Sotschi. Nico Rosberg eilt in der Formel 1 weiter von Sieg zu Sieg. Auch in Russland kann den WM-Führenden niemanden aufhalten.

Glückspilz Nico Rosberg hat seine famose Serie auf sieben Formel-1-Siege nacheinander ausgebaut und dabei erneut vom Pech seiner Rivalen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton profitiert. WM-Spitzenreiter Rosberg gewann am Sonntag in Sotschi souverän den Großen Preis von Russland vor seinem Mercedes-Teamkollegen Hamilton, der nach technischen Problemen nur als Zehnter ins Rennen gegangen war. Dritter wurde der Finne Kimi Räikkönen im Ferrari. „Ein fantastisches Wochenende, alles lief wirklich perfekt“, rief Rosberg in den Boxenfunk.

Ferrari-Star Vettel musste nach einem Unfall schon in der ersten Runde aufgeben, seine Titelchancen sind nach der zweiten Nullnummer im vierten Saisonlauf auf ein Minimum gesunken. „Das ist natürlich bitter, wenn man nach einer Runde schon Feierabend hat“, klagte der Hesse, nachdem ihm der offensichtlich bei seinem Heimspiel übermotivierte Red-Bull-Fahrer Daniil Kwjat gleich zweimal ins Auto gerauscht war.

Formula One - Russian Grand Prix - Sochi, Russia - 1/5/16 - Car of Ferrari driver Sebastian Vettel of Germany is seen after the crash during the Russian Grand Prix. REUTERS/Maxim Shemetov
Formula One - Russian Grand Prix - Sochi, Russia - 1/5/16 - Car of Ferrari driver Sebastian Vettel of Germany is seen after the crash during the Russian Grand Prix. REUTERS/Maxim Shemetov © REUTERS | MAXIM SHEMETOV

In der Gesamtwertung baute Rosberg mit der Maximalausbeute von 100 Punkten seinen Vorsprung auf Titelverteidiger Hamilton auf 43 Punkte aus. Vettel hat bereits 67 Zähler Rückstand auf seinen Landsmann, der seinem Sehnsuchtsziel vom ersten WM-Triumph im Rekordtempo entgegeneilt.

Rivalen mit Handicap im Rennen

Eine Serie von mehr als sieben Siegen schaffte in der Geschichte der Formel 1 nur Vettel im Jahr 2013. Mindestens vier Erfolge zum Start einer Saison gelangen zuvor nur Ayrton Senna, Nigel Mansell und Michael Schumacher.

Rosbergs Titelrivalen waren schon mit einem gehörigen Handicap in das Rennen im Olympia-Ort von 2014 gegangen. Hamilton hatten in der Qualifikation die gleichen technischen Probleme gestoppt, die ihn schon vor zwei Wochen in Shanghai ausgebremst hatten. Der Dreifach-Champion musste daher von Platz zehn losfahren. Vettel wurde wegen eines Getriebewechsels auf Startrang sieben strafversetzt - ein letztlich verhängnisvolles Malheur.

Denn nachdem der Hesse einen guten Start erwischt hatte, fuhr ihm in der zweiten Kurve der Russe Kwjat mit seinem Red Bull ins Heck. Kaum hatte Vettel die Kontrolle über sein Auto wieder gewonnen, krachte ihm Kwjat erneut in den Dienstwagen. „Was zum Teufel machen wir hier eigentlich“, schimpfte Vettel über Funk, nachdem er in die Begrenzungsmauer gerauscht war.

Vettel ärgert sich erneut

Schon in Shanghai war Vettel auf der Strecke ein Scharmützel mit Kwjat verwickelt gewesen und hatte ihn danach zur Rede gestellt. „Die Bilder sprechen für sich“, sagte Vettel nun nach dem erneuten Ärger mit dem ungestümen Russen, der für sein Manöver in Sotschi eine Zehn-Sekunden-Strafe erhielt. Enttäuscht hatte Vettel zuvor einige Trümmerteile seines Ferrari weggeräumt, ehe er mit dem Moped eines Streckenpostens zurück zur Box fuhr - den Helfer auf dem Rücksitz.

Wieder einmal verschont von allen Sorgen blieb Seriensieger Rosberg. Von der Pole Position dominierte er von Beginn an das Rennen, auch die anfängliche Safety-Car-Phase nach den Unfällen von Vettel und Hülkenberg brachte den WM-Führenden nicht ins Schwitzen. Gewohnt präzise spulte der gebürtige Wiesbadener sein Programm ab und fuhr schnell einen klaren Vorsprung heraus.

Dank der Überlegenheit des Mercedes arbeitete sich auch Teamkollege Hamilton ziemlich mühelos nach vorn. Nach dem Auftaktchaos war der 31-Jährige schon Fünfter. Auch die beiden Williams-Fahrer Felipe Massa und Valtteri Bottas sowie Räikkönen im zweiten Ferrari konnten Hamilton nicht lange aufhalten. Als alle Piloten zum ersten Mal die Reifen gewechselt hatten, war Hamilton Zweiter.

Mehr allerdings ging für den zweimaligen Sotschi-Sieger nicht. Zwar kam Hamilton seinem Stallrivalen Rosberg zur Mitte des Rennens noch einmal bis auf rund acht Sekunden nahe, dann aber setzte sich der Deutsche mit einem Zwischenspurt wieder ab.

Rechtzeitig zum Schlussspurt flog dann auch Wladimir Putin ein. In Runde 47 nahm Formel-1-Chef Bernie Ecclestone den Staatschef in Empfang, umgeben von grimmigen Leibwächtern verfolgte Putin die letzten Runden. Wenig später rollte Rosberg über die Ziellinie, seine Glückssträhne hält.