Sotschi. Nach dem Ausfall beim Großen Preis von Russland WM-Chancen von Sebastian Vettel im Ferrari sind auf ein Minimum gesunken.

Nach seinem unverschuldeten Schock-Aus in Sotschi machte sich Sebastian Vettel schnell aus dem Staub. Der viermalige Weltmeister droht nach gerade mal vier Formel-1-Saisonrennen im WM-Kampf schon vorentscheidend abgehängt zu werden. Entweder streikt sein Dienstwagen namens „Margherita“ oder ihm rauben fatale Attacken der Konkurrenz die Nerven und auch Punkte. „Natürlich bin ich enttäuscht, aber wir konzentrieren uns schon auf das nächste Rennen“, versicherte Vettel vor seiner frustrierenden Abreise aus Russland.

Pressestimmen zur Fomel 1

Das sind die Pressestimmen zum Rennen

England:

Daily Mail

"Er nahm einen kleinen Schluck, aber in Champagnerlaune war Lewis Hamilton nicht. Selbst der zweite Platz hatte für ihn einen bitteren Nachgeschmack. Er kann Nico einfach nicht aufhalten, stattdessen hält sein Auto ihn auf. Derweil nimmt die Fehde zwischen Sebastian Vettel und Daniil Kwjat an Fahrt auf, Freunde werden sie sicher nicht mehr."

Daily Mirror

"Lewis Hamilton verteidigt Mercedes gegen Verschwörungstheorien von außen. Dennoch: Die Lücke zu Rosberg beträgt bereits 43 Punkte - so groß war sie nach vier Saisonrennen zwischen dem Spitzenreiter und dem ersten Verfolger noch nie. Von Sebastian Vettel hören wir eine Schimpftirade, wie es sie so auch noch nicht gab - obwohl wir die Hälfte davon ja gar nicht hören durften."

Daily Telegraph

"Sabotage bei Mercedes? Schwachsinn, sagt Toto Wolff. Dennoch bleiben die Tatsachen: Lewis hat Nico aus den Augen verloren und kann nur darauf hoffen, dass sich das Momentum dreht. Sebastian gegen Daniil: Fortsetzung folgt?"

Times

"Ein perfekter Start-Ziel-Sieg für Nico, die nächste Enttäuschung für Lewis. Niemand wird Mercedes stoppen, das scheint schon nach vier von 21 Rennen klar. Das Gesprächsthema Nummer eins allerdings liefern Seb und Dany: Man darf auf Barcelona gespannt sein."

Frankreich:

L'Equipe: "Selbst im Cockpit stets cool und effizient, profitiert Nico Rosberg nun auch noch vom Pech seiner direkten Verfolger. Nico hat Rückenwind, Lewis bläst der Sturm ins Gesicht. Sebastian Vettel erlebte nicht mal eine Runde, schon kurz nach dem Start beförderte ihn Kwjat in die Reifenstapel."

Italien:

 

Gazzetta dello Sport

"Vettels Wochenende hätte nicht schlimmer sein können. Ein katastrophaler Start, Probleme ohne Ende. Ein GP zum Vergessen für Sebastian und Ferrari. Teamchef Arrivabene ist wütend. Mit so einem blamablen Wochenende hätte bei Ferrari niemand gerechnet."

Corriere dello Sport

"Vettel kann seine Wut nicht verbergen. Die Kluft zwischen Ferrari und Mercedes vertieft sich immer mehr. In Maranello beginnt das Team nervös zu werden, und Vettel bekommt die Auswirkungen dieses gespannten Klimas zu spüren."

Tuttosport

"Vier Siege in vier Rennen. Rosberg dominiert die F1, während Ferrari im Chaos versinkt. Nur Schumacher und Mansell hatten einst zu Saisonbeginn mit fünf Siegen in Serie mehr gewonnen als Rosberg bisher. Eine großartige Leistung, die Rosbergs Teamkollegen Hamilton in den Schatten stellt."

Repubblica

"Hamilton versucht den Angriff auf Rosberg, doch es gelingt ihm nicht. Mercedes erlebt ein Duell der Giganten, während Ferrari in einem Sumpf von Problemen versinkt. Einziger Trost für Maranello ist Räikkönen, doch seine Leistungen genügen nicht, um die Enttäuschung für Vettels blamables Wochenende zu mildern."

Österreich

Kronenzeitung: "Nach dem Crash mit Sebastian Vettel muss sich Red-Bull-Pilot Daniil Kwjat harte Kritik gefallen lassen. Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda schimpfte über den Russen, der den Ferrari-Pilot früh aus dem Grand Prix bugsierte: "Wenn ich Vettel wär, ich würde ihn umbringen!"

Schweiz

 

Neue Zürcher Zeitung

"In der Mitte macht Nico Rosberg einen Luftsprung und ballt die Fäuste, neben ihm wendet sich Lewis Hamilton, die Kappe tief ins Gesicht gezogen, nach unten, auf der anderen Seite fasst sich Kimi Räikkönen an den Kopf. Der Deutsche befindet sich in seinem zehnten GP-Jahr in der Form seines Lebens, mit 18 Formel-1-Siegen ist er der erfolgreichste Fahrer, der noch nie Weltmeister war."

