Mit 1:3 haben die Hamburg Freezers das erste Spiel der Halbfinal-Serie der DEL-Play-offs verloren. Vier Siege sind in der Serie notwendig, um ins Finale einzuziehen.

Hamburg. Ein Traum, sagt das Lexikon, ist eine psychische Aktivität während des Schlafs. Man kann ihn nicht beeinflussen oder gar willentlich herbeiführen. Das, was die Fans der Hamburg Freezers derzeit beschäftigt, sind Tagträume. Sie handeln vom Gewinn des ersten deutschen Meistertitels in der Deutschen Eishockey-Liga, den die Anhänger vor dem ersten Halbfinalduell gegen den ERC Ingolstadt auf Plakaten herbeischrieben. Allerdings droht ein böses Erwachen, denn durch die 1:3 (0:1, 1:1, 0:1)-Pleite geriet die Mannschaft von Cheftrainer Benoît Laporte in der Best-of-seven-Serie (vier Siege zum Weiterkommen nötig) am Mittwochabend mit 0:1 in Rückstand.

Der ungeliebte Termin, der vielen auswärtigen Besuchern die Reise nach Hamburg verleidete, die Liveübertragung bei Servus TV und auch das Kontrastprogramm im ZDF mit Königsklassenfußball aus Madrid – all das mögen Erklärungen dafür sein, dass der Rundblick durch die Arena wieder zur Enttäuschung wurde. Lediglich 7023 Zuschauer, darunter Bundestrainer Pat Cortina, der erstmals in dieser Saison in Hamburg zu Gast war, hatten sich entschieden, das erste Halbfinalspiel der Freezers seit zehn Jahren live mitzuerleben. Aus Ingolstadt war gerade eine Handvoll Unentwegter angereist. Dass im ersten Drittel keinerlei Play-off-Atmosphäre aufkam, lag allerdings vorrangig daran, dass beide Mannschaften wirkten, als hätten ihnen die Betreuer Beruhigungsmittel in die Energiegetränke gemischt.

Da Laporte derzeit mit dem Luxusproblem leben darf, alle Spieler spielfähig zur Verfügung zu haben, musste er lediglich die Entscheidung fällen, Abwehrspieler Kevin Lavallée als überzähligen Akteur auf die Tribüne und im Tor zum vierten Mal in Serie auf den früheren Nationaltorhüter Dimitrij Kotschnew zu setzen.

Beides erwies sich als nicht spielentscheidend. Die Passivität beider Teams im Auftaktdrittel ließ sich nur damit erklären, dass sie nach ihren verhältnismäßig langen Pausen – Hamburg hatte nach dem 4:2-Erfolg gegen Iserlohn im Viertelfinale fünf Tage spielfrei, die Bayern dank ihres 4:1 über Krefeld gar zwei Tage länger – ihren Spielrhythmus ein Stück weit eingebüßt hatten.

Zwar versuchten die Gastgeber schnell, die Initiative zu übernehmen und Ingolstadts spielfreudige Offensive nicht zur Entfaltung kommen zu lassen, doch durchdachte Aktionen gab es kaum zu sehen. Ein Alleingang von Freddy Cabana sorgte für die erste Aufregung (6.), dann hätte Julian Jakobsen, der erneut der agilste Hamburger war, nach herrlichem Zuspiel von Morten Madsen die Führung besorgen müssen, der Däne scheiterte aber frei stehend vor Timo Pielmeier (17.).

Und so waren es die bissigen Panther, die als Erste jubeln durften. In Unterzahl eroberten sie den Puck, allerdings regelwidrig, nachdem Ex-Freezer Patrick Köppchen Torjäger Jerome Flaake mit seinem Schläger von den Beinen geholt hatte. Die Schiedsrichter sahen es anders, ließen laufen, und Robert Sabolic bedankte sich nach einem Sololauf für die nicht existente Beschattung durch die Freezers-Abwehr mit dem 0:1 (18.).

Laporte muss deutliche Worte gefunden haben in der Pause, denn seine Auswahl kam engagierter aus der Kabine, setzte sich in der Ingolstädter Zone fest und verdiente sich den Ausgleich, den Verteidiger James Bettauer in Überzahl mit einem Schlagschuss vom linken Bullykreis erzielte. Dass die Gäste jedoch nur 26 Sekunden später erneut in Führung gingen, war ein Schönheitsfehler, den sich die unorganisierte Defensive selbst zuzuschreiben hatte, auch wenn die Schiedsrichter eine fünfminütige Unterbrechung benötigten, um den Treffer per Videobeweis zu verifizieren. Der Puck war regelgerecht von Derek Hahns Kinn – dorthin hatte Kotschnew ihn abgewehrt – über die Torlinie gesprungen.

Im Schlussdrittel fiel ein Videobeweis zuungunsten der Freezers aus, als der Ausgleichstreffer von Duvie Westcott wegen Torraumabseits keine Anerkennung fand (50.). Er wäre allerdings auch nicht zwingend verdient gewesen, weil die Hamburger zu wenig zielstrebig agierten. Mit einer solchen Leistung dürfte es schwer werden, am Freitag (19.30 Uhr) im zweiten Spiel die Niederlagenserie in Ingolstadt zu stoppen. Seit März 2011 hat man dort nicht mehr gewinnen können. Innerhalb der nächsten elf Tage muss man es aber, wenn die Tagträume anhalten sollen.

Die Statistik

Tore: 0:1 (17:19) Sabolic (Köppchen, Turnbull) 4-5, 1:1 (29:11) Bettauer (Madsen, Pettinger) 5-4, 1:2 (29:37) Hahn (Greilinger, Périard), 1:3 (59:49) Turnbull empty net

Strafminuten: 4/10

Schiedsrichter: Brüggemann/Jablukov (Iserlohn/Berlin)

Zuschauer: 7023

Zweites Halbfinale: Köln – Wolfsburg 1:4 (Stand 0:1)