Trainer Benoît Laporte ist nach dem 0:3 in Iserlohn enttäuscht. Die Hamburger wollen aus der Niederlage nun die richtigen Schlüsse ziehen. An diesem Freitag wächst im dritten Viertelfinale in Hamburg der Druck.

Hamburg. So unterschiedlich die Analysen auch ausfielen: Recht hatten sie ja irgendwie alle, die Spieler und Verantwortlichen der Hamburg Freezers. Und dennoch gab es zwei Probleme. Erstens: Mit 0:3 hatten die „Eisschränke“ am Mittwoch das zweite Spiel der Viertelfinalserie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bei den Iserlohn Roosters verloren; eine richtige Analyse nach einer Niederlage ist deshalb zwar ein guter Ansatz, aber eben auch keine große Kunst. Und zweitens: Den richtigen Analysen war jeweils das falsche Konzept vorangegangen, sodass vor Spiel drei der Best-of-seven-Serie (vier Siege zum Weiterkommen nötig) an diesem Freitag (19.30 Uhr/O2 World, Restkarten an der Abendkasse) Anlass zur Sorge besteht.

Dass Cheftrainer Benoît Laporte die mangelnde Einstellung seiner Mannschaft hart kritisierte, war gerechtfertigt. „Wir hätten noch drei Stunden spielen können und trotzdem kein Tor geschossen. Iserlohn hat alle Zweikämpfe gewonnen, und wir haben von all dem, was wir in den Tagen vor dem Spiel besprochen hatten, genau das Gegenteil getan. Iserlohn war stark, aber uns haben Cleverness und Disziplin gefehlt. So gewinnen wir auswärts kein Spiel“, hatte der Frankokanadier gezürnt.

Er selbst hatte allerdings zu der seltsam unterkühlten Spielweise seines Teams beigetragen, weil er in Anbetracht der besonderen Umstände am Seilersee, wo die Schiedsrichter vom fanatischen Publikum beeinflusst werden, von den Spielern gefordert hatte, keine spektakulären Checks zu fahren. Die Folge war bei zu vielen Hamburger Profis ein fast körperloses Spiel, mit dem man gegen leidenschaftlich kämpfende Roosters nicht bestehen kann.

Dass Kapitän Christoph Schubert sich dazu hinreißen ließ, dem Gegner Theatralik zu unterstellen („Die fallen wie die nassen Säcke“), war zwar in der Sache korrekt, aber nicht zielführend. Schon in der Vorsaison hatten sich die Freezers beim Viertelfinalaus gegen Berlin zu sehr mit den Mätzchen der Kontrahenten beschäftigt und darüber vergessen, ihre eigenen Aufgaben zu erledigen. Natürlich sinken Iserlohns Spieler in Duellen an der Bande schnell aufs Eis, weil sie wissen, dass die Schiedsrichter dann eher Strafen verteilen.

Dennoch ahndeten die Referees Schimm und Bauer fast nur die Zweikämpfe, denen tatsächliche Vergehen vorausgingen. Und dass sie trotz ihres körperlosen Spiels 24 Strafminuten kassierten, hatten sich die Freezers selbst zuzuschreiben.

Dass Sportchef Stéphane Richer auch eine Stunde nach Spielschluss dennoch die Schiedsrichterleistung kritisierte („In Iserlohn spielt man immer fünf gegen sieben“), mag aus der Emotion heraus verständlich sein, zielführend ist jedoch auch das nicht. Kein Schiedsrichter hat es gern, verbal angegangen zu werden. Richer, der als Dauernörgler unter den Unparteiischen berüchtigt ist, schadet damit eher, als dass seine Kritik Nutzen bringt.

Die Freezers sollten deshalb vor allem vor dem zweiten Gastspiel in Iserlohn am Sonntag (14.30 Uhr) auf das hören, was Stürmer Thomas Oppenheimer sagte. Ehrlicher Selbstkritik („Wir haben zu viele Strafen gezogen und waren nicht effektiv genug“) folgte eine nüchterne Betrachtung der Situation. „Wir haben ein Spiel verloren, aber noch genügend Chancen, diese Serie zu gewinnen. Das Schlimmste wäre, jetzt die Nerven zu verlieren“, sagte der Nationalspieler. Und das stimmt. Laportes Männer müssen sich einfach darauf besinnen, dass sie im Spiel Fünf-gegen-Fünf das bessere Team sind und die Serie gewinnen werden, wenn sie ihr System durchbringen und der Strafbank fernbleiben.