hauptrundenende hinaus kaum noch zu glauben. Schon während der Partie war von bedingungsloser Unterstützung, von einem pausenlosen Nach-Vorne-Peitschen keine Spur. Das 2:4 15 Sekunden vor Spielende wurde fast regungslos quittiert. Pfiffe oder Flüche gegen die eigene Mannschaft gab es ebenso wenig wie aufmunternde Anfeuerung. In einer solch passiven Atmosphäre ist es kein Wunder, dass es keine Seite schafft, den Funken auf die andere überspringen zu lassen.

„Ich glaube fest daran, dass wir es weiterhin in eigener Hand haben“, sagte Aubin noch. Auch das hat man schon oft gehört, aber wer will es ihm verdenken? Krefeld und Iserlohn kann man zu Hause besiegen, und auch in Straubing kann man gewinnen. Man muss es nur tun, wenn man am kommenden Sonntag nicht eine komplette Saison ganz schnell vergessen will.

Tore: 1:0 (10:22) Davies (Jakobsen, Madsen), 1:1 (12:39) Hospelt (Fischer, Yip), 1:2 (30:15) Hospelt (Rheault, Akdag), 1:3 (33:06) Richmond (MacMurchy), 2:3 (47:27) Oppenheimer (Roy, Sertich) 5-4, 2:4 (59:45) Kink (Reul) 5-4 empty net. Strafminuten: 12/12. Schiedsrichter: Aumüller/Brüggemann (Planegg/Iserlohn). Zuschauer: 11.240.