Trainer der Hamburg Freezers sorgt sich um seinen Spielführer Alex Barta. Geschäftsführer Pfad sieht im Team “keine Entwicklung“.

Hamburg. Welche Spuren die 2:3-Niederlage am Dienstagabend gegen die DEG Metro Stars hinterlassen hatte, konnten die wenigen Kiebitze, die am Mittwochmorgen das Training der Eishockeyprofis der Hamburg Freezers in der Volksbank-Arena verfolgten, beobachten. Nach einem harten Zweikampf waren die Angreifer Garrett Festerling und Chad Bassen derart heftig verbal aneinandergeraten, dass nur das Eingreifen einiger Kollegen eine handfeste Auseinandersetzung verhinderte. "Ich wünsche mir, dass die Jungs diese Aggressivität auch in den Spielen zeigen", kommentierte Trainer Stéphane Richer die Szene süffisant.

Ebenjene Einsatzbereitschaft hatten seine Spieler am Vorabend vermissen lassen, sodass sich Geschäftsführer Michael Pfad zu einer schonungslosen Analyse berufen gefühlt hatte. "Wir stehen im Moment da, wo wir vor einem Jahr auch schon waren. Ich sehe keine Entwicklung. Wir waren nicht in der Lage, die DEG spielerisch zu bezwingen. Ich will keinem den Willen absprechen, die Mannschaft trainiert gut, kann es aber nicht ins Spiel übertragen." Noch sei die Lage nicht bedrohlich, wohl aber ernst.

Richer will deshalb ab sofort ein anderes Gesicht seines Teams sehen. "Uns fehlt zwar nur ein kleines Stück, aber wenn wir jetzt nicht anfangen, Eishockey zu spielen, dann wird uns dieses Stück auch zur Play-off-Qualifikation fehlen", sagte der Kanadier, der die Entschuldigung, das auf 19 Positionen veränderte Team müsse sich noch zusammenfinden, ab sofort nicht mehr gelten lassen wird. "Wir haben jetzt 14 Spiele absolviert und müssen anfangen, die Leistung abzurufen, die wir fähig sind zu bringen. Wir brauchen in den vier Spielen bis zur Deutschland-Cup-Pause eine Siegesserie. Die Zeit des Redens ist vorbei", so Richer.

Ein Gespräch allerdings hat sich der Chefcoach für die nächsten Tage ganz oben auf seiner Agenda eingetragen. Das Formtief seines Kapitäns Alexander Barta macht ihm gesteigerte Sorgen. "Alle unsere Topspieler müssen mehr zeigen, aber speziell Alex wirkt gehemmt. Er nimmt blöde Strafen und bringt nicht die Leidenschaft aufs Eis, die wir von ihm gewohnt sind", sagt Richer, der sogar überlegt, den Nationalstürmer vom Kapitänsamt zu entbinden, um Druck von ihm zu nehmen. Der 27-Jährige reagierte auf derlei Gedankenspiele mit einer Mischung aus Selbstkritik und Ehrgeiz.

"Das Amt ist für mich absolut keine Belastung. Wenn ich nicht Kapitän wäre, würde man von mir trotzdem immer Topleistungen erwarten. Der Druck würde nicht weniger werden", sagt er. Er fühle sich seinen Aufgaben gewachsen, "sonst würde ich sie freiwillig abgeben". Dass er mit acht Scorerpunkten aus 14 Partien und zu vielen mittelmäßigen Auftritten dem eigenen Anspruch hinterherschlittert, ist ihm bewusst. "Mir fehlt derzeit das Selbstvertrauen, was ich mir nicht erklären kann", sagt er, "aber ich weiß, was ich kann, und dass ich es bald wieder zeigen werde."

Richer wäre es am liebsten, wenn sein Vorzeigeprofi damit schon heute (19.30 Uhr) im Gastspiel beim starken Aufsteiger EHC München beginnen würde. Fraglich ist der Einsatz von Abwehrspieler Rainer Köttstorfer (Magen-Darm-Virus). Im Tor wird nach seiner Pause im DEG-Spiel wieder Marc Lamothe stehen.