Der Vizeweltmeister gewinnt auch das Finale in Abu Dhabi. Vettel feiert eine furiose Aufholjagd und rast von Platz 15 auf Rang vier.

Abu Dhabi. Nico Rosberg nahm noch einen großen Schluck Rosenwasser und genoss in vollen Zügen seinen versöhnlichen Saison-Abschluss im Dauerduell mit Weltmeister Lewis Hamilton. Der Vizeweltmeister bejubelte am Sonntag seinen ersten Sieg-Hattrick und schickte den erneut geschlagenen Formel-1-Champion mit einer klaren Kampfansage in die Winterferien. „Nächstes Jahr könnte morgen schon beginnen, ich bräuchte keine Ferien“, sagte der strahlende Rosberg auf dem Podium nach dem Großen Preis von Abu Dhabi: „Natürlich hilft das auch für nächstes Jahr.“

Im Saisonfinale fügte der Deutsche seinem britischen Mercedes-Teamrivalen die dritte Niederlage in Serie zu. Entsprechend angesäuert fiel auch Hamiltons Miene aus. Dennoch betonte der Dreifach-Weltmeister nach dem zwölften Doppelerfolg für Mercedes: „Das war ein unglaubliches Jahr. Ich bin happy, mein ganzer Dank gilt dem Team.“ Das hörte auch Daimler-Chef Dieter Zetsche gern, der mit seinem Smartphone die Momente des finalen Jubels festhielt.

Hinter dem Silberpfeil-Duo, das mit zwölf Doppelerfolgen in diesem Jahr einen Rekord aufstellte, kam Kimi Räikkönen am Sonntag im Ferrari auf Rang drei. Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel raste von Startrang 15 auf Platz als Vierter im zweiten Ferrari ins Ziel. „Die ganze Saison hat uns Mut und Kraft gegeben: Die zweite Geige zu spielen ist besser als die fünfte oder sechste“, Ferrari wolle aber wieder die erste Geige spielen, betonte der dreimalige Saisonsieger Vettel. Landsmann Nico Hülkenberg wurde im Force India starker Siebter auf dem Yas Marina Circuit.

Rosberg ließ Hamilton beim Start keine Chance

Doch wie seit praktisch zwei Jahren stand nur das Duell Hamilton vs. Rosberg in Mittelpunkt. Wieder war der Deutsche vor dem Briten in der Qualifikation gelandet - wie schon in den fünf Grand Prix’ zuvor. Und wieder herrschte großes Bangen in der Mercedes-Box vor dem Rennstart ob einer möglichen Kollision der beiden Silberpfeile.

„Ich bete darum, dass die beiden nicht zusammenfahren“, meinte Teamaufsichtsratschef Niki Lauda. Als zum letzten Mal in diesem Jahr die Roten Ampeln noch bei Tageslicht ausgeschaltet und die finalen 305,355 Kilometer freigegeben wurden, bewies Rosberg erneut seine glänzende Spätform. Seine sechste Pole in Serie verteidigte der 30 Jahre alte gebürtige Wiesbadener in souveräner Manier.

Er ließ seinem britischen Stallrivalen erst gar keine Gelegenheit für ein erneutes fahrerisches Techtelmechtel und bog als klar Führender in die erste Kurve ein. Vielmehr musste Hamilton, mit dessen 50. Karriere-Pole es auch in Abu Dhabi nichts wurde, aufpassen, nicht überholt zu werden. Das war’s zunächst mit der Action an der Spitze des Feldes im 19. Grand Prix des Jahres.

Mercedes-Teamchef Wolff lobt Rosberg

Etwas dahinter machte Perez-Kollege Hülkenberg in der ersten Runde zwei Plätze gut und reihte sich vorerst als Fünfter ein. Vettel holte nach der verkorksten Qualifikation, als sich das Team verschätzt und Vettel die zweite K.o.-Runde verpasst hatte, drei Ränge auf und wurde nach der ersten von 55 Runden auf Platz zwölf geführt. Der Heppenheimer hatte die soften Reifen aufziehen lassen, um länger auf der Strecke bleiben zu können. Die Top Ten starteten allesamt mit den noch weicheren supersoften Gummis.

Rosberg muss nach elf Runden die Reifen wechseln lassen, bis dahin hatte er sich einen Vorsprung von über fünf Sekunden herausgefahren auf Hamilton. Der Brite kam eine Runde später rein und fand sich anschließend auch noch hinter Vettel wieder. Lange konnte Vettel den Briten allerdings nicht hinter sich halten. Und auch Räikkönen überholte Vettel wenig später, nach 24 Umläufen kam auch er zum Reifenwechsel rein.

Vorn aber machte Hamilton Druck auf Rosberg, dessen Motor deutlich mehr Kilometer schon abgespult hatte als der von seinem Rivalen. Rosberg kam dann zuerst zum zweiten Reifenwechsel an die Box. Hamilton blieb draußen. Es wurde zum strategischen Duell der Mercedes-Crews, ehe das Team beide auf die gleiche Leistung setzte. „Es ist alles akademisch, Nico war der schnellere Mann“, betonte Teamchef Toto Wolff.