Hamburg. Gegen Augsburg reichte auch eine bärenstarke Leistung von David Wolf nicht zum Sieg. Stattdessen hagelte es die dritte Pleite in Serie.

Der Mann des Tages hatte keine Lust mehr, gute Miene zum bitteren Spiel zu machen. „Ich war die ganze Woche positiv, aber irgendwann ist der Punkt gekommen, an dem es reicht“, schimpfte also David Wolf, nachdem er mit den Hamburg Freezers am Sonntagnachmittag in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit dem 5:6 (1:2, 2:2, 2:1, 0:1) nach Penaltyschießen gegen die Augsburger Panther einen weiteren Rückschlag erlitten hatte. „Wir dürfen nicht zulassen, dass uns fünf Tore nicht zum Sieg reichen. Das ist einfach nicht gut genug für die Ansprüche, die wir haben“, legte der Nationalstürmer noch nach, ehe er in Richtung Kabine zurückstampfte.

An Wolf hatte es wahrlich nicht gelegen, dass die Auswahl von Cheftrainer Serge Aubin mit der dritten Pleite in Serie ihre Bilanz im Kalenderjahr 2016 auf fünf Niederlagen aus sechs Spielen aufstockte. Gemeinsam mit seinen Reihenpartnern Garrett Festerling und Jerome Flaake war der NHL-Rückkehrer ein Vorbild an Einsatzwillen gewesen, er hatte zwei Tore erzielt, zwei weitere vorbereitet. Doch was nutzt das, wenn die Mehrzahl der Kollegen nicht alles gibt? Wenn selbst Routiniers wie Adam Mitchell, der vor dem 3:4 in der Vorwärtsbewegung einen unerklärlichen Fehlpass spielte, oder Sean Sullivan, der in der Rückwärtsbewegung so oft überlaufen wurde, dass Aubin ihn im zweiten Drittel gar nicht aufs Eis schickte, individuelle Fehler machen, die dem Team das Genick brechen?

Freezers verlieren gegen Augsburg

Philippe Dupuis im Zweikampf mit Augsburgs Andrew LeBlanc
Philippe Dupuis im Zweikampf mit Augsburgs Andrew LeBlanc © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Nicolas Krämmer im Duell mit James Bettauer
Nicolas Krämmer im Duell mit James Bettauer © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Die Hamburg Freezers verlieren  gegen Augsburg
Die Hamburg Freezers verlieren gegen Augsburg © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Es ist die sechste Niederlage aus sieben Spielen
Es ist die sechste Niederlage aus sieben Spielen © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Jerome Flaake beim Versuch, ein Tor zu schießen. Der Versuch misslingt
Jerome Flaake beim Versuch, ein Tor zu schießen. Der Versuch misslingt © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Sam Klassen und Adrian Grygiel an der Bande
Sam Klassen und Adrian Grygiel an der Bande © WITTERS | FrankPeters
Das Spiel endete 5:6 nach Verlängerung
Das Spiel endete 5:6 nach Verlängerung © WITTERS | FrankPeters
Mathieu Roy und Andrew LeBlanc auf dem Eis
Mathieu Roy und Andrew LeBlanc auf dem Eis © WITTERS | FrankPeters
Mathieu Roy, Andrew LeBlanc und Sean Sullivan an der Bande
Mathieu Roy, Andrew LeBlanc und Sean Sullivan an der Bande © WITTERS | FrankPeters
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Schon wieder wird die Trainerfrage gestellt

Natürlich wurde nach der Partie auch wieder die Trainerfrage gestellt, doch um es vorweg zu nehmen: Aubin, der ob seines vollen Kaders Marcel Müller neben Marty Sertich auf die Tribüne verbannte, macht auch Fehler, vor allem die nicht nur durch Verletzungspech erzwungene Torwartrotation ist ein hausgemachter Unsicherheitsfaktor. Aber der Coach ist nicht das Problem, das Team kämpft und folgt ihm. Das Problem ist die Häufung von Fehlern, die nicht aus taktischen Mängeln, sondern persönlicher Unzulänglichkeit entspringen. „Serge bereitet uns gut vor, bringt uns Vertrauen entgegen, und wir lassen ihn hängen. Dafür schäme ich mich“, sagte Garrett Festerling.

Alle Mannschaftsteile spielen derzeit deutlich unter Niveau. Die Torhüter, am Sonntag Dimitrij Kotschnew, strahlen zu wenig Sicherheit aus. Die Angreifer vergeben zu viele klare Chancen. Und die Abwehr ist mit 4,5 Gegentoren im Schnitt im Jahr 2016 nicht DEL-tauglich. Die Zusammenstellung des Teams passt für das, was derzeit gefragt ist, nicht. Die Freezers erinnern fatal an den FC St. Pauli der Vorsaison; eine Mannschaft, die höhere Aufgaben spielerisch lösen sollte, muss nun kratzen und beißen, um das Minimalziel zu erreichen – und hat dafür zu wenig Wolfs und zu viele Schönspieler. Auf die Frage, ob man sich Sorgen um die Play-off-Qualifikation machen müsse, antwortete Aubin mit Nein. Wolf sagte: „Definitiv sind die Play-offs in Gefahr!“ Scheint so, als gebe es Gesprächsbedarf in den kommenden Tagen.

Tore: 0:1 (11:54) Mancari (Iggulden), 0:2 (12:07) Weiß (Ciernik, Grygiel), 1:2 (17:32) Oppenheimer (Krämmer, Madsen) 5-4, 2:2 (21:30) G. Festerling (Flaake, Wolf) 5-4, 3:2 (24:57) Flaake (G. Festerling, Wolf), 3:3 (28:04) Hanowski (Mancari, Matsumoto), 3:4 (35:41) Leblanc (Holzmann, Iggulden), 4:4 (44:46) Wolf (G. Festerling, Liwing), 5:4 (54:33) Wolf (G. Festerling, Flaake), 5:5 (59:37) Mancari (Matsumoto, Tölzer), 5:6 Iggulden Penalty. Strafminuten: 12 + 10 Oppenheimer/ 8 + 10 Holzmann. SR: Bauer/Steinecke (Nürnberg/Jena). Zuschauer: 12.147.