Blick

"Lewis Hamilton demonstriert die Mercedes-Dominanz und rast von Startplatz zehn bis auf Schlussrang zwei. Am vierten Saisonsieg seines Teamkollegen Nico Rosberg kann aber auch der Weltmeister nichts ändern. Und wieder kommen sich die alten Streithähne Sebastian Vettel und Daniil Kvyat in die Quere."

Spanien

 

Marca

"Rosberg gewinnt vor einem grandiosen Hamilton, und Vettel muss wieder aufgeben. Für Vettel sind es zwei Ausfälle in vier Rennen mit einer Differenz von 66 Punkten, die keine Gedanken an den Titelkampf mehr zulassen. Nico sah die freie Autobahn vor sich bis zum Ende und machte davon Gebrauch. Große Aufholjagd von Hamilton, aber er hatte nie eine Siegchance."

AS

"Kvjat spielt Autoscooter mit Seb, einmal, zweimal, und am Ende war der viermalige Weltmeister aus dem Rennen. Schon wieder Nico Rosberg. Eine beeindruckende Leistung des Deutschen, der den Weg Richtung Meisterschaft eingeschlagen hat, auch wenn dieser noch lang sein wird. Kimi Räikkönen ist der Ersatzmann von Vettel auf dem Podium."

Sport

"Rosberg macht keine Fehler und holt seinen siebten Sieg in Folge vor Hamilton und Räikkönen. Wieder ein Doppelsieg für Mercedes. Exzellente Aufholjagd von Hamilton."

El Mundo Deportivo

"Rosberg gewinnt mit aller Gelassenheit vor einem kaiserlichen Hamilton, der seinen Teamkollegen aber nicht erreichen kann. Aus für Vettel, in der zweiten Kurve wird er von Kvjat touchiert und kann seinen Ferrari nicht mehr kontrollieren. Pole Position, schnellste Runde und Sieg für Rosberg."

El Pais

"Rosberg macht da weiter, wo er aufgehört hat, und Vettel wird einfach überrollt. Der von Ferrari angekündigte Schritt nach vorne lässt weiter auf sich warten. Der aktuelle WM-Leader fährt, als hätte er einen Raketenantrieb. Rosberg hat mittlerweile einen Punktevorsprung, der die Gegner in Angst und Schrecken versetzt."

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Der Heppenheimer verliert das große Ziel der Scuderia immer mehr aus den Augen. „Ferrari steht an einer Weggabelung“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“. Mit 33 Punkten liegt Vettel nach seiner zweiten Nullnummer in dieser Saison bereits 67 Zähler in der Fahrerwertung hinter dem weitgehend sorgenfreien Sotschi-Sieger und Spitzenreiter Nico Rosberg. Und im Gegensatz zu Ferrari hat Mercedes zumindest am Wagen des gebürtigen Wiesbadeners keine eklatanten Probleme zu beklagen.

Ferrari-Teamchef: „Wir geben die WM nicht auf“

„Noch ist nichts verloren. Wir geben die WM nicht auf“, bekräftigte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene. „Wir wollen weiterkämpfen.“ Das klingt entschlossen und tapfer. Vor allem Ferrari-Patron Sergio Marchionne verlangt aber mehr als nur Zuversicht und das Versprechen von Besserung. Nach acht Jahren ohne Konstrukteurs-WM und neun Jahren ohne Fahrertitel fordert der „Big Boss“ Erfolg ein. „Der Präsident wird natürlich nicht amüsiert sein“, räumte Arrivabene ein.

Ferrari steht unter Druck. Unter sehr hohem sogar. Vettel soll der Garant für Erfolg sein. Doch der 42-malige Grand-Prix-Gewinner hat in seiner zweiten Saison in Maranello mehr Probleme als ihm lieb sein dürfen. In Bahrain hatte ihn ein Motorschaden ausgebremst; in China knöpfte er sich Daniil Kwjat vor, weil er ihn als Schuldigen für seinen Crash mit Teamkollege Kimi Räikkönen ausgemacht hatte.

Die Kummerserie setzte sich dann am Schwarzen Meer fort. Ein Problem an der Elektronik kostete Vettel wertvolle Zeit im Training, nach einem Getriebewechsel wurde er für den Grand Prix strafversetzt. Und schon in der ersten Runde in Russland war da wieder Red-Bull-Mann Kwjat, der Vettel in den Crash trieb. „Ich hätte nichts anders machen können“, verteidigte sich Vettel, der später von dem ungestümen Russen um Verzeihung für die folgenschweren Manöver gebeten wurde.

Ausreden oder Entschuldigungen bringen Ferrari jedoch nicht weiter. „Wir dürfen uns von unserer Seite aus keinen Fehler mehr leisten“, stellte Arrivabene mit Blick auf die Scuderia-Belegschaft klar und ergänzte vor den restlichen 17 Rennen pflichtschuldig: „Ich bin davon überzeugt, dass wir besser performen werden wegen der Charakteristik der kommenden Strecken.“ Es seien schließlich in diesem Jahr auch noch 425 Punkte zu holen. „Wenn wir die nächsten fünf Rennen gewinnen, ist alles wieder richtig offen.“