Der Spielmacher der Hamburg Freezers leidet erneut an einer Gehirnerschütterung. Die Rückkehr von Philippe Dupuis auf das Eis ist offen.

Hamburg. Es waren beängstigende Bilder, die sich den Fans der Hamburg Freezers am vergangenen Freitag boten. Das Spiel bei den Kölner Haien war gerade einmal 17 Minuten alt, als Haie-Verteidiger Douglas Murray ohne Not seinen Ellenbogen gegen den Kopf von Philippe Dupuis rammte. Der 29 Jahre alte Hamburger saß danach apathisch auf der Ersatzbank, blickte ins Leere, nahm nur am Rande wahr, wie ihm Mitspieler Garrett Festerling zur Aufmunterung auf den Rücken klopfte. Der Anblick ließ Schlimmes erahnen. Die Diagnose bestätigte den Verdacht: Gehirnerschütterung. Immerhin wurde Murray für vier Spiele gesperrt.

Bereits am ersten Spieltag hatte Dupuis gegen Red Bull München nach einem ähnlichen Vergehen von Grant Lewis dieselbe Verletzung erlitten, musste anschließend drei Monate pausieren. Vor seinem Wechsel aus Nordamerika nach Hamburg fehlte Dupuis nach einem unglücklichen Trainingsunfall ganze sieben Monate wegen der tückischen Kopfverletzung. Mit der tragischen Vorgeschichte kamen Befürchtungen hoch, Dupuis drohe sogar ein vorzeitiges Karriereende.

Am Montag konnten die Freezers diesbezüglich zumindest eine vorsichtige Entwarnung geben. Dupuis ließ sich nach einem unauffälligen Wochenende erneut bei Clubarzt Jan Schilling untersuchen. Der Leistungsträger, der nach seinem ersten Comeback eine überragende Saison gespielt hat, hatte wohl Glück im Unglück. „Die medizinischen Daten geben Grund zur Hoffnung, dass es nicht so schlimm ist wie im vergangenen Herbst. Es ist aber Philippes zweite Gehirnerschütterung innerhalb eines halben Jahres. Daher muss man gucken, wie es sich entwickelt. Mitte dieser Woche wird man sehen, wohin die Reise geht“, sagte Schilling.

Philippe Dupuis fordert mehr Respekt im Umgang unter den Spielern

Es ist eine der Tücken einer Verletzung, die im Eishockey zum Alltag gehört. Zu 100 Prozent kann man nie sagen, ob eine Gehirnerschütterung ausgeheilt ist. Anders als bei einem Knochenbruch gibt es keine visuellen Anhaltspunkte auf einem Röntgenbild oder einer Kernspintomografie. Die Mediziner forschen weltweit, um genauere Indikatoren zu bekommen, um den Heilungsprozess besser einschätzen zu können.

Die Freezers arbeiten mit dem vom Eishockey-Weltverband IIHF vorgeschriebenen SCAT-2-Test (Sport Concussion Assessment Tool), bei dem Denk- und Rechenaufgaben gelöst und Koordinationsübungen absolviert werden müssen. Im Rahmen des Gesundheitschecks vor der Saison werden Referenzdaten der Spieler ermittelt. Sollte ein Profi eine Gehirnerschütterung erleiden, kann der Arzt durch die abweichenden Testergebnisse sehen, wie schwer diese ist. „Der Test war das Erste, was wir Sonnabend gemacht haben. Die Daten von Dupuis hatten eine Auffälligkeit ausgewiesen. In den kommenden Tagen stehen Ruhe und Behandlungen auf dem Programm, um die Nackenmuskulatur zu lockern“, sagte Schilling.

Doch wie kann man das Risiko, eine Gehirnerschütterung im Eishockey zu erleiden, minimieren? Die Hersteller der Spielerhelme haben ihre Produkte so weiterentwickelt, dass der Schutz des Kopfes durchaus gegeben ist. „Es muss ein Umdenken bei uns Spielern her. Diese dreckigen Checks aus dem toten Winkel oder Attacken gezielt gegen den Kopf müssen aufhören. Sonst ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann etwas ganz Schlimmes passiert“, sagte Dupuis dem Abendblatt.

Der Kartenvorverkauf für das Play-off-Viertelfinale (Start 11. März, Gegner offen) beginnt am 2. März um 10 Uhr. Die Tickets kosten wie in der Hauptrunde zwischen 18 und 46 Euro (ermäßigt 16 bis 42 Euro, Kinder 13 bis 15 Euro).