Nach den Fußballern des HSV und FC St. Pauli stürmen auch Hamburgs Eishockeycracks an die Spitze. 6:0 wurde Straubing geschlagen.

Hamburg. Am Ende war es ein wenig wie in fast vergessenen Zeiten, als die Hamburg Freezers die Color-Line-Arena regelmäßig zum "Spaßtempel" umfunktionierten. 8018 Fans standen auf ihren Stühlen und sangen den ewig jungen Schlager "Oh wie ist das schön!", der immer dann ausgepackt wird, wenn Unerwartetes passiert. Tatsächlich war vor dem Start in die Saison 2009/10 in der Deutschen Eishockey-Liga nicht abzusehen gewesen, ob das Team von Paul Gardner die gute Form der Vorbereitung in den Punktspielbetrieb würde retten können. Doch nach einem streckenweise begeisternden Freitagabend, der mit einem 6:0 (2:0, 2:0, 2:0)-Sieg gegen die Straubing Tigers, dem höchsten Auftakterfolg der achtjährigen Vereinsgeschichte, endete, können die Freezers von dort grüßen, wo sich Hamburger Teams neuerdings einzunisten scheinen: von der Tabellenspitze.

"Die Freezers tauen auf" - so lautet das Motto der neuen Spielzeit. Mit einem ebenso langatmigen wie pathetischen Introfilm, leicht veränderten Lichteffekten und ohne die aus Kostengründen gestrichene Pyrotechnik liefen die Spieler in die Arena ein. Für das Feuerwerk sollen sie in dieser Spielzeit selber sorgen, und erste Ansätze davon waren gegen die anfangs gleichwertigen, später jedoch bemitleidenswerten Gäste aus Bayern, die vom ehemaligen Freezers-Stürmer Jürgen Rumrich und Ex-Crocodiles-Spieler Jason Dunham gecoacht werden, durchaus festzustellen. Besonders auffällig war, dass im Aufbauspiel versucht wurde, sich in das Angriffsdrittel zu kombinieren, anstatt die Scheibe von der Mittellinie tief zu spielen. Auch wenn in der Spieleröffnung längst nicht alles funktionierte, wurde der Ansatz von Gardner, offensiv-aggressives Eishockey spielen zu lassen, deutlich.

Insbesondere die Tore zum 3:0 durch Thomas Pielmeier und zum 4:0 durch Elia Ostwald waren wunderbar herausgespielt. Neben den beiden deutschen Youngstern hinterließ vor allem die Reihe um Kapitän Alexander Barta, in der der wieselflinke Richard Mueller und Neuzugang Jason King wirbelten, wie schon in der Vorbereitung den besten Eindruck. Auffälligste Neuerwerbung war jedoch der aus Düsseldorf gekommene Abwehrspieler Peter Ratchuk, der nicht nur bei seinem Treffer zum 2:0 seinen Offensivdrang nachwies, sondern mehrfach als zusätzlicher Mittelstürmer agierte, was er sich ob der Zahnlosigkeit der bayrischen Tiger erlauben konnte. "Wir wollten ein Ausrufezeichen setzen, das ist uns gelungen", sagte Ratchuk, "die Stimmung in der Arena war elektrisierend, es war der perfekte Start."

Trainer Paul Gardner sah dies naturgemäß nicht ganz so euphorisch, auch weil ihm die altbekannte Schwäche seines Teams in Überzahlsituationen, von fünf wurde keine in Tore umgemünzt, nicht verborgen geblieben war. Die erste echte Standortbestimmung dürfte das Auswärtsspiel in Nürnberg am Sonntag (18.30 Uhr) darstellen. Der Fakt, als Tabellenführer mit einem 6:0-Sieg im Rücken dort anzutreten, sollte jedoch für ausreichend Selbstvertrauen sorgen. Selbstvertrauen, das nötig ist auf dem langen Weg, die fast schon vergessenen Zeiten wiederzubeleben.

Tore: 1:0 (6:59) Mueller, 2:0 (18:38) Ratchuk (King, Barta), 3:0 (26:11) Pielmeier (Ostwald), 4:0 (36:43) Ostwald (Aab), 5:0 (47:32) King (Barta, Retzer), 6:0 (51:15) Manning (Mueller, Barta). Strafminuten : 14/12. SR . : Vogl (Tanning). Zuschauer : 8018.