Die Hamburg Freezers wollen im zweiten Halbfinalduell gegen den ERC Ingolstadt deutlich aggressiver agieren. „Die Niederlage war ein Weckruf“, sagt Trainer Benoît Laporte und fordert eine Steigerung.

Hamburg. Die Nacht war kurz für Benoît Laporte. Um 1.30 Uhr hatte der Trainer der Hamburg Freezers sein Videostudium der ersten beiden Drittel der 1:3-Niederlage gegen den ERC Ingolstadt beendet, als ihn die Müdigkeit überkam. Fünf Stunden später, um 6.30 Uhr, klingelte der Wecker. „Ich habe nach Spielen eigentlich nie Schlafprobleme. Nach dem Aufwachen aber drehen sich meine Gedanken sofort um Eishockey“, sagte der 53-Jährige.

Und es gab in der Tat einiges, worüber sich der Frankokanadier vor dem zweiten Playoff-Halfinalduell an diesem Freitag (19.30 Uhr) Gedanken machen musste. Eine schlüssige Erklärung, warum sein Team in Spiel eins derart körperlos agierte, wollte Laporte auch einen Tag später nicht einfallen. Zu keiner Zeit hatte man am Mittwochabend das Gefühl, dass es sich um ein Halbfinale der Deutschen Eishockey-Liga gehandelt hatte. Nationalstürmer David Wolf, der für sein physisches Spiel gefürchtet ist, hatte nicht einen einzigen Bodycheck gegen Ingolstadt. Dass nur 7023 Zuschauer den Semifinalauftakt sehen wollten, wurde von den Spielern vernommen und tat das Übrige zu diesem ungewöhnlichen Abend. „Es war eher wie ein 53. Hauptrundenspiel“, sagte Laporte unmittelbar nach der Partie.

Es hatte den Anschein, als hätte bei den Freezers die letzte Spannung gefehlt. Dass seine Spieler nach dem Einzug ins Halbfinale zu locker waren, da schließlich das vor der Saison ausgegebene Saisonziel bereits erreicht wurde, glaubt der Coach nicht. „Wenn ein Spieler so denken würde, würde ich ihm raten, nächstes Jahr als Autoverkäufer zu arbeiten, aber ich weiß, dass meine Jungs nicht so ticken“, sagte Laporte mit energischem Unterton

Auch die Profis selbst, die nach dem Weiterkommen gegen Iserlohn davon sprachen, dass der ganz große Druck nun abgefallen sei, wehrten sich gegen den Eindruck, dass man das Spiel nicht ernst genug genommen hat. „Wir waren eher zu verkrampft und haben uns selbst so die Spielfreude genommen“, erklärte Kapitän Christoph Schubert. „Wenn einem Spieler vor einem Halbfinale die Spannung fehlt, dann nur, wenn er vor dem Spiel eine Schlaftablette genommen hätte. Das gibt es bei uns nicht“, sagte Stürmer Thomas Oppenheimer.

„Die Niederlage war ein Weckruf“

Immerhin zeigte das Abschlusstraining, dass die Spieler verstanden haben, worauf es ankommt. In der knapp einstündigen Einheit waren die Profis konzentriert und ließen sich den Frust des Vorabends nicht mehr anmerken. Vor allem der Spielaufbau, der deutlich temporeicher werden soll, und taktische Variationen standen auf dem Programm. „Die Niederlage war ein Weckruf. Es war mehr Intensität im Training drin als gestern im Spiel“, scherzte Laporte anschließend.

Personell hat sich der Trainer einige Veränderungen überlegt. Die Paradereihe mit Garrett Festerling, David Wolf und Jerome Flaake wird getrennt. Marius Möchel rutscht zwischen Flaake und Wolf, Festerling wird mit Adam Mitchell und Frédérik Cabana stürmen. Im Tor erhält erneut der zuletzt starke Dimitrij Kotschnew den Vorzug vor Sébastien Caron. „Wir wollen in Ingolstadt weniger zuschauen und selbst die Initiative übernehmen. Das macht uns stark“, sagte Laporte, der mit seinem Team ob des Pilotenstreiks am Donnerstag mit dem Zug in den Süden reiste. Die fünfstündige Fahrt nutzte der Trainer für Einzelgespräche. „Der Glaube an mein Team ist ungebrochen. Wir werden eine Reaktion zeigen“ , sagte Laporte. Wenn nicht, drohen dem Trainer vielleicht doch bald schlaflose Nächte.