Das Eishockeyteam der Hamburg Freezers unterliegt den Eisbären Berlin mit 1:4 und weist nach, dass der Kader derzeit zu klein ist. Die Spieler sind am körperlichen Limit angekommen.

Hamburg. Es genügte ein Blick in die Gesichter, um zu erahnen, wie es in den Profis der Hamburg Freezers aussah. Mit leeren Blicken, hängenden Köpfen und letzter Kraft schlurften die Spieler nach der 1:4 (0:0, 1:1, 0:0)-Niederlage gegen die Eisbären Berlin in die Umkleidekabine. Die 60 Minuten gegen den Erzrivalen am Sonntagnachmittag hatten deutlich gemacht, dass die personell seit Monaten dezimierten Freezers körperlich am Limit spielen. Die Mannschaft von Trainer Serge Aubin droht im Endspurt der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) einen Platz unter den ersten vier Teams zu verspielen. „Bei uns herrscht aber keine Panik. Die Jungs ziehen toll mit. Ich bin kein Fan von Ausreden, aber die Realität zeigt es doch. Der kleine Kader killt uns. Es ist unmöglich, die Eiszeit der Jungs zu dosieren“, sagte Aubin nach dem Spiel und sprach das Problem an, das auch gegen die Eisbären deutlich wurde.

Leistungsträger wie Thomas Oppenheimer oder Kevin Clark wirken überspielt. Aufgrund der Ausfälle von Patrick Pohl (Schulter), Garrett Festerling (Handbruch), Julian Jakobsen (Gehirnerschütterung) und Sam Klassen (Fingerbruch) konnte Aubin wieder nur auf drei Sturmreihen plus Nachwuchsspieler Sam Verelst, der keine Eiszeit erhielt, sowie sechs Verteidiger zurückgreifen. Die Regenerationszeit zwischen den einzelnen Wechseln ist deshalb verschwindend gering. Die Spieler, die bei fünf gegen fünf sowie in Über-und Unterzahl agieren, reißen aktuell in jedem Spiel bis zu 25 Minuten Eiszeit ab. „Wir suchen keine Ausrede. Wir sind Profis und werden fürs Spielen bezahlt. Am Ende fragt keiner, ob wir mit fünf, zehn oder 21 Spielern agieren. Wir müssen punkten“, sagte ein trotziger Oppenheimer, der aber keinen Hehl daraus machte, dass man auf Dauer diese Belastung nicht verkraften kann.

50 Minuten lang konnten sich die Hamburger Hoffnung auf Zählbares machen. Mit Fortdauer des Spiels häuften sich aber Stockfehler, die einer spielstarken Mannschaft wie den Freezers im ausgeruhten Zustand nicht unterlaufen. Exemplarisch war der entscheidende dritte Gegentreffer. Der technisch herausragende Jerome Flaake leistete sich im Aufbau einen folgenschweren Scheibenverlust, den die Berliner eiskalt ausnutzten. „Das ist mentale Müdigkeit, die normal ist. Da fehlen dann Nuancen“, sagte Aubin. Und so stand unterm Strich die fünfte Niederlage aus den vergangenen sechs Spielen.

Bis zur Länderspielpause Anfang Februar warten auf das Aubin-Team noch drei harte Prüfungen. Am Freitag reist das Team zum Tabellenzweiten Red Bull München. Es folgen noch Partien gegen Iserlohn (So., 14.30 Uhr, O2 World) und in Mannheim (1. Februar). Alles Duelle mit unmittelbaren Konkurrenten um die direkte Play-off-Qualifikation. „Die Länderspielpause kommt uns sicher entgegen. Bis dahin müssen wir uns durchbeißen. Vielleicht kommen danach ja ein paar verletzte Spieler zurück“, sagte Spielmacher Philippe Dupuis.

Die Hoffnung des Frankokanadiers ist berechtigt. Bereits am vergangenen Sonnabend absolvierte Mittelstürmer Jakobsen nach seiner Gehirnerschütterung ein leichtes Eistraining. Am Dienstag soll er ebenso ins Teamtraining einsteigen wie Verteidiger Klassen, der nach überstandenem Fingerbruch vor der Rückkehr ins Team steht. „Beide werden Anfang der Woche noch einmal zum Arzt gehen. Stand heute kann ich noch nicht definitiv sagen, ob sie am Freitag in München wieder dabei sind“, sagte Aubin, der nach wie vor davon absieht, öffentlich einen Neuzugang zu fordern. Ein kurzfristiger Transfer ist trotz der prekären Situation aktuell nicht vorgesehen. Die Suche nach einem geeigneten deutschen Stürmer dauert an. Bis zum 15. Februar ist auch der internationale Transfermarkt noch geöffnet. Verschlimmert sich wider Erwarten die Verletztensituation, werden die Hamburger nicht umhin kommen, die letzte Ausländerlizenz zu vergeben. Nach den Eindrücken vom Sonntag ist jede Verstärkung herzlich willkommen.

Statistik

Tore: 0:1 (23:44) Olver (Hördler, Braun), 1:1 (26:05) Madsen (Sertich, Pettinger) 5-4, 1:2 (51:09) Talbot (Rankel, Olver) 5-4, 1:3 (55:47) Pohl (Tallackson, Olver), 1:4 (59:20) Bell empty net. Strafminuten: 10/12. Schiedsrichter: Bauer/Piechaczek (Nürnberg/Landsberg). Zuschauer: 12.800 (ausverkauft).