Mercedes-Pilot Rosberg ist nach seinem Triumph in Österreich auf Titelkurs. Nur Stallkollege Hamilton scheint ihn noch aufhalten zu können. Vettel hakt die Titelverteidigung ab. Droht jetzt Langeweile?

Spielberg. Jetzt kommt die Formel Langeweile. Nach einer weiteren Demonstration der Übermacht durch Nico Rosberg und Lewis Hamilton beschwor Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff Spannung, wo fast keine mehr ist. Mit dem sechsten Doppelerfolg der Silbernen beim Großen Preis von Österreich ist der Unterhaltungswert in der Formel 1 auf das Duell seines Duos Rosberg/Hamilton geschrumpft.

Und selbst der ist derzeit eher begrenzt angesichts des komfortablen Vorsprungs von Spielberg-Triumphator Rosberg vor seinem britischen Teamkollegen. „Für die WM bedeutet das noch nichts“, versicherte Wolff mit Blick auf die 29 Zähler Abstand zwischen seinen Chefpiloten. „Wenn Nico einmal ausfällt, sind es plötzlich nur vier Punkte. Da ist noch lange nichts entschieden.“

Doch momentan ist Rosberg obenauf. In Spielberg hatte er seinen Stallrivalen erneut im Griff, weil dieser seine Nerven nicht im Griff hatte. Ein Fehler in der Qualifikation nahm ihm beinahe alle Siegchancen. Der 28-jährige Rosberg agierte indes wieder einmal cool, überlegt und hielt den höher eingeschätzten Hamilton erneut auf Abstand. Auch von einem unerwarteten Ereignis wie Platz drei in der Qualifikation ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. „Es ist ein schöner Vorsprung, aber die Saison ist noch lang“, mahnte er vor den verbleibenden elf Rennen.

Drei Siege in acht Rennen und fünfmal Zweiter – niemand in der Formel 1 fährt derzeit auf solch einem hohen Niveau derart konstant. „Er macht einen großartigen Job“, lobte auch Hamilton. Beeindruckt von Rosbergs Gala-Form, verzichtete der 29-Jährige auf Sticheleien wie in den vergangenen Wochen und gab den fairen Verlierer. „Nico ist einfach gut. Das hier war das perfekte Rennen“, meinte Teamaufsichtsratschef Niki Lauda. Hamilton sei genauso gut. „Lewis muss aber seine Form wieder finden. Das wird er auch“, ist sich der Stern-Aufseher sicher.

Anderenfalls wird die Formel 1 wieder zu einer Solonummer wie zu besten Michael-Schumacher-Zeiten. Denn von der Konkurrenz droht den Silberpfeilen keine Gefahr. Auch nicht vom Serien-Weltmeister Red Bull. Daniel Ricciardos Überraschungssieg zwei Wochen zuvor hatte leise Hoffnung auf eine Mercedes-Krise keimen lassen – ein Irrglaube.

Vettel hakt Titelverteidigung ab

Ausgerechnet auf der Hausstrecke von Red Bull stellte der derzeitige Branchenführer die Hierarchie wieder her. „Besser kannst du nicht unterwegs sein“, meinte Lauda. Die Zahlen sprechen für sich: Rosberg führt die WM-Wertung nach dem achten von 19 Rennen mit 165 Punkten an, Hamilton (136) ist Zweiter. Ricciardo liegt als bester Nicht-Mercedes-Fahrer schon 82 Zähler hinter Rosberg, Vettel als Fünfter bereits 105.

„Dazu muss man kein Genie sein“, meinte der 26-Jährige zu seinen Titelchancen und hakte das Projekt fünfter WM-Erfolg nacheinander ab. Statt der erhofften Wende hatte sich in der Bergwelt der Steiermark die Talfahrt von Red Bull beschleunigt. Wieder hatte ein technischer Defekt Vettel ausgebremst und wegen Aussichtslosigkeit zur Aufgabe gezwungen – zum dritten Mal in dieser Saison. Ricciardo kam nicht über den achten Platz hinaus.

Der Schuldige ist längst ausgemacht: Motorenpartner Renault steht seit den ersten Testfahrten in der Kritik. Die Zwischenbilanz fällt desaströs aus. „Die Zuverlässigkeit ist unakzeptabel, die Leistung ist unakzeptabel“, schimpfte Teamchef Christian Horner in der BBC. „Es ist nicht unser Geschäft. Es ist nicht unsere Verantwortung. Wir sind die Endverbraucher, und es ist frustrierend, dass wir im Moment nicht das bekommen, was wir brauchen.“ Der Vertrag mit den Franzosen läuft noch bis 2015.

Bedenklich: In Spielberg fuhren sieben Autos mit Mercedes-Power im Heck unter die ersten Zehn. Ricciardo war der einzige mit Renault-Motor. Keine guten Aussichten auch für die Konstrukteurswertung, in der Red Bull (143) noch auf Rang zwei hinter Mercedes (301) steht. Bei Red Bull wird schon über Alternativen zu Renault nachgedacht. Ein eigener Motor ist aber auf jeden Fall keine Option, stellte Horner klar: „Wir bauen Chassis, keine Motoren.“