Abendblatt-Experte Rick Goldmann analysiert die an diesem Mittwoch beginnende Eishockey-Halbfinalserie zwischen den Hamburg Freezers und dem ERC Ingolstadt

Hamburg. Bestens gelaunt verließ Benoît Laporte am Dienstagvormittag die Eisfläche der Volksbank-Arena. Dem Trainer der Hamburg Freezers gefiel, was seine Spieler in der knapp einstündigen Einheit gezeigt hatten. Es ging laut und hart zur Sache, Abwehrspieler Kevin Schmidt zog sich im Zweikampf einen Cut an der Lippe zu. Trotz aller Intensität merkt man den Eishockeyprofis aber auch eine gewisse Lockerheit an. Der erste Halbfinaleinzug nach zehn Jahren Abstinenz sorgt für eine breite Brust bei den Freezers.

„Die Jungs wollen jetzt einfach nur spielen. Sie sind fokussiert. Es kann losgehen“, sagte der Frankokanadier vor dem Auftakt ins Play-off-Halbfinale der Deutschen Eishockey-Liga an diesem Mittwoch (19.30 Uhr, O2 World/ServusTV live). Personell kann Laporte wohl aus dem Vollen schöpfen. Stürmer Morten Madsen rückt nach überstandenem Pferdekuss wieder in den Kader. Im Tor bekommt erneut Dimitrij Kotschnew den Vorzug vor Sébastien Caron. Die Freezers sind bereit für eine lange und umkämpfte Serie.

Genau die erwartet auch Rick Goldmann. Der ehemalige Nationalspieler und heutige Experte bei ServusTV freut sich auf das Nord-Süd-Duell. „Beide Teams lieben das harte Körperspiel. Ingolstadt vielleicht noch ein wenig mehr. Wenn Hamburg diszipliniert ist, aber dennoch das physische Spiel annimmt, kommen die Freezers ins Finale“, sagt der 37-Jährige.

In der Tat gelten die Ingolstädter mit Ex-Freezers-Profi Patrick Köppchen als „Kloppertruppe“. Kein Team musste so viele Spielsperren (28) hinnehmen wie der ERC. Vor allem Profis wie Tim Conboy, Christoph Gawlik und Alexander Oblinger gelten als „Tough Guys“, die keinem Faustkampf aus dem Weg gehen. Im Viertelfinale ließen sich die Krefeld Pinguine durch eine Massenschlägerei mit insgesamt 175 Strafminuten im ersten Spiel aus dem Konzept bringen. „Das wird den Freezers nicht passieren“, glaubt Goldmann, der die Ingolstädter jedoch nicht nur körperlich, sondern auch spielerisch hoch einschätzt.

In der Hauptrunde blieben die finanzstarken Bayern hinter den Erwartungen zurück, beendeten sie nur auf Platz neun. Dabei war das ursprüngliche Ziel das Erreichen der Top vier. „Ich sehe einige Parallelen zu den Freezers, die nach zwölf Spielen Letzter waren. Allerdings hatte der ERC seine Probleme später in der Saison. Sie hatten viel Verletzungspech, dazu einen Norovirus im Team. All das hat sie zusammengeschweißt“, sagt Goldmann und verweist auf die Leistungen in den Pre-Play-offs gegen den Meister Eisbären Berlin und im Viertelfinale gegen den Hauptrundenzweiten Krefeld.

„Vor allem im Powerplay sehe ich deutliche Vorteile bei Ingolstadt gegenüber den Freezers. In acht Spielen haben sie sechs Treffer erzielt. Die Hamburger müssen von der Strafbank fernbleiben“, sagt Goldmann, der dennoch das Laporte-Team in der Favoritenrolle sieht. „Im Tor haben die Hamburger einen klaren Vorteil. Timo Pielmeier ist ein junger und guter Keeper, aber Kotschnew und Caron bilden das beste Torhüterduo der Liga“, erklärt der Ex-Nationalspieler, der den Hamburger Kader vor allem in der Tiefe qualitativ besser einschätzt.

„Die Freezers haben sich in der Defensive wieder stabilisiert, in den letzten drei Spielen gegen Iserlohn nur einen Gegentreffer kassiert. Gegen Ingolstadt muss jedoch in der Offensive mehr Durchschlagskraft kommen“, sagt Goldmann, dessen Tipp für die Serie zugunsten der Hamburger ausfällt. „Auch wenn die Ingolstädter derzeit sehr selbstbewusst sind und ihr Topstürmer Thomas Greilinger auf einer kleinen Erfolgswelle schwimmt, gewinnen die Freezers die Serie mit 4:2 Siegen und ziehen ins Finale ein.“