Hamburg. Der Verteidiger der Hamburg Freezers versucht nach dem Wechsel aus Iserlohn gar nicht erst, seine Lesitung schönzureden.

Es ist so ein Klischee, mit dem sich nordamerikanische Eishockeyprofis herumschlagen müssen. Ihnen wird nachgesagt, Dinge mit einer Vielzahl an vermeintlich auswendig gelernten Phrasen erklären zu können, ohne in Wirklichkeit etwas zu sagen.

Sean Sullivan von den Hamburg Freezers ist da eine erfrischende Ausnahme. Der US-Amerikaner mit deutschem Pass, der nach seinem Wechsel im Sommer aus Iserlohn bislang enttäuscht hat, versucht gar nicht erst, seine Leistung schönzureden. Der als vielseitiger Offensiv-Verteidiger verpflichtete Sullivan fiel in erster Linie durch viele Scheibenverluste im Aufbauspiel auf. Zu häufig trifft er mit dem Puck am Schläger die falsche Entscheidung., was phasenweise in hanebüchenen Fehlpässen endet. „Ich spiele bisher einfach unfassbar schlecht. Das Warum beschäftigt mich tagein, tagaus“, sagt der 31-jährige Verteidiger und ergänzt: „Ich erwarte deutlich mehr von mir selbst und muss mich über harte Arbeit aus dem Loch herauskämpfen. Daher konzen­triere ich mich nur auf die Abwehrarbeit. Offensiv bin ich bisher ohnehin nicht existent“, sagte Sullivan schonungslos offen.

Unterzahlspiel ist indiskutabel

76 Gegentreffer stehen für die Hamburger bisher in den 27 Spielen in der Deutschen Eishockey-Liga zu Buche. Beim Fünf-gegen-Fünf haben sich die Freezers zuletzt stabilisiert, kassierten in den jüngsten drei Partien lediglich einen Treffer – ein Eigentor von Kevin Schmidt gegen Straubing. Das große Problem ist das indiskutable Unterzahlspiel. Lediglich in 76,6 Prozent aller Powerplays der Gegner bleiben die Freezers ohne Gegentor. Nur Augsburg ist noch schlechter in dieser Kategorie. Dass die Probleme in der Verteidigungszone mit der individuellen Qualität der Spieler in der Abwehr zusammenhängt, sieht Sullivan nicht. „Abwehrarbeit ist ein Fünf-Mann-Job. Jeder muss sich daran beteiligen. Die Defensive ist das Fundament des Erfolgs und muss schnell in Fleisch und Blut übergehen“, sagte Sullivan.

Die Lösung für die Probleme liegen für Sullivan auf der Hand. Zum einen müssen die Freezers an ihrer Disziplin arbeiten und von der Strafbank fernbleiben. Der andere große Faktor ist „Puck-Management“, also die Scheibe nicht in gefährlichen Zonen leichtfertig zu vertändeln. „Es kommen viele Faktoren zusammen. Struktur, Kommunikation, Abstimmung. Zudem ist der Puck im Moment nicht unser Freund. Er springt eher zum Gegner als zu uns“, sagte Sullivan, der ein großer Anhänger der These ist, dass Angriff die beste Verteidigung ist. „Wir müssen mehr Zeit in der Offensivzone verbringen, den Gegner dort beschäftigen und dreckige Tore machen. Es müssen nicht immer Traumtreffer sein.“

Info: Freezers-Torhüter Dimitrij Kotschnew leidet wieder an Adduktorenproblemen und wird vorerst nicht am Training teilnehmen.