Dem Weltmeister fehlt das Kreischen der höher drehenden V8-Triebwerke. Zum Auftakt der Testfahrten wird Vettel von einem Montagefehler gestoppt.

Jerez. Sebastian Vettel war in den ersten Stunden der neuen Formel-1-Saison zum Zuschauen verdammt. „Ein Teil ist falsch herum montiert worden“, erklärte der Weltmeister am ersten Tag der Testsession im spanischen Jerez. Und weil der am Morgen vorgestellte nagelneue RB10 „wie ein Puzzle“ ist und sein Zusammenbau durchaus etwas mit „Raketenwissenschaft“ zu tun hat, stand Vettel zunächst still.

Der große Konkurrent Mercedes war bis zum Mittag einen kleinen Schritt weiter, hatte aber auch so seine Sorgen. Zwar präsentierten die Schwaben im W05 wie Red Bull eine sehr ansehnliche Antwort auf die Frage, wie hässlich die neuen Nasen der Formel-1-Renner sein müssen, doch ausgerechnet ein sich lösender Frontflügel stoppte Ex-Weltmeister Lewis Hamilton bei einer seiner wenigen Runden. Immerhin ging der Unfall glimpflich aus, Schaden gab es nur am Silberpfeil.

Überhaupt hielten sich die Teams in den ersten Stunden mehr oder weniger freiwillig sehr zurück. „Unser Ziel war es, unser Auto überhaupt hierherzubringen“, stellte Red-Bull-Teamchef Christian Horner klar. Auch wenn der RB10 zunächst stand, war das schon mehr, als zum Beispiel Marussia (Auto kommt erst Mittwoch) oder Lotus (kommt gar nicht) überhaupt zu leisten imstande waren. Ferrari-Rückkehrer Kimi Räikkönen wurde zudem schon in der ersten Runde aus Sicherheitsgründen von den Ingenieuren gestoppt.

Auch ohne Testfahrt wagte Sebastian Vettel einen Ausblick auf die Saison: „Das Fahren wird sich verändern. Wir werden nicht das ganze Rennen Vollgas geben können, weil wir Sprit sparen müssen“, so Vettel, der prophezeite: „Die Abstände werden größer werden.“ Nach drei oder vier Rennen werde man sehen, wo man steht, dann könne man auch Erwartungen formulieren.

Vettel vermisst schon den Sound der alten Autos: „Ich liebe den V8. Für mich geht es in die falsche Richtung.“ Immerhin war bei den ersten Kostproben der Turbos ein durchaus angenehmes dumpfes Grollen zu vernehmen, dem allerdings das Kreischen der höher drehenden V8-Triebwerke fehlte.

Durch die Regeländerungen werde sein neues Arbeitsgerät zwar mehr Drehmoment, aber deutlich weniger Grip haben und mehr rutschen. „Das ist ein Schritt zurück“, so Vettel. Zuvor hatte sein Teamchef Horner angemerkt, dass es für die vielen Neuerungen vielleicht der falsche Zeitpunkt sei, „auch, weil es so viel kostet“. Die Mehrkosten lägen bei 20 bis 25 Prozent.