Hamburg. Der Freezers-Topscorer wehrt sich gegen Kritik an seiner Spielweise. Er weiß aber auch, dass die Anspruchshaltung an ihn gewachsen ist.

Für jemanden, der noch ein Weihnachtsgeschenk sucht für einen Fan der Hamburg Freezers, der die gesamte Kollektion des Clubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bereits besitzt, gibt es von diesem Freitag an Abhilfe. Im Fanshop sind rund 400 T-Shirts erhältlich, die Jerome Flaake entworfen hat. Nachdem der Torjäger im Sommer bereits 150 eigenkreierte Caps an den Fan brachte, ist sein neues Projekt ein zweiter Versuch, sich für die Zeit nach dem Sport zu wappnen. „Mode interessiert mich, ich möchte auf diesem Weg reinschnuppern in die Welt außerhalb des Sports und zusätzlich auch den Fans etwas Gutes tun“, sagt Flaake. Die Beschäftigung mit solchen Themen puste ihm den Kopf frei.

Jerome Flaake
Jerome Flaake © WITTERS

Dass das bisweilen notwendig ist, hat der 25 Jahre alte Rechtsaußen auch in dieser Saison wieder erfahren müssen. Nachdem er im Oktober in sieben Spielen in Folge und von Mitte November bis zum vergangenen Sonntag sogar in neun Partien in Serie ohne Torerfolg geblieben war, hatte es Kritik an seiner bisweilen lässigen Spielweise gegeben, die zudem die Frage aufwarf, inwieweit sich der in Guben geborene Angreifer durch seine Nebentätigkeiten vom Beruf ablenken lasse.

Dieser Vorwurf ärgert Flaake, der im Gespräch mit dem Abendblatt deutlich Stellung bezog. „Das Modeprojekt hat vielleicht zwei Tage gekostet, das lenkt mich doch nicht vom Eishockey ab“, sagt er. Mangelhafte Ernsthaftigkeit und ein Hang zum Lässigen seien ebenfalls nichts, was er sich vorhalten lasse: „Ich arbeite hart, auf dem Eis und abseits des Eises, um mich zu verbessern“, sagt er, und tatsächlich ist Flaake Trainingsfleiß ebenso wenig abzusprechen wie Siegeswille, was auch Cheftrainer Serge Aubin unterstreichen möchte: „Er hat sein Spiel weiterentwickelt, hat sich defensiv verbessert und tut alles dafür, um dem Team zu helfen“, sagt der Frankokanadier.

Fehlen von Wolf und Festerling als Bürde

Dass Torflauten an seinem Selbstbewusstsein nagen, kann der Nationalstürmer nicht feststellen. „Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich irgendwann wieder treffen würde“, sagt er, „jeder Sportler hat Phasen, in denen er in ein Leistungsloch fällt. Aber ich hatte in jedem Spiel meine Chancen und auch viel Pech, dass die nicht wie gewohnt reingegangen sind.“ Das kann man durchaus so sehen.

Erschwerend kam hinzu, dass Flaake auf seine gewohnten Reihenpartner David Wolf und Garrett Festerling, die wegen Sperre oder Verletzungen immer wieder ausfielen, lange verzichten musste. Erst am vergangenen Freitag, beim 3:2-Sieg in Schwenningen, war die beste deutsche Sturmreihe der DEL erstmals wiedervereint. Das 6:4 gegen Straubing am Sonntag eingerechnet, gingen sechs von neun Toren am Wochenende auf das Konto des Trios. „Gefühlt habe ich in 15 verschiedenen Formationen gespielt“, sagt Flaake, „umso glücklicher bin ich, dass ich jetzt wieder mit Wolfi und Festi Gas geben kann.“ Seine blind gespielten Pässe, die andere Sturmpartner nicht erahnen konnten, kommen jetzt wieder an, und Flaake kann seine Stärke im direkten Torabschluss voll zur Geltung bringen.

Wird aus dem Toptalent ein Großer?

Keine Frage, mit zehn Toren und elf Vorlagen ist Flaake als aktueller Topscorer der Freezers im Soll. Aber ein Spieler seiner Qualität, der das Potenzial hat, in jeder deutschen Mannschaft den Unterschied zu machen, muss sich gefallen lassen, mit anderem Maßstab gemessen zu werden. „Ich weiß, dass ich eine hohe Erwartungshaltung geweckt habe, und dem stelle ich mich auch. Ich muss nun die Balance schaffen, auf meine Stärken zu bauen und meine Mitte zu finden.“

Der Hochbegabte ist in einer Übergangsphase, in der sich entscheiden wird, ob aus einem Toptalent ein großer Spieler werden kann. „Ob jemand den Unterschied machen kann, sieht man erst in den Play-offs“, sagt Cheftrainer Aubin, „Jerome hat aber das Potenzial dazu.“ Dieses nun dauerhaft abzurufen, das ist die Aufgabe, der sich Flaake stellen muss in den kommenden Monaten.