WM-Spitzenreiter Rosberg hat den Großen Preis von Österreich gewonnen und damit seinen dritten Saisonsieg gefeiert. Nach einem verkorksten Rennen schied Vettel vorzeitig aus.

Spielberg. Nico Rosberg strahlte mit der Sonne in der Steiermark um die Wette und feierte mit den knapp 100.000 Zuschauern. „Ihr seid fantastisch“, rief der Mercedes-Pilot nach seinem gefühlten „Heimsieg“ beim Großen Preis von Österreich vor seinem sichtlich angefressenen Teamkollegen Lewis Hamilton, der nach dem sechsten Silberpfeil-Doppelerfolg der Saison bereits 29 Punkte in der Gesamtwertung hinter Rosberg liegt.

Der Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg machte in Spielberg den nächsten Schritt in Richtung Nachfolge des viermaligen Champions Sebastian Vettel, der ausgerechnet auf dem Red Bull Ring ein weiteres Debakel erlebte und seinen „Suzie“ getauften RB10 zum dritten Mal in diesem Jahr vorzeitig abstellen musste.

„Das war definitiv ein cooler Tag, alles ist so aufgegangen, wie wir es strategiemäßig geplant hatten“, sagte der 28-jährige Rosberg, der sich langsam an den Gedanken an seinen möglichen ersten Titelgewinn gewöhnen muss: „Ich denke natürlich hin und wieder darüber nach. Aber in erster Linie lebe ich den Moment. Wenn ich beim nächsten Rennen alles richtig mache, fahre ich auf Pole und gewinne wieder, darum geht es zur Zeit.“

Großes Lob gab es auch von Niki Lauda, dem dreimaligen Weltmeister und Aufsichtsratsvorsitzenden von Mercedes-Motorsport: „Man muss beim Nico einfach sagen: Als es darauf ankam, hatte er den Extra-Speed, da konnte der Lewis dann nicht mehr herankommen“, so der Österreicher bei RTL: „Er war heute der Bessere, das muss man ganz klar sagen. Lewis knabbert jetzt daran, er muss versuchen, das wieder umzudrehen.“

Die Luxus-Probleme von Hamilton hätte Sebastian Vettel derzeit gerne. „Viel Lust zu reden, habe ich nicht. Ich stehe hier und mache keine Punkte, das ist bitter“, sagte der 26-Jährige: „Warum es bei mir immer was anderes ist, weiß ich nicht. Aber es ist klar, dass man so nicht in die Gänge kommt.“

Ein bisschen Trost gab es von Red-Bull-Teamchef Christian Horner. „Das ist tatsächlich so eine dunkle Wolke, die über ihm schwebt. Das war einfach ein Riesenpech für Seb. Wir müssen herausfinden, was mit dem Motor passiert ist. Es sind die gleichen Leute, die im letzten Jahr Rennen und den Titel gewonnen haben“, so der Engländer bei Sky.

Platz drei hinter den Silberpfeilen belegte der Finne Valtteri Bottas vor seinem Williams-Teamkollegen Felipe Massa, der zum ersten Mal seit 2008 von der Pole Position gestartet war. Für Bottas war es der erste Podiumsplatz in seiner Karriere.

Nico Hülkenberg (Force India) holte als Neunter erneut Punkte, Kanada-Sieger Daniel Ricciardo (Australien) landete im zweiten Red Bull diesmal auf Rang acht. Adrian Sutil (Gräfelfing) im Sauber musste sich mit dem 13. Rang begnügen. In der WM-Gesamtwertung liegt Rosberg (165) jetzt bereits 29 Punkte vor Hamilton (136), Dritter ist Ricciardo (83) vor dem diesmal fünftplatzierten Fernando Alonso (Spanien/79) und Vettel (Heppenheim/60).

Bereits kurz nach einem unauffälligen Start setzten die Probleme bei Vettel ein. „Ich verliere Leistung, sagt mir, was ich tun soll“, funkte ein verzweifelter Titelverteidiger. Wenig später gab es allerdings Entwarnung. „Warum auch immer, es geht wieder“, so Vettel, der zu diesem Zeitpunkt bereits einmal überrundet worden war.

Mit dem ersten Boxenstopp schnappte sich Rosberg Überraschungs-Polesetter Felipe Massa im Williams, der wenig später auch Hamilton auf der Strecke passieren lassen musste. Ein bisschen länger wehrte sich Massas Teamkollege Bottas, der von Rang zwei gestartet war. Doch auch der Finne musste Rosberg letztlich passieren lassen.

Hamilton, der schon beim Start von Rang neun auf fünf nach vorn geschossen war, hing anschließend hinter Bottas fest. An der Spitze fuhr derweil Sergio Perez im Force-India, der nicht zum Reifenwechsel gekommen war. In der 27. Runde war es dann aber für den Mexikaner vorbei mit dem Sammeln von Führungskilometern. Nacheinander schnappten sich Rosberg, Bottas und wenig später auch Hamilton Perez.

Am Ende des Feldes zerstörte Vettel bei dem Versuch, den Sauber-Piloten Esteban Gutierrez zu überholen, seinen Frontflügel und musste an die Box, um diesen auszutauschen. Wenig später holte das Team den Weltmeister rein - sein Arbeitstag war beendet.

Mit dem zweiten Boxenstopp schnappte sich Mercedes auch Bottas. Gegen die Regel kam Hamilton als erster Silberpfeil zum Reifenwechsel, Williams war überrascht, und Bottas lag nach seinem Wechsel hinter beiden Mercedes-Piloten. Anschließend gab es für Rosberg eine klare Ansage: „Du kämpfst mit Lewis bis zum Ende.“ Ein Kampf, den Rosberg souverän für sich entschied. „In der letzten Runde wusste ich, dass ich das Ding gewinne. Für mich war es da nicht mehr so spannend“, so Rosberg: „Ich wusste: Wenn er in den ersten drei Kurven nicht in Angriffsnähe ist, dann kommt er nicht vorbei.“