Der Torhüter wird nach Abendblatt-Informationen aller Voraussicht nach seinen Vertrag bei den Freezers nicht verlängern.

Hamburg. Für Dimitrij Kotschnew und die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft wird es am morgigen Sonntag (15.15 Uhr, Sport1 live und im Liveticker auf abendblatt.de) ernst. Gegen Österreich geht es für den Torhüter der Hamburg Freezers und seine Teamkollegen um die Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi. Für den in Kasachstan geborenen Schlussmann wäre eine Teilnahme an dem Weltereignis ein Traum. Wie das Abendblatt erfuhr, wird Kotschnews sportliche Zukunft im Verein bereits in der kommenden Saison in Russland liegen. Der 31-Jährige wird aller Voraussicht nach seinen im Sommer auslaufenden Vertrag bei den Freezers nicht verlängern und in die russische Topliga Kontinental Hockey-League (KHL) zurückkehren. Dort spielte Kotschnew bereits von 2008 bis 2012 für Spartak Moskau, Lokomotive Yaroslawl und Atlant Mytischtschi.

Dem Nationalkeeper, der erst im vergangenen Sommer in seine Wahlheimat Hamburg zurückgekehrt war, liegt ein Angebot vor, dass er kaum ablehnen kann. Das Jahresgehalt soll bei knapp unter einer Million US-Dollar liegen. Kotschnew selbst wollte sich am Sonnabend nicht zu den Wechselplänen äußern. Er bat um Verständnis. Sein Fokus liege derzeit ausschließlich auf der Qualifikation für Sotschi.

Der Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga hatten bereits vor Wochen mit den Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung begonnen, ohne sie jedoch erfolgreich zum Abschluss bringen zu können. Als das hochdotierte Angebot aus Russland bei Kotschnews Berater Sana Hassan eintraf, war klar, dass die Hamburger kaum Chancen auf einen Verbleib haben. Zudem war Kotschnew irritiert darüber, dass er im Verlauf der Saison nach schwächeren Spielen immer mal wieder aus dem Tor genommen wurde. Bislang absolvierte er 30 Spiele, Ersatz-Keeper Niklas Treutle 14. Verständnis für die Torwart-Rotation von Trainer Benoît Laporte hatte Kotschnew wenig. Öffentliche Beschwerden darüber gab es von dem loyalen Teamspieler jedoch nie.

Sportdirektor Stéphane Richer: "Wir sind nach wie vor in Gesprächen mit Dimitrij und seinem Agenten. Klar ist, dass wir finanziell nicht mit Russland konkurrieren können. Aber Geld ist nicht alles. Er kommt aus Hamburg, seine Freundin lebt hier. Wir werden alles probieren, ihn zu halten. Aber ich kann nicht sagen, was Dimitrij in der kommenden Saison machen wird."

Bereits in der kommenden Woche könnte der Abgang Kotschnews offiziell verkündet werden. Die Freezers-Verantwortlichen wollen vor dem Saisonendspurt Klarheit bei sämtlichen Vertragsentscheidungen haben, um den Fokus ausschließlich auf den Sport zu richten. Das hat die sportliche Leitung Kotschnew in einem Gespräch mitgeteilt.

Wie sehr ein solch hohes Angebot für Ablenkung sorgen kann, weiß Kotschnew aus eigener Erfahrung. Als Torhüter der Nürnberg Ice Tigers spielte er eine außergewöhnlich gute Hauptrunde 2007/08. Kurz vor den Play-offs erhielt der damals 26-Jährige ein Traumangebot aus Russland. Kotschnew versuchte, die Offerte geheim zu halten, grübelte viel, und spielte anschließend eine ganz schwache Endrunde. Sein Trainer, damals wie heute: Benoît Laporte.

Wie es auf der Torwart-Position weitergeht, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Fakt ist: Die Freezers wollen nach Abendblatt-Informationen wieder mit zwei deutschen Torhütern in die Spielzeit 2013/14 gehen. Ein heißer Kandidat ist Patrick Ehelechner. Der aktuelle Torhüter der Augsburger Panther, dessen Vertrag 2013 ausläuft, ist mit Laporte befreundet. Bereits in den vergangenen Jahren wurde der 28-Jährige immer wieder mit den Freezers in Verbindung gebracht. Dass Treutle, zur Nummer eins aufrückt, ist derweil unwahrscheinlich. Der 21-Jährige ist noch zu schwankend in seinen Leistungen, um Kotschnew über eine gesamte Saison zu ersetzen.