Ein Kommentar von Achim Leoni

Man hätte die Uhr danach stellen können: Kaum dass die Formel-1-Rennställe die Dienstwagen für die kommende Saison enthüllten, begann die Fan-Gemeinde, sich über deren Anblick leidenschaftlich das Maul zu zerreißen. So viel wie in diesem Jahr wurden die Nasen über die Nasen allerdings noch nie gerümpft. Die Frontpartie des McLaren erinnerte Stilkritiker an einen „Rüssel“, die des Lotus an einen „Gabelstapler“, der Ferrari mute wie ein „Staubsauger“ an, der Force India komme gar wie ein „Alien“ daher.

Die Erfahrung lehrt, dass die Optik in den Hintergrund tritt, sobald erste vergleichbare Ergebnisse vorliegen. Viel wichtiger als das Aussehen ist ja zumindest im Automobilrennsport auch, dass die inneren Werte stimmen: Motorleistung, Verbrauch, Aerodynamik, Zuverlässigkeit.

Was sie betrifft, stehen die Ingenieure diesmal vor einer besonderen Herausforderung. Sie müssen in der kürzesten Winterpause aller Zeiten die größte Regelreform aller Zeiten auf die Straße bringen: eine völlig neue Antriebstechnik, tief greifend veränderte Vorschriften für den Bau der Karosserie, neue Gewichts- und Treibstoffbegrenzungen.

Was uns die Stardesigner der Branche jetzt präsentieren, ist nichts anderes als der Versuch, aus diesen Vorgaben etwas Schnelles zu zaubern. Die Regel bestimmt das Design – das ist gewissermaßen der dialektische Materialismus der Königsklasse. Ansonsten ist es wie auch sonst im Leben: Erfolg macht sexy. Alles andere ist Geschmackssache